Planstädte im Zeitalter der Aufklärung - ein Forschungsfeld

2019 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 23-38
Author(s):  
Ulrich Hofmeister

Im Oktober 2017 stellte der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman sein Projekt der Megastadt Neom vor, die nahe der Grenze zu Ägypten und Jordanien errichtet werden soll. Diese Stadt ist dazu gedacht, ausländisches Kapital in das Land zu holen und die saudi-arabische Wirtschaft auf eine breitere Grundlage zu stellen, um die Abhängigkeit von der Ölförderung zu reduzieren. Vor allem aber soll Neom ein Symbol für die angestrebte Modernisierung und Öffnung des saudi-arabischen Staates sein, die der Kronprinz anvisiert. So steht Neom in einer langen Tradition von (Neu-)Gründungen von Städten durch ambitionierte Herrscher, die ihr jeweiliges politisches Programm in gebauter Form verewigen wollten. Die zahlreichen Stadtgründungen Alexanders des Großen in Asien und Ägypten, die auch als symbolische Manifestationen der Herrschaft des Makedonen dienen sollten, der Ausbau von Byzanz zu einem Neuen Rom unter Konstantin I. oder die Gründung von St. Petersburg, mit der der russische Zar Peter I. sein Reich nach Europa öffnen wollte, sind nur einige prominente Beispiele für ostentative Stadtgründungen dieser Art. Die Anlage einer solchen Stadt sollte nicht nur die Größe ihres Gründers verewigen, sondern auch dessen Vorstellungen von einer funktionierenden Gesellschaft verdeutlichen, indem sie auf beispielhafte Weise politische, wirtschaftliche und militärische Ansprüche erfüllt.

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