ZusammenfassungUm die Jahrtausendwende wurde vielfach das Ende des spezifisch deutschen Modells der Managerrekrutierung und eine Angleichung an die angelsächsischen Verhältnisse verkündet. Der vorliegende Aufsatz überprüft diese These für die Vorstandsvorsitzenden der 100 größten deutschen Unternehmen anhand der zentralen Merkmale Ausbildung, Karrieretypus, Internationalität und soziale Herkunft zu fünf Zeitpunkten: 1970, 1995, 2005, 2015 und 2020. Es zeigt sich, dass die Rekrutierungskriterien und -mechanismen weit stabiler sind als seinerzeit angenommen. Es dominiert nach wie vor die Hauskarriere, und die Ingenieure und Naturwissenschaftler haben ihre Position sogar ausbauen können. Auch bei der sozialen Herkunft sind keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen. Das gilt ebenfalls für die Aufsichtsratsvorsitzenden: Bei ihnen wie bei den Vorstandschefs stammen den gesamten Zeitraum hindurch über vier Fünftel aus bürgerlichen oder großbürgerlichen Familien. Die einzige gravierende Veränderung liegt im völligen Bedeutungsverlust der Juristen unter den Vorstandsvorsitzenden. Der Anteil der Ausländer unter ihnen wiederum ist zwar bis 2015 deutlich auf knapp 15 % angestiegen, in den letzten fünf Jahren aber wieder auf das Niveau von 2005 mit knapp 10 % zurückgefallen.