ZusammenfassungZunehmend wird eine integrative, patientenfokussierte Versorgung von
psychokardiologischen Patienten im Sinne einer integrativen Medizin gefordert.
Mit der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob Herzpatienten mit einer
komorbiden psychischen Störung im Rahmen der stationären
Rehabilitation von einem integrierten Versorgungsmodell profitieren. Dazu wird
der Symptomverlauf von psychokardiologischen Patienten in drei
Versorgungssettings untersucht: interdisziplinäre Psychokardiologie
(PK), monodisziplinäre Kardiologie (K) und monodisziplinäre
Psychosomatik (PSO). Zu Beginn (T0), zum Ende (T1) und 6 Monate nach der
Rehabilitationsbehandlung (T2) wurden allgemeine Angst und Depressivität
(HADS), Herzangst (HAF) und gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12)
erfasst. Abschließend lagen von N=93 Patienten
vollständige Daten vor (PK: N=37, 55,5 Jahre SD=8,0,
43,2% weiblich; K: N=32, 53,6 Jahre SD=8,2 ,
34,4% weiblich; PSO: N=24, 55,5 Jahre SD=5,0,
45,8% weiblich). In den Ergebnissen zeigt allein die PK eine
signifikante Reduktion von Herzangst im katamnestischen
Prä-Post-Vergleich (HAF Furcht p=0,004). Auch die
gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessert sich nur in der PK von T0
zu T2 signifikant (SF-12 körperlich p=0,034). Die Ergebnisse
legen die Schlussfolgerung nahe, dass Herzpatienten mit komorbider psychischer
Störung von einer integrativen psychokardiologischen Versorgung
profitieren. Dementgegen scheinen monodisziplinäre Behandlungssettings
im Langzeitvergleich keinen wesentlichen Einfluss auf die psychische
Symptomausprägung von psychokardiologischen Patienten zu haben. Die
Studie bestätigt die positiven Erfahrungen aus der Praxis und liefert
erste Erkenntnisse zur psychokardiologischen Versorgung in der
stationären Rehabilitation. Weitere Forschung ist jedoch notwendig, um
die Überlegenheit der Psychokardiologie gegenüber
monodisziplinären Settings zu belegen.