Assessment in der Palliative Care ist ein breites Feld, sollen doch ganz verschiedene Bereiche, vom körperlichen, psychischen, sozialen bis zum spirituellen Zustand bzw. Leiden erfasst werden. Die medizinischen Diagnosen bilden dieses mehrdimensionale Leiden meist nur sehr unzulänglich ab, ebenso wenig, wenn teilweise auch etwas besser die Pflegediagnosen, die aber oft einer gemeinsamen Nomenklatur entbehren. Die "Erfassung" in der Palliative Care sollte a) am sinnvollsten interprofessionell, d. h. aus ganz verschiedenen Perspektiven, b) für den Patienten wenig belastend, und c) idealerweise auch wiederholt, d. h. longitudinal erfolgen können, um den Verlauf und vor allem den Erfolg der initiierten Maßnahmen zu überprüfen (outcomes). Abgeleitet von der WHO-Definition für Palliative Care haben wir über die vergangenen Jahre am Palliativzentrum das problem- und weniger diagnosebasierte SENS-Modell entwickelt und nun in den klinischen Alltag überführt. Diese Struktur soll helfen, das Erzählte, das Narrativ des Patienten in verschiedene Aufgabenbereiche einzuordnen, womit einerseits eine Priorisierung, und andererseits eine klare Aufgabenteilung im Team, sowie eine Verlaufsevaluation möglich ist. SENS soll ebenfalls dazu beitragen, eine einseitige Medikalisierung und auch Pathologisierung von Zuständen und Leiden zu verhindern. SENS könnte dadurch zu einem ersten problemorientierten Klassifikations- und Assessmentinstrument in der Palliative Care werden, welches sich auch für die Verwendung bei chronischen Erkrankungen im Allgemeinen anbietet.