Warum die Wahrnehmung von Kippfiguren bei jungen Kindern nicht kippt

2000 ◽  
Vol 19 (1/2) ◽  
pp. 71-80
Author(s):  
Christian Hülsken

Zusammenfassung: Nur wenige Untersuchungen beschäftigen sich mit der Entwicklung der Umkehr der Wahrnehmung beim Betrachten einer Kippfigur. Rock, Gopnik und Hall (1994) präsentierten 3- und 4-jährigen Kindern Kippfiguren und stellten fest, dass nicht eines der Kinder ohne Kenntnis der Wahrnehmungsalternativen eine Umkehr berichtete. Die Kinder benötigten eindeutige Hinweise und bis zu 5 Minuten Zeit, ehe sie die Doppeldeutigkeit entdeckten. Gopnik und Rosati (2001) zeigten, dass ein Verständnis repräsentationaler Diversivität Voraussetzung für das Erleben des Kippphänomens ist. In der vorliegenden Studie wurde sowohl 4- und 5-jährigen Kindern als auch Erwachsenen der Hasen-Enten-Kopf von Jastrow (1900) vorgelegt. 92% der Erwachsenen und nur 8% der Kinder entdeckten die zwei Wahrnehmungsalternativen, bevor alle Probanden über die Alternativen informiert wurden. Mit den Kindern wurde zusätzlich eine Aufgabe zur Perspektivenübernahme durchgeführt. Zwei Wochen nach der ersten Sitzung folgte eine zweite, in der den Kindern erneut der Hasen-Enten-Kopf gezeigt wurde. Nur 56% berichteten eine Umkehr, 25% schienen unfähig, beide Wahrnehmungsalternativen zu sehen. Die Ergebnisse zeigen, dass neben einem Verständnis von repräsentationaler Diversität auch ein Verständnis der Intentionalität des Sehens von Kippfiguren erforderlich ist, um das Kippphänomen zwei oder drei Wochen später erneut herbeizuführen.

Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document