Kurz vor Althussers Sturz von der Öffentlichkeit lernt ihn Heiner Müller bei einer Konferenz in Terni kennen. Die Begegnung schlägt sich erst ein Jahr später in einem Interview mit der Zeitschrift alternative nieder, in dem Müller im Fall Althusser ein Versagensmuster von Intellektuellen feststellt, das er als Theaterszenario fasst. In der Gemengelage von Massen und Massenmedien, die Intellektuelle navigieren müssen, wird für Müller eine paradigmatische Situation wiederholt: Althusser, Pasolini und Gründgens sind die »Hamletfiguren des 20. Jahrhunderts.« Um dieses Modell zu ergründen, wird anhand von Archivalien die politische und publizistische Umwelt erkundet, in der Müllers Interview entstand. Die Begegnung mit Althusser wird aber nicht nur zum Inhalt von Müllers Schaffen. Mit den »Inseln des Kommunismus«, von denen Althusser in Terni träumte, kristallisiert sich aus Müllers Kritik an den Medien und der repräsentativen Rede der Intellektuellen eine paradoxe Strategie des Medienengagements heraus.