Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte
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Published By Walter De Gruyter Gmbh

1869-7046, 1869-7038

2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 180-202
Author(s):  
Kerstin Güthert

Abstract Das 1901er-Regelwerk wird in einem direkten Vergleich mit dem geltenden amtlichen Regelwerk gemeinhin als defizitär eingestuft. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme eines Primats des Regelteils. Der vorliegende Beitrag setzt hieran an und bestimmt auf der Basis der Festlegungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung Funktion und Verhältnis von Regelteil und Wörterverzeichnis des ersten gesamtdeutschen Regelwerks in seinem historischen Entstehungskontext. Dabei zeigt sich, dass das Regelwerk von 1901 einen anderen Weg in der Kodifikation beschreitet; während im Regelteil Regularitäten aufgezeigt und Kriterien zur Schreibungsfindung an die Hand gegeben werden, erfolgt die Kodifikation rechtschreibschwieriger Fälle über das Wörterverzeichnis.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 269-292
Author(s):  
Christian Braun ◽  
Elisabeth Scherr

Zusammenfassung In der vorliegenden Studie wird durch die Analyse ausgewählter Quellen althochdeutscher Schriftlichkeit die Frage geklärt, ob bereits in dieser frühen Phase epistemische Interpretationsvarianten der Modalverben zu belegen sind. Anstelle eines rein intuitiven Zugangs wird durch einen korpusbasierten induktiv-deduktiven Mischansatz eine Typologie entworfen, die auf der Ermittlung semantischer und (morpho-)syntaktischer Merkmale der Belegbeispiele epistemischer Modalverbvarianten beruht. Ein Katalog von Merkmalen soll als Argumentationshilfe bei der Beurteilung der Verwendungsweise der Verben dienen und darüber hinaus auch die Existenz von Zweifelfällen, Übergangsstadien und Sprachwandelprozessen offenlegen und damit auch erklären.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 116-136
Author(s):  
Marko Neumann

Abstract Am Beispiel volkssprachiger Blockbücher und Inkunabeln untersucht der Beitrag die Auswirkungen unterschiedlicher Druckverfahren auf die Zeichensetzung und andere Mittel der Textsegmentierung (z. B. Majuskel, Alinea, Spatium, Einrückung). Bei Blockbüchern handelt es sich um seitenverkehrt in Holztafeln geschnittene und dann im Reibe- oder Pressverfahren vervielfältigte Texte. Als Inkunabeln bezeichnet man die frühesten, mit beweglichen Lettern hergestellten Drucke bis einschließlich 1500. Blockbücher und Inkunabeln existierten ein halbes Jahrhundert mit- und nebeneinander; die unterschiedlichen technischen Anforderungen verlangten aber einen anderen Umgang mit der Textvorlage. Während der Letterndruck den Bedingungen des typographischen Satzes unterlag (z. B. einheitlicher Zeilenfall), punktuell aber die Möglichkeit der Nachbesserung bot, erlaubte der Holztafeldruck eine in vielerlei Hinsicht freiere Textgestaltung, die angesichts der Endgültigkeit des geschnittenen Texts eine sorgfältigere Planung voraussetzte. Die Untersuchung zeigt, dass der Blockdruck den individuellen Charakter von Texten stärker berücksichtigte und dabei den Einsatz textsegmentierender Mittel beförderte. Der Letterndruck war hingegen deutlich von Bestrebungen zu Vereinheitlichung und Ökonomie geprägt.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 203-228
Author(s):  
Simon Pickl

Zusammenfassung Die Entstehung der sogenannten ‚uneigentlichen‘ bzw. verfugten Komposita im Frühneuhochdeutschen aus pränominalen Genitivkonstruktionen wird gemeinhin als natürliche Entwicklung verstanden, die sich prinzipiell mithilfe üblicher Wandelmechanismen wie Reanalyse oder Grammatikalisierung aus dem mündlichen Sprachgebrauch erklären lässt. Dabei ergeben sich jedoch bestimmte Probleme, die die phonologischen Voraussetzungen für einen solchen Prozess sowie seine Chronologie betreffen. In diesem Beitrag wird durch eine quantitative Korpusanalyse die Diachronie der verfugten Komposita, ihrer mutmaßlichen Ursprungskonstruktion, der pränominalen Genitive, sowie zwischen diesen Strukturen vermittelnder Brückenkonstruktionen untersucht. Dafür dient das diachrone Predigten-Korpus SermonC, das Texte aus dem Zeitraum vom frühen 9. bis zum 19. Jahrhundert umfasst und eine ausgeglichene Basis für die Untersuchung von Sprachwandel mit Langzeitperspektive bietet. Im Ergebnis zeigt sich, dass die verfugten Komposita zu einer Zeit grammatikalisiert wurden, als der pränominale Genitiv längst aus der gesprochenen Sprache verschwunden war und somit die Voraussetzung für natürlichen Sprachwandel auf dieser Grundlage nicht mehr gegeben war. Stattdessen scheint es so, dass diese Grammatikalisierung auf der Basis der rein schriftlichen Genitivkompetenz und somit im geschriebenen Deutsch erfolgte. Daher wird in diesem Beitrag argumentiert, dass sich der Prozess der Entstehung der verfugten Komposita im Schriftlichen abspielte, d. h. in einer geschriebenen Varietät des historischen Deutsch, und erst in der Folge auf die Mündlichkeit zurückwirkte. Erst sekundär fand die neue Struktur, die gewissermaßen eine Kontamination aus pränominalem Genitiv und dem klassischen, unverfugten Kompositum darstellt, Eingang in die gesprochene Sprache. Dieser Hergang ist nicht nur aufgrund der Datenlage plausibel und wahrscheinlich, sondern vor dem Hintergrund des Verlusts des adnominalen Genitivs in den Mundarten zwingend und stellt eine Lösung für die genannten Probleme im phonologischen und historischen Bereich dar.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 71-90
Author(s):  
Nina C. Rastinger

