Neurobiologische Modelle bei somatoformen Beschwerden
Zusammenfassung Einleitung: Somatoforme Störungen sind eine in sich heterogene Gruppe. Schmerzen stellen dabei eine sehr häufige Symptomatik dar. Das Wissen über neurobiologische Korrelate somatoformer Schmerzen ist enorm gewachsen. Methodik: Mittels einer selektiven Literaturanalyse werden aktuelle Erkenntnisse zum Zusammenhang von somatoformen Schmerzen und zwischenmenschlichen Beziehungsstörungen dargestellt. Ergebnisse: Sowohl (frühkindliche) Beziehungstraumata als auch biografisch spätere und aktuelle Störungen der zwischenmenschlichen Beziehungen können sich in Form von chronischen Schmerzen äußern. Schmerz kann in einer Untergruppe von Betroffenen den Charakter eines Gefühls wie Wut, Angst oder Traurigkeit annehmen. Die diesbezüglichen neurobiologischen Grundlagen sind hochkomplex und betreffen u.a. sowohl genetische, molekulare und neurale Mechanismen. Schlussfolgerung: Die Ätiologie von somatoformen Störungen ist multifaktoriell, die Grenzen zwischen einer mehr primär psychoreaktiven bzw. psychosozialen und einer mehr primär biologischen Genese fließend. Psychosoziale Einflüsse spielen gerade in Anbetracht der modernen neurobiologischen Erkenntnisse bei vielen chronischen Schmerzpatienten eine wichtige Rolle. Primär seelischer Schmerz kann sich primär somatisch ausdrücken, aber auch in anderer Richtung gibt es eine entsprechende Beeinflussbarkeit. Daher sollte die Möglichkeit psychotherapeutischer (Mit-)Behandlung bei vorliegender chronischer Schmerzstörung immer sorgfältig geprüft werden. Hierbei müssen zusätzlich kulturelle wie historische Einflüsse berücksichtigt werden.