Substanzkonsum und substanzbezogene Störungen

Author(s):  
Alexander Pabst ◽  
Daniela Piontek ◽  
Ludwig Kraus ◽  
Stefanie Müller

Ziel: Untersucht wurden Prävalenzen des Konsums sowie substanzbezogener Störungen von illegalen Drogen, Alkohol, Tabakwaren und Medikamenten. Methodik: Die Stichprobe des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) 2009 umfasst 8.030 Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren und wurde in einem zweistufigen Verfahren auf Grundlage der Einwohnermelderegister zufällig gezogen. Die Befragung erfolgte schriftlich, telefonisch bzw. über das Internet und erzielte eine Antwortrate von 50.1 %. Ergebnisse: In den letzten 12 Monaten haben 4.8 % der Befragten Cannabis, 0.8 % Kokain und 0.7 % Amphetamine konsumiert. Bezogen auf die letzten 30 Tage gaben 59.9 % einen risikoarmen und 16.5 % einen riskanten Alkoholkonsum an. Als aktuelle Raucher (30-Tage-Prävalenz) konnten 29.2 % der Befragten klassifiziert werden. Mit einer 12-Monats-Prävalenz von 61.6 % waren Schmerzmittel die am häufigsten eingenommenen Medikamente. Schätzungen zu substanzbezogenen Störungen ergaben für Cannabisabhängigkeit 1.2 % und für Nikotinabhängigkeit 6.3 %. Für problematischen Alkoholkonsum wurden 19.0 % und für problematischen Medikamentengebrauch 4.0 % ermittelt. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse belegen eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung des Substanzkonsums in Deutschland. Um negative Konsequenzen des Konsumverhaltens zu vermeiden, sind eine effektive Versorgung behandlungsbedürftiger Personen sowie frühzeitige Präventionsbemühungen erforderlich.

2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


Praxis ◽  
2004 ◽  
Vol 93 (46) ◽  
pp. 1911-1916
Author(s):  
Benz ◽  
Suter
Keyword(s):  

Ein tiefes HDL-Cholesterin und eine hohe Triglyzeridkonzentration sind eine häufige Konstellation in der Praxis und gelten als Risikofaktoren für die Entstehung arteriosklerotischer Veränderungen. Die geringe pharmakologische Beeinflussbarkeit vor allem des HDL-Cholesterins (HDL-C) aber auch der Triglyzeride (Tg) rückte diese beiden Faktoren für eine Therapie in den Hintergrund. Anhand von Fallbeispielen aus unserer Sprechstunde möchten wir zum einen die inverse Beziehung des HDL-C zu den Tg in Erinnerung rufen und die nichtpharmakologischen Massnahmen zur Verbesserung dieser Werte aufzeigen.


2015 ◽  
Vol 79 (05) ◽  
pp. 407-414
Author(s):  
S. Völker ◽  
C. Schreiber ◽  
H. Müller ◽  
N. Zacharias ◽  
T. Kistemann

ZusammenfassungNach der Novellierung der Trinkwasserverordnung im Jahr 2011 sind die Anforderungen an die hygienisch-mikrobiologische Überwachung von Trinkwasser-Installationen nochmals erheblich gestiegen. Im BMBF-geförderten Projekt „Biofilm-Management“ (2010–2014) untersuchten wir, inwieweit etablierte Probenahmestrategien in der Praxis systemweit mit Legionellen kontaminierte Trinkwasser-Installationen aufdecken können, und welche zusätzlichen Parameter geeignet sind, eine systemweite Kontamination zu erfassen. Wir unterzogen die Trinkwasser-Installation von 8 Gebäuden mit bekannter mikrobieller Kontamination (Legionellen) einer intensiven hygienisch-mikrobiologischen Beprobung mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung. Insgesamt wurden 626 Trinkwarmwasser-Proben mit klassischen kulturellen Verfahren untersucht. Außerdem wurden in jedem Gebäude eine umfassende hygienische Ortsbesichtigung durchgeführt und qualitative Interviews mit Betreibern und Nutzern geführt. Erhobene zapfstellenspezifische Parameter wurden quantitativ mittels Sensitivitäts- und Korrektklassifikationsberechnungen analysiert. Das systemweite Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen weist eine hohe räumliche und zeitliche Variabilität auf. Etablierte Probenahmestrategien waren nur eingeschränkt geeignet, langfristig bestehende Legionellen-Kontaminationen von Trinkwasser-Installationen zu detektieren. Insbesondere die Beprobung von Warmwasser-Vorlauf und Zirkulationsrücklauf zeigte wenig Aussagekraft hinsichtlich des Kontaminationsgeschehens. Deutlich besser ließ sich eine systemweite Legionellen-Kontamination mittels der Parameter Stagnation (qualitativ) und Temperatur (Einhaltung der 5K-Regel) aufzeigen.


2008 ◽  
Vol 17 (01) ◽  
pp. 24-30
Author(s):  
W. Kemmler ◽  
K. Engelke ◽  
S. v. Stengel
Keyword(s):  

ZusammenfassungGanzkörpervibrationstraining ist eine neue Trainingsmethode, deren Effektivität zur Osteoporoseprävention derzeit untersucht wird. In tierexperimentellen Studien konnte gezeigt werden, dass mechanische Reize mit geringer Intensität eine hohe osteoanabole Wirkung entfalten, wenn sie mit einer hohen Reizfrequenz appliziert werden. Im Gegensatz dazu weisen die wenigen klinischen Vibrationsstudien mit humanen Kollektiven heterogene Ergebnisse auf. Dennoch deuten sie darauf hin, dass Ganzkörpervibrationstraining auch beim Menschen einen Effekt im Zusammenhang mit der positiven Beeinflussung osteoporotischer Risikofaktoren haben könnte. Die Interpretation der Studienergebnisse zur Aussprache konkreter Trainingsempfehlungen gestaltet sich auf Grund großer Unterschiede hinsichtlich des angewendeten Vibrationsreizes, der Trainingsprotokolle, der untersuchten Kollektive und der gewählten osteodensitometrischen Endpunkte äußerst schwierig. Sollte der positive Effekt von Vibrationstraining in weiteren Studien bestätigt werden, so würde dieses Training besonders für ältere Menschen, bei denen intensive, knochenwirksame Reize innerhalb eines körperlichen Trainings schwer realisierbar sind, eine wirksame Methode zur Reduktion des Osteoporoserisikos darstellen.


2018 ◽  
Vol 18 (01) ◽  
pp. 19-27
Author(s):  
M. Lacher ◽  
J.-H. Gosemann

ZusammenfassungAnorektale Malformationen (ARM) umfassen ein breites Spektrum angeborener anorektaler Fehlbildungen mit unterschiedlicher Komplexität und Prognose. Die Komplexität der ARM und das funktionelle Ergebnis werden durch häufig assoziierte Fehlbildungen des Urogenitaltrakts, der lumbosakralen Wirbelsäule sowie des Spinalkanals bestimmt.Obwohl teratogene und auch genetische Einflüsse diskutiert werden, bleibt die Ätiologie dieser kongenitalen Malformationen unklar. Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes sollten Kinder mit einer ARM in einem spezialisierten Zentrum für Kinderchirurgie behandelt werden. Für die Verhinderung postoperativer Probleme und zum Erreichen des bestmöglichen funktionellen Langzeitergebnisses sind eine hohe Expertise des behandelnden Teams und die genaue Kenntnis der individuellen Besonderheiten der einzelnen ARM obligat. Durch eine gute operative Versorgung, interdisziplinäre Betreuung und engmaschige Nachbehandlung können eine hohe Rate an Stuhl- und Urinkontinenz sowie eine möglichst normale psychosoziale Entwicklung des betroffenen Kindes erreicht werden.


2008 ◽  
Vol 65 (11) ◽  
pp. 667-674 ◽  
Author(s):  
Cora Alexandra Vökt ◽  
Eva Visca ◽  
Sevgi Tercanli

Mindestens 5% aller Frauen erkranken an einer symptomatischen, viralen Infektion während der Schwangerschaft. Weit mehr Schwangere durchleben eine akute Infektion, welche subklinisch oder gänzlich asymptomatisch verläuft und somit in der Regel unentdeckt bleibt [1]. Eine transplazentare Transmission mit konsekutiver fetaler Infektion ist kein seltenes Ereignis und kann schwerwiegende Folgen für die Schwangerschaft und die Gesundheit des Kindes haben. Die bedeutendsten diesbezüglichen materno-fetalen Infektionen werden unter dem Akronym TORCH (Toxoplasmose, Others, Röteln, Cytomegalie, Herpes) subsummiert. Bei begründetem Verdacht auf eine potentiell embryopathische oder fetopathische Infektion kann mittels eines positiven Polymerase Chain Reaction (PCR)-Befundes im Fruchtwasser die fetale Infektion bewiesen werden, jedoch nicht die Frage oder das Ausmaß einer intrauterinen Schädigung beantwortet werden. Denn Infektion heißt nicht zwangsläufig Erkrankung. Die meisten betroffenen Feten erscheinen sonographisch unauffällig, allerdings können Auffälligkeiten auch erst im Verlauf auftreten; regelmäßige Ultraschallverlaufskontrollen sind notwendig. Können charakteristische Ultraschallbefunde, wie Wachstumsrestriktion, Aszites, Hydrops, Ventrikulomegalie, intrakranielle Kalzifikationen, Hydrozephalus, hyperechogener Darm, Plazentomegalie und abnorme Fruchtwassermenge in der Hochrisikopatientin gefunden werden, so haben diese eine hohe prädiktive Aussagekraft für eine manifeste fetale Infektion und können auch von prognostischer Bedeutung sein. Gewisse sonographische Befunde sind regelrecht pathognomonisch für spezielle Infektionen. So ist eine Ventrikulomegalie in Kombination mit intrakraniellen und hepatischen Kalzifikationen typisch für eine Zytomegalievirusinfektion, eine kombinierte Augen- und Herzfehlbildung für ein kongenitales Rötelnsyndrom und Extremitätenfehlbildungen mit Gelenkskontrakturen in Verbindung mit zerebralen Auffälligkeiten für eine Varizella-Zoster bedingte Schädigung. Auch bei sonographischen fetalen Auffälligkeiten im Niedrigrisikokollektiv sollte deshalb differentialdiagnostisch an eine fetale Infektion gedacht werden, insbesondere wenn mehrere Organe betroffen sind, eine fetale Wachstumsrestriktion besteht und/oder eine auffällig dicke Plazenta und abnorme Fruchtwassermenge zur Darstellung kommen.