Abstract Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Phänomen des Drucktypenwechsels im Kontext historischer Zeitungen, wobei davon ausgegangen wird, dass typographische Aspekte den Sinn eines Textes wesentlich mitprägen können. So wird sowohl grundsätzlich nach der Funktion bzw. dem semiotischen Potenzial der Drucktype Antiqua gefragt, als auch speziell danach, welche Auskunft sie als „Indikator für die Wahrnehmung des sprachlich Fremden“ (Schulz 2012: 423) über die Sprachbewusstseinsgeschichte geben kann. Verfolgt werden diese Erkenntnisinteressen über eine korpuslinguistische Untersuchung des seit 1703 durchgängig erscheinenden Wien[n]erischen Diariums, das in Teilen bereits in Form eines DIGITARIUMs (Resch & Kampkaspar 2020) zur Verfügung steht. Diese empirische Auseinandersetzung mit dem Drucktypenwechsel gibt mitunter Hinweis darauf, dass sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowohl eine Abnahme der „Sensibilisierung für das Phänomen sprachlicher Fremdheit“ (Schulz 2012: 450) als auch eine semiotische Umkodierung der Drucktype Antiqua vollzogen hat.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 91-115
Author(s):  
Linda Stark

Abstract Ursprünglich diente die Kommasetzung vermutlich intonatorischen Zwecken. Im Laufe der Jahrhunderte ist das intonatorische Prinzip jedoch vom grammatischen bzw. syntaktischen abgelöst worden. Die aktuelle Kommasetzung lässt sich heutzutage fast ausnahmslos auf wenige syntaktische Bedingungen hinunterbrechen. Trotz dieser aus sprachwissenschaftlicher Sicht weitestgehend eindeutigen Verhältnisse, die sich in weiten Teilen auch auf die Norm niedergeschlagen haben, weist nicht nur der aktuelle Usus z. T. normwidrige Kommavarianten auf, die mit intonatorischen Faktoren in Verbindung gebracht werden können. Auch in aktuellen metasprachlichen Thematisierungen der Kommasetzung finden sich intonatorische Kriterien als Orientierungshilfen in der als kompliziert wahrgenommenen Kommasetzung. Der Beitrag zeigt auf, dass in dieser Relevantsetzung intonatorischer Kriterien, die oftmals mit syntaktischen Gegebenheiten konkurrieren, eine Tradition besteht, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Damit erweist sich die metasprachliche Debatte als weitaus stabiler und konservativer als die Kodifizierung der Kommasetzung, die sich seit dem 19. Jahrhundert deutlich von der Intonation emanzipiert hat. In diesem in der metasprachlichen Debatte konservierten Spannungsfeld zwischen Intonation und Syntax könnte ein zentraler Grund für die Entstehung und den Fortbestand von Zweifelsfällen der Kommasetzung liegen.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. VII-X
Author(s):  
Paul Rössler ◽  
Peter Besl ◽  
Anna Saller

2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 163-179
Author(s):  
Stefan Hartmann ◽  
Jessica Nowak ◽  
Renata Szczepaniak

Abstract Während die Entwicklung der satzinternen Großschreibung von Nomina und Nominalisierungen fürs Deutsche gut untersucht ist, stellt sie für viele andere Sprachen, in denen ebenfalls eine (wenn auch kurzlebige) Tendenz zur satzinternen Großschreibung festzustellen ist, ein Forschungsdesiderat dar. In diesem Beitrag stellen wir methodische Überlegungen zur kontrastiven Untersuchung der Entwicklung der satzinternen Großschreibung im Deutschen, Englischen und Niederländischen vor und diskutieren die Ergebnisse erster Pilotstudien. Neben übergreifenden Tendenzen zeigen sich auch deutliche Unterschiede, aus denen sich die Notwendigkeit zu einer differenzierten Betrachtung der einzelsprachlichen Einflussfaktoren ergibt.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 26-48
Author(s):  
Markus Schiegg ◽  
Katharina Gunkler-Frank

Abstract Dieser Beitrag untersucht intraindividuelle Variation im Textverlauf, die nicht inhaltlich, sondern sprachextern motiviert ist. Hierfür wird die Verteilung von fünf hochfrequenten graphematischen Variablen (ca. 4.400 Belege) im Verlauf von 15 Briefen (ca. 7.800 Wörter) eines historischen Psychiatriepatienten um 1900 an vier unterschiedliche Adressaten verglichen. Bei jeder der Variablen und bei jedem Adressaten zeigt sich in der zweiten Briefhälfte insgesamt ein niedrigerer Anteil schriftsprachlicher Varianten als in der ersten. Dies spricht für die allmähliche Abnahme der Konzentration bei der Textproduktion. Im Zuge des sich verschlechternden Gesundheitszustands des Schreibers wird dies besonders deutlich. Konzentration ist ein bislang kaum beachteter Faktor für intraindividuelle Variation.


2021 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 229-250
Author(s):  
Barbara Aehnlich

Abstract Die Standardisierungsprozesse während der Frühen Neuzeit sind an vielen Textsorten beobachtbar, wobei die Entwicklung besser nachvollzogen werden kann, wenn historische Quellen immer wieder neu abgeschrieben oder gedruckt wurden. Der vorliegende Beitrag nimmt vier frühneuhochdeutsche Rechtsquellen in den Blick und beobachtet ihre Entwicklung über einen Druckzeitraum von fast 200 Jahren hinweg, um metatextuelle Auszeichnungspraktiken und graphematische Phänomene zu beschreiben. Zur digitalen Auswertung wird das semiautomatische Tool LAKomp herangezogen.


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