Zeitschrift für Sozialreform
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Published By Walter De Gruyter Gmbh

2366-0295, 0514-2776

2021 ◽  
Vol 67 (3) ◽  
pp. 260-290
Author(s):  
Marleen Thürling ◽  
Markus Hanisch

Abstract Der Beitrag untersucht die Rolle des bürgerschaftlichen Engagements in Genossenschaften, die Aufgaben und Angebote in ihren Gemeinwesen übernehmen. Um ihren Geschäftsbetrieb langfristig und kostendeckend zu realisieren, sind sie darauf angewiesen, bürgerschaftliches Engagement zu generieren und einzubinden. Daraus resultiert ein spezifisches Spannungsverhältnis zwischen der Freiwilligkeit einerseits und der wirtschaftlichen Notwendigkeit andererseits, das es in den Blick zu nehmen gilt bei der Frage, ob und inwieweit es sich bei diesen Genossenschaften um tragfähige Lösungsmodelle für Versorgungsprobleme im Gemeinwesen handelt. Gezeigt wird, dass die Genossenschaften als Engagement-Infrastrukturen dann erfolgreich sind, wenn sie geeignete Rahmenbedingungen für das Engagement ihrer Mitglieder bereitstellen können und die Unterstützung der Kommune dafür eine entscheidende Rolle spielt.


2021 ◽  
Vol 67 (3) ◽  
pp. 211-259
Author(s):  
Florian Blank ◽  
Erik Türk ◽  
Camille Logeay ◽  
Josef Wöss ◽  
Rudolf Zwiener

Abstract Der Beitrag behandelt die Leistungen der öffentlichen Rentenversicherungen in Deutschland und Österreich. Er geht dabei der Frage nach, welche Schritte bei einem Vergleich der Höhe von Renten in Abhängigkeit vom Forschungsinteresse unternommen werden können, um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, und präsentiert darauf aufbauend eine Reihe von Kennzahlen, etwa durchschnittliche Rentenzahlungen und aus Modellrechnungen gewonnene Ersatzquoten. Es zeigt sich, dass auch bei Einnahme verschiedener Blickwinkel und nach Schritten zur Herstellung besserer Vergleichbarkeit das österreichische Rentensystem deutlich höhere Leistungen erbringt als das deutsche. Der Vergleich zwischen den beiden Ländern ist nicht nur aus methodischer Sicht interessant, sondern auch politisch relevant, da in der deutschen rentenpolitischen Debatte nicht selten auf das Beispiel Österreich verwiesen wird.


2021 ◽  
Vol 67 (3) ◽  
pp. 183-210
Author(s):  
Eva Nadai ◽  
Anna Gonon ◽  
Robin Hübscher ◽  
Anna John

Abstract Formale Qualifikation gilt als zentrale Voraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Anhand von Erwerbsverläufen von gering qualifizierten Arbeitskräften in der Schweiz untersucht dieser Beitrag Beschäftigungsfähigkeit als dynamische Wechselwirkung zwischen Orientierungen und Erwerbshandeln des Subjekts und institutionellen Regulierungen und Praktiken von Betrieben, Branchen und Sozialstaat. Die Analyse beruht auf qualitativen Interviews mit Arbeitskräften, Betrieben und Personalvermittlern. Die Mehrheit der befragten Arbeitskräfte war ein- oder mehrmals arbeitslos, aber nur ein Drittel der Erwerbsverläufe war insgesamt prekär. Vielmehr waren stabile Verläufe am häufigsten, und es gab auch Aufstiegskarrieren. Branche, betriebliche Personalstrategien und außerberufliche Faktoren erwiesen sich als ebenso entscheidend für die Beschäftigungsfähigkeit wie individuelles Erwerbshandeln und Bildungsbemühungen.


2021 ◽  
Vol 67 (2) ◽  
pp. 123-152
Author(s):  
Mareike Ariaans ◽  
Nadine Reibling

Abstract Mit der Veröffentlichung der Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung seit 2001 hat sich ein politischer Armutsdiskurs in Deutschland verstetigt. Gesundheit ist in allen bisherigen fünf Berichten eine zentrale Dimension. Jedoch ist für Deutschland bis heute wenig erforscht, welche Rolle Gesundheit in der politischen Debatte zu Armut einnimmt. Aufbauend auf der Medikalisierungstheorie untersuchen wir in diesem Beitrag mit einer qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse, wie Gesundheit und Krankheit in den Berichten dargestellt werden. Über den gesamten Zeitraum wird Armut eher als Ursache von Krankheit gesehen. Der Schwerpunkt der Lösungen für armutsbedingte Krankheiten liegt vor allem auf Verbesserungen des Gesundheitssystems und nicht bei der Armutsbekämpfung. Verhältnisprävention spielt erst in den letzten beiden Berichten eine bedeutsame Rolle. Auch werden gesundheitsbedingte Armutslagen nach dem vierten Armuts- und Reichtumsbericht (2013) weniger individualisiert und stattdessen strukturelle Ursachen wie Arbeitsbedingungen stärker diskutiert.


2021 ◽  
Vol 67 (2) ◽  
pp. 89-121
Author(s):  
Katharina Bohnenberger ◽  
Martin Fritz ◽  
Ingmar Mundt ◽  
Pauline Riousset

Abstract Zu einer vorbeugenden Sozialpolitik gehören ein Klima- und Umweltschutz, der umweltbedingte soziale Risiken vermeidet. Dieser Beitrag arbeitet in einer qualitativen Dokumentenanalyse heraus, in welchem Maße Gewerkschaften sowie Wohlfahrtsverbände in Deutschland zwischen 2012 und 2020 sozial-ökologische Ansätze aufgriffen haben. Der theoretische Rahmen basiert dabei auf einer bedürfnistheoretischen Perspektive und fünf interessensorientierten Erklärungsansätzen: 1) die Heterogenität der Interessen innerhalb und zwischen Gewerkschaften sowie Wohlfahrtsverbänden, 2) das Auftreten neuer, globaler Umweltprobleme, 3) eine korporatistische Konfliktlösung durch Produktionswachstum; sowie zwei inhaltliche Verengungen: 4) die Fokussierung auf Erwerbsarbeit und Ausblendung des ökologischen Fußabdrucks von Arbeitsplätzen sowie 5) das Ignorieren des Einflusses aktueller Arbeitsbedingungen auf die Realisierbarkeit ökologischer Lebensweisen. Wir beobachten eine eingeschränkte, ambivalente, jedoch zunehmende Integration sozialökologischer Belange in den Aktivitäten der Interessenvertretungen, die sich in verschiedenen Themenbereichen strukturell unterscheidet. In einem Ausblick diskutieren wir drei mögliche Strategien für die Weiterentwicklung sozialpolitischer Interessenvertretungen angesichts zunehmender ökologischer Herausforderungen.


2021 ◽  
Vol 67 (2) ◽  
pp. 153-182
Author(s):  
Julian Heide

Abstract Sozialpolitische Einstellungen werden oft durch die Position auf dem Arbeitsmarkt erklärt. Dieser Artikel dagegen untersucht eine spezifische Vermögensform, das Wohneigentum, als Erklärungsfaktor für sozialpolitische Präferenzen. Mit Verweis auf die Figur der investiven Statusarbeit wird Wohneigentum als der Mittelschicht eigene Investitionsform eