Pharmakologische Eigenschaften von Notfallmedikamenten unter Extrembedingungen
Zusammenfassung Notfallmedikamente kommen an nahezu allen Orten dieser Erde zum Einsatz. Damit werden sie unterschiedlichsten Umweltbedingungen (Kälte, Hitze, direkte Sonneneinstrahlung) ausgesetzt. Sämtliche Daten zur Pharmakokinetik, Pharmakodynamik, Medikamentensicherheit und -haltbarkeit werden jedoch unter standardisierten Bedingungen erhoben, die sich von den Anwendungsbedingungen in der Notfallmedizin erheblich unterscheiden können. Durch die Kälte bei Wintereinsätzen im Gebirge können ebenso wie bei Einsätzen in großer Hitze und bei direkter Sonnenexposition chemische Reaktionen entstehen, welche die Eigenschaften der Medikamente bis hin zur kompletten Wirkungslosigkeit verändern können. Zusätzlich können Unterkühlung oder Überhitzung des Patienten zu einer Zentralisation bzw. Vasodilatation führen und damit das pharmakologische Verteilungsvolumen erheblich verändern, woraus Unter- bzw. Überdosierungen resultieren können. Gleichzeitig kann durch einen temperaturbedingt veränderten Metabolismus die Konjugation und Elimination von Medikamenten beeinflusst sein und zu einer unvorhersehbaren Verlängerung der Medikamentenwirkung führen. Trotz der erheblichen klinischen Relevanz dieser Thematik existieren bisher kaum Daten zu den konkreten Effekten extremer Umweltbedingungen auf die pharmakologischen Eigenschaften von Notfallmedikamenten. Diese Übersicht soll dazu dienen, den aktuellen Kenntnisstand der notfallmedizinischen Pharmakotherapie unter Extrembedingungen darzustellen.