Zusammenfassung. Hintergrund: Die patientenbezogene Komplexität der Pflege ist durch die Merkmale „Instabilität“, „Unsicherheit“ und „Variabilität“ definiert. Aufgrund der reduzierten Aufenthaltsdauer und der steigenden Zahl chronisch und mehrfach erkrankter Personen erhöht sich die Komplexität der Pflege. Ziel: In dieser Studie untersuchten wir das Phänomen patientenbezogener Komplexität aus Sicht von Pflegefachpersonen und Pflegeexpertinnen im Akutspital. Methode: Im Rahmen eines kollektiven Case-Study-Designs schätzten Pflegefachpersonen und Pflegeexpertinnen die Komplexität von Pflegesituationen mit einem Fragebogen ein. Danach befragten wir sie in Einzelinterviews zu ihrer Einschätzung. Mittels Within-Case-Analyse verdichteten wir die Daten induktiv zu Fallgeschichten. In der Cross-Case-Analyse verglichen wir die Fallgeschichten hinsichtlich deduktiv abgeleiteter Merkmale. Ergebnisse: Die Ausprägung der Komplexität hing in den vier Cases im Wesentlichen davon ab, ob klinische Probleme kontrollierbar und prognostizierbar waren. Je nach individuellen Ressourcen der Patientinnen und Patienten stieg bzw. sank die Komplexität. Schlussfolgerungen: Komplexe Patientensituationen fordern von Pflegefachpersonen Fachwissen, Erfahrung, kommunikative Kompetenzen sowie die Fähigkeit zur Reflexion. Berufsanfänger und Berufsanfängerinnen werden zur Entwicklung dieser Fähigkeiten idealerweise durch erfahrene Berufskolleginnen oder -kollegen unterstützt und beraten.