Gottmans Balance-Theorie im Kontext von Eltern-Kind-Beziehungen

2020 ◽  
Vol 68 (4) ◽  
pp. 229-242 ◽  
Author(s):  
Nina Heinrichs ◽  
Marie Püffel ◽  
Arnold Lohaus ◽  
Kerstin Konrad ◽  
Wolfgang Briegel

Zusammenfassung. Gottman hat in seiner Balance-Theorie zu Paarbeziehungen postuliert, dass das Verhältnis von positiven zu negativen Interaktionen relevanter für die Stabilität und Zufriedenheit von Beziehungen sei als das absolute Ausmaß dieser Interaktionsqualitäten. Dieser Artikel behandelt die Frage, ob und inwiefern man die Balance-Theorie von Gottman auf Eltern-Kind-Beziehungen übertragen kann. Nach einer Übersicht über die Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Übertragung wird im empirischen Teil anhand eines Datensatzes einer Pflegefamilienstudie (GROW&TREAT; N = 251 Familien, davon 94 Pflegefamilien) exploriert, ob der Beziehungsindex (das Verhältnis von positiver zu negativer kindlicher Beziehungsgestaltung) in der Lage ist, die Zufriedenheit mit der Eltern-Kind-Beziehung 1 Jahr später vorherzusagen. Darüber hinaus wird untersucht, ob dieser Zusammenhang über ein Entfremdungserleben mediiert wird. Der Beziehungsindex stellte sich als signifikanter Prädiktor dar, allerdings können auch die jeweiligen absoluten Häufigkeiten die Zufriedenheit mit der Beziehung vorhersagen, jedoch scheint hier bei den (Pflege-)Müttern nur das Ausmaß positiver, bei den (Pflege-)Vätern eher nur das Ausmaß negativer Beziehungsgestaltung bedeutsam zu sein. Eine Mediation über die Entfremdung ließ sich nicht feststellen, da die Varianz in deren Erleben zu gering war und die Voraussetzungen für eine Mediation nicht erfüllt wurden. Des Weiteren wollen wir zur Diskussion über die mögliche Rolle solcher Indizes in der Psychotherapie anregen.

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