Schranken der Kommunikation als Bedingung von Evolution
Zusammenfassung Ein evolutionsfähiges System setzt seine Angepasstheit als Bedingung seiner Möglichkeit immer schon voraus. Die strukturellen Kopplungen eines autopoietischen Systems mit seiner Umwelt vermitteln zugleich normales Angepasstsein wie laufende Irritation, dienen aber nicht der Verbesserung der Anpassung an die Umwelt. Evolutionäre Änderungen finden vielmehr ihre Ansatzpunkte im System selbst, indem interne Probleme sich so zuspitzen, dass sie nur durch Strukturmodifikationen bearbeitet werden können. Dieses Verständnis von Evolution lässt sich am Beispiel der Gesellschaft als sozialem System an den Formen der ihr möglichen Kommunikation demonstrieren: die Sprache normalisiert die konstitutive Unterscheidung von Information und Mitteilung, die Schrift überwindet die Engpässe einer auf Mündlichkeit, d. h. Interaktion angewiesenen Gesellschaft, die Semantik stabilisiert kommunikativ erfolgreicher Ideen. Die neueren Entwicklungen im Bereich der elektronischen Kommunikationsvermittlung scheinen nun diese Ausgangslage zu verändern, indem die Prämisse einer Zustimmung oder Ablehnung einer Kommunikation als eine Schranke der Evolution entfällt.