Author(s):  
Malte Ziemann

ZusammenfassungDie transfusionsassoziierte Graft-versus-Host-Erkrankung (ta-GvHD) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Nebenwirkung der Transfusion zellulärer Blutprodukte, die durch restliche Lymphozyten des Blutspenders hervorgerufen wird. Risikofaktoren für eine ta-GvHD sind eine geschwächte T-zelluläre Abwehr des Patienten, eine hohe Zahl residueller Lymphozyten im Blutprodukt und eine einseitige HLA-Inkompatibilität zwischen Spender und Empfänger. Durch eine Bestrahlung zellulärer Blutkomponenten mit mindestens 25 Gray lässt sich eine ta-GvHD sicher verhindern. In der gerade erschienenen 5. Auflage der Querschnitts-Leitlinien der Bundesärztekammer zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten wurden einige Indikationen zur Bestrahlung gelockert, da Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, dass hier auch nach Transfusion unbestrahlter Blutprodukte kein Risiko für eine ta-GvHD besteht. So stellen lymphatische Neoplasien nicht mehr generell eine Bestrahlungsindikation dar, sondern nur, wenn ein Hodgkin-Lymphom oder ein schwerer T-Zell-Defekt vorliegt oder wenn bestimmte Therapien durchgeführt werden bzw. wurden (z. B. Gabe von Purinanaloga). Zu anderen Indikationen finden sich in den revidierten Querschnitts-Leitlinien erstmals Empfehlungen zur Verwendung bestrahlter Blutkomponenten: Dies betrifft z. B. hämatoonkologische Patienten unter Therapie mit ATG oder Alemtuzumab. Der Artikel fasst den aktuellen Erkenntnisstand zur ta-GvHD kurz zusammen und erläutert die Änderungen der revidierten Querschnitts-Leitlinien.


Pflege ◽  
2018 ◽  
Vol 31 (3) ◽  
pp. 145-154 ◽  
Author(s):  
Carola Maurer ◽  
Birgit Vosseler ◽  
Beate Senn ◽  
Heidrun Gattinger
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Hintergrund: Mobilitätseinschränkungen sind eine Ursache für Pflegebedürftigkeit. Deswegen ist die Förderung der Mobilität in Pflegeheimen bedeutsam. Das kinästhetische Konzept bietet eine Möglichkeit, Bewohnende in ihrer Aktivität zu unterstützen. Sie können ihre eigenen Ressourcen nutzen und dadurch ihre funktionelle Beweglichkeit erhalten bzw. verbessern. Ziel: Die vorliegende Untersuchung zeigt die Merkmale des Interaktionsgeschehens zwischen Heimbewohnenden mit Bewegungseinschränkungen und Kinästhetik-Fachpersonen während einer Mobilisation auf. Methode: Eine Sekundäranalyse von neun Videosequenzen erfolgte anhand der Grounded Theory-Kodierverfahren nach 33-1Strauss und Corbin (1996). Die ermittelten Kategorien sind in einem Basismodell dargestellt. Ergebnisse: Im Zentrum des Interaktionsgeschehens bei bewegungseingeschränkten Bewohnenden steht die angepasste Bewegungsunterstützung. Diese kann sich mittels angewandter Strategien wie dem Führen-Folgen-Prozess positiv auf die Eigenaktivitäten der Betroffenen auswirken. Beeinflussende Faktoren, beispielsweise die Tagesverfassung des Bewohnenden, wirken sich dabei auf die Strategien der Fachpersonen aus. Es ist erforderlich, dass Pflegepersonen in der Interaktion unter anderem eine hohe Wahrnehmungskompetenz zeigen. Schlussfolgerung: Die angepasste Bewegungsunterstützung bezieht Bewohnende aktiv in den Mobilisationsprozess ein. Pflegepersonen benötigen entsprechende Schulungen, um die Ressourcen der Bewohnenden fördern zu können.


2020 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 98-106
Author(s):  
Markus Knuf ◽  
Alexa Kunze

