Antithrombotische Therapie während und nach Transkatheter-Aortenklappenersatz (TAVI)

2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 96-101
Author(s):  
Wolfgang Bocksch ◽  
Martin Steeg ◽  
Antonios Kilias

ZUSAMMENFASSUNGDer Transkatheter-Aortenklappenersatz (TAVI) ist heute der häufigste Eingriff an der Aortenklappe in Deutschland, Tendenz steigend. Gegenüber der konservativen Therapie der Aortenklappenstenose bei inoperablen Patienten ist die TAVI hochüberlegen, bei operablen Hochrisiko-, Intermediärrisiko- und auch Niedrigrisiko-Patienten ist die TAVI gleichwertig oder sogar dem operativen Aortenklappenersatz überlegen. Die peri- und postinterventionelle antithrombotische Therapie ist in kontrollierten klinischen Studien vergleichsweise schlecht untersucht. Ziel einer effizienten antithrombotischen Therapie ist die Minimierung des Thrombembolierisikos respektive Schlaganfallrisikos nach TAVI sowie die Reduktion passagerer Klappenthrombosen bei vertretbarem Blutungsrisiko. Die Standardbehandlung nach TAVI ist derzeit die duale Plättchenhemmung mit 100 mg ASS und 75 mg Clopidogrel für 3–6 Monate (ESC IIaC), Patienten mit hohem Blutungsrisiko können auch vertretbar mit einer Monotherapie versorgt werden (ESC IIbC). Patienten mit Vorhofflimmern sollten konventionell antikoaguliert werden (Vitamin K-Antagonist mit Ziel-INR 2–3 oder NOAK) kombiniert mit einer antithrombozytären Monotherapie für 3–6 Monate. Im Fall einer diagnostizierten Klappenthrombose ist die orale Antikoagulation mit einem NOAK oder einem Vitamin-K-Antagonisten mit einer Ziel-INR 3–4 bis zur Normalisierung des transstenotischen Gradienten zu verordnen.

2020 ◽  
Vol 49 (03) ◽  
pp. 57-61
Author(s):  
Christoph B. Olivier ◽  
Christoph Bode ◽  
Daniel Dürschmied

ZUSAMMENFASSUNGDieser Artikel soll einen Überblick über klinische Studien des Jahres 2019 zur antithrombotischen Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen geben. Im Jahr 2019 wurden auf den jährlichen Hauptkongressen der 3 international führenden kardiovaskulären Gesellschaften (American College of Cardiology, European Society of Cardiology und American Heart Association) 15 Studien zur antithrombotischen Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen vorgestellt und in einer der führenden Fachzeitschriften veröffentlicht. Der Trend geht zu einer personalisierten antithrombotischen Therapie. Während eine verkürzte Dauer der Thrombozytenaggregationshemmung nach perkutaner Koronarintervention eher sicher erscheint, profitieren Patienten mit hohem individuellem ischämischen Risiko möglicherweise von einer verlängerten intensivierten antithrombotischen Therapie. Die Standardtherapie für Patienten mit Vorhofflimmern nach perkutaner Koronarintervention besteht aus einem Nicht-Vitamin-K-Antagonist oralen Antikoagulanz und einem P2Y12-Inhibitor. Nach 12 Monaten ohne neues Ereignis reicht bei den meisten dieser Patienten eine orale Antikoagulation ohne zusätzliche Thrombozytenaggregationshemmung aus. Nach Katheter-gestütztem Aortenklappenersatz kann für Patienten ohne Indikation für eine orale Antikoagulation eine Therapie mit 10 mg Rivaroxaban nicht empfohlen werden.


2018 ◽  
Vol 143 (15) ◽  
pp. 1060-1064
Author(s):  
Christine Espinola-Klein

Was ist neu? Antithrombotische Therapie bei stabiler PAVK Die aktuellen deutschen und europäischen Leitlinien empfehlen bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) die Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer (ASS 100 mg oder Clopidogrel 75 mg).In der COMPASS (Cardiovascular OutcoMes for People using Anticoagulation StrategieS) -Studie wurde Patienten mit PAVK 2 × 2,5 mg Rivaroxaban zusätzlich zu ASS 100 mg gegeben. Dies führte zur signifikanten Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse (MACE = Major Adverse Cardiovascular Events) wie kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Ebenfalls signifikant reduziert wurden periphere Ereignisse (MALE = Major Adverse Limb Events) wie ischämiebedingte Major-Amputation und eine akute schwere Ischämie.Liegt bei Patienten mit einer PAVK die Indikation zur oralen Antikoagulation vor (z. B. bei Vorhofflimmern), empfehlen die aktuellen deutschen und europäischen Leitlinien die Monotherapie mit oralen Antikoagulantien ohne zusätzliche Thrombozytenaggregationshemmung. Antithrombotische Therapie nach peripherer Revaskularisation Nach peripherer Intervention wird in Analogie zur Koronarintervention meist passager eine duale Plättchenhemmung durchgeführt. Nach peripherer Bypass-Anlage wird in der Regel die Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer empfohlen. In Einzelfällen kann bei komplexem Venenbypass eine orale Antikoagulation und bei Kunststoffbypass eine duale Plättchenhemmung eingesetzt werden.