ZUSAMMENFASSUNGInfektionen mit Neisseria meningitidis sind eine der Todesursachen bei Kindern jenseits der Neugeborenenperiode mit der höchsten Inzidenz bei Säuglingen unter 12 Monaten. Die Epidemiologie invasiver Meningokokken-Erkrankungen (IME) variiert regional und temporär sowie die auslösenden Serotypen (A, B, C, W, X und Y) betreffend. IME zeigen einen akuten Verlauf und bedeuten eine hohe Langzeitbelastung für jeden Einzelnen. Bis zu 10 % der Patienten sterben innerhalb der ersten 48 Stunden. Bei 10–20 % der Überlebenden finden sich Folgeschäden. Nach Einführung der Routine-MenC-Impfung bleiben MenB und WY ein ernstzunehmender Grund von IME. In Deutschland ist die Inzidenz von IMD insgesamt niedrig und abnehmend. Es sind zwei verschiedene MenB-Impfstoffe verfügbar. Beide basieren auf einer Multikomponenten-Proteinstruktur. Die MenC-Vakzine ist ein Konjugatimpfstoff.Streptococcus pneumoniae kolonisiert den menschlichen Nasopharynx. Abhängig vom Wirt und weiteren Faktoren können durch Pneumokokken invasive Erkrankungen (IPD), wie Meningitis, Sepsis und bakterielle Pneumonie, ausgelöst werden. Es sind zwei verschiedene Vakzin-Typen verfügbar, zum einen konjugierte und zum anderen ein unkonjugierter Impfstoff (Polysaccharidimpfstoff). Konjugierte Polysaccharid-Impfstoffe (PCV) sind in zwei verschiedenen Formulierungen verfügbar, 10- und 13-valent. Bei Erwachsenen kommt ein 23-valenter unkonjugierter Polysaccarid-Impfstoff zur Anwendung. Mehr als 30 Länder haben weltweit inzwischen im Rahmen nationaler Impfprogramme 7 den, 10- bzw. 13-valenten PCV eingeführt. Es sind eine hohe Wirksamkeit und Effektivität unter den geimpften als auch ungeimpften Kindern und Erwachsenen nachweisbar. Allerdings ist auch ein Anstieg der IPD zu beobachten, welche durch Serotypen verursacht werden, die nicht im Impfstoff enthalten sind. Dieses Phänomen wird „Replacement” genannt.


2010 ◽  
Vol 7 (03) ◽  
pp. 179-189 ◽  
Author(s):  
D. Reich-Erkelenz ◽  
B. Janssen ◽  
K. Sommerlad ◽  
W. Gaebel ◽  
P. Falkai ◽  
...  

ZusammenfassungMit Einführung des neuen Entgeltsystems in Psychiatrie und Psychosomatik sowie der Einführung neuer Versorgungsmodelle stellt sich die Frage, wie sich diese Entgelt- und Versorgungsmodelle auf die Qualität der psychiatrisch-psychotherapeutischen sowie der psychosomatischpsychotherapeutischen Behandlung auswirken. Darum bedarf es begleitend zur gegenwärtigen Einführung eines neuen Entgeltsystems für die Bereiche Psychiatrie und Psychosomatik auch der Einführung von qualitätsorientierten Versorgungsanalysen, wobei als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine sektorenübergreifende Qualitätsmessung konsentierte und valide Qualitätsindikatoren zu entwickeln sind. Dabei spielen neben der Abbildung der Strukturqualität psychiatrischer und psychosomatischer Versorgungseinrichtungen insbesondere Indikatoren der Prozess- und Ergebnisqualität eine zentrale Rolle, die nach Möglichkeit mit den routinemäßig verfügbaren Daten gut messbar sind, eine hohe Aussagekraft besitzen und Aspekte der Qualität der Behandlung über den gesamten Krankheitsverlauf und, wenn möglich, über Grenzen der Versorgungssektoren ambulant vs. stationär hinweg darstellen können. Dabei ist darauf zu achten, dass es nicht zu einem übermäßigen Dokumentationsaufwand zu Lasten der Behandlungsqualität kommt. In dem vorliegenden Beitrag wird ein möglicher Entwicklungsprozess für Qualitätsindikatoren in der Psychiatrie skizziert. Weiterhin werden einige Beispiele für bereits vorgeschlagene Qualitätsindikatoren für die Diagnostik und Behandlung der Schizophrenie und Depression vorgestellt. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die aus der Entwicklung der Leitlinien abgeleiteten Qualitätsindikatoren ihre Praxistauglichkeit erst unter Beweis stellen müssen, um sinnvolle Steuerungswirkungen entfalten zu können.


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