2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 82-85
Author(s):  
Uwe Zeymer

ZUSAMMENFASSUNGDie derzeitigen Leitlinien empfehlen bei Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit (KHK) eine antithrombotische Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel. Die orale Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) ist wenigstens genauso effektiv, aber mit mehr Blutungskomplikationen assoziiert. Daher wird diese Therapie in der klinischen Praxis bei Patienten ohne Zusatzindikation (Vorhofflimmern, Kunstklappe, venöse Thrombembolie) nicht eingesetzt. Eine Kombinationstherapie von ASS und einem VKA im Vergleich zu ASS reduziert die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen, ist aber am ehesten wegen der deutlich höheren Blutungsrate, nicht mit einer Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden. In der COMPASS-Studie führte die Kombination einer niedrig dosierten Therapie mit dem Faktor-Xa-Hemmer und ASS zu einer Senkung der kardiovaskulären und auch Gesamt-Sterblichkeit bei Patienten mit chronischer KHK. Die Reduktion der Rate ischämischer Ereignisse war in dieser Studie sogar größer als die durch ASS alleine im Vergleich zu Placebo. Damit steht mit der Kombination von ASS und 2x2,5 mg Rivaroxaban eine neue antithrombotische Therapie bei Patienten mit chronischer KHK und erhöhtem Risiko für ischämische Ereignisse zur Verfügung.


2006 ◽  
Vol 26 (02) ◽  
pp. 106-113
Author(s):  
H. Hölschermann

ZusammenfassungDer Myokardinfarkt ohne ST-Streckenhebung zählt zu den akut lebensbedrohlichen Manifestationen der koronaren Herzerkrankung. Eine kombinierte plättchenhemmende und antithrombotische Therapie (bestehend aus Azetylsalizylsäure, Clopidogrel, Heparin, und Glykoprotein-IIb/IIIa- Inhibititoren) zusammen mit einem früh-invasiven Vorgehen (d. h. Koronarangiographie und Stentimplantation innerhalb von 24-48 Stunden) verbessern das Ergebnis von Patienten mit akutem Nicht-ST-Hebungsinfarkt in der Primärversorgung. Durch eine duale Plättchenhemmung mit Clopidogrel und Azetylsalizylsäure wird das Risiko eines ischämischen Rezidivereignisses auch im Langzeitverlauf gesenkt. Eine antithrombotische Strategie wird in Zukunft idealerweise fatale Ereignisse vor einer Revaskularisation reduzieren und die Ergebnisse der perkutanen Koronarintervention verbessern können ohne gleichzeitig das Blutungsrisiko zu erhöhen.


2020 ◽  
Vol 68 (2) ◽  
Author(s):  
Silvio Romano ◽  
Elisa Salustri ◽  
Antonio G. Robles ◽  
Leonardo Calò ◽  
Maria Penco ◽  
...  

2020 ◽  
Vol 26 (23) ◽  
pp. 2686-2691 ◽  
Author(s):  
Ioannis Doundoulakis ◽  
Christina Antza ◽  
Haralambos Karvounis ◽  
George Giannakoulas

Background: Anticoagulation in patients with pulmonary embolism. Objective: To identify how non-vitamin K antagonist oral anticoagulants are associated with multiple outcomes in patients with pulmonary embolism. Methods: We performed a systematic search of systematic reviews via multiple electronic databases from inception to August 19th, 2019, without language restriction. Two authors independently extracted data and assessed the methodological quality of the included systematic reviews using the ROBIS tool. Results: We found twelve systematic reviews. Eleven SRs collected their data from randomized clinical trials and one from observational studies. All the included studies were published between 2014 and 2019 in English. The methodological quality of the 12 systematic reviews was low to high. None of the systematic reviews, which are included in our overview of systematic reviews, has evaluated the overall quality of evidence outcome using the Grading of Recommendations Assessments, Development and Evaluation (GRADE) approach. Conclusion: This is the first effort to summarize evidence about non-vitamin K antagonist oral anticoagulants in an overview of systematic reviews focusing exclusively on patients with pulmonary embolism. The evidence suggests that the non-vitamin K antagonist oral anticoagulants seem to be more effective and safer than a dualdrug approach with LMWH- VKA.


2021 ◽  
Vol 80 (5) ◽  
pp. 598-604
Author(s):  
Cindy G Boer ◽  
Ingrid Szilagyi ◽  
N Long Nguyen ◽  
Tuhina Neogi ◽  
Ingrid Meulenbelt ◽  
...  

ObjectivesVitamin K is hypothesised to play a role in osteoarthritis (OA) pathogenesis through effects on vitamin K-dependent bone and cartilage proteins, and therefore may represent a modifiable risk factor. A genetic variant in a vitamin K-dependent protein that is an essential inhibitor for cartilage calcification, matrix Gla protein (MGP), was associated with an increased risk for OA. Vitamin K antagonist anticoagulants (VKAs), such as warfarin and acenocoumarol, act as anticoagulants through inhibition of vitamin K-dependent blood coagulation proteins. VKAs likely also affect the functioning of other vitamin K-dependent proteins such as MGP.MethodsWe investigated the effect of acenocoumarol usage on progression and incidence of radiographic OA in 3494 participants of the Rotterdam Study cohort. We also examined the effect of MGP and VKORC1 single nucleotide variants on this association.ResultsAcenocoumarol usage was associated with an increased risk of OA incidence and progression (OR=2.50, 95% CI=1.94–3.20), both for knee (OR=2.34, 95% CI=1.67–3.22) and hip OA (OR=2.74, 95% CI=1.82–4.11). Among acenocoumarol users, carriers of the high VKORC1(BB) expression haplotype together with the MGP OA risk allele (rs1800801-T) had an increased risk of OA incidence and progression (OR=4.18, 95% CI=2.69–6.50), while this relationship was not present in non-users of that group (OR=1.01, 95% CI=0.78–1.33).ConclusionsThese findings support the importance of vitamin K and vitamin K-dependent proteins, as MGP, in the pathogenesis of OA. Additionally, these results may have direct implications for the clinical prevention of OA, supporting the consideration of direct oral anticoagulants in favour of VKAs.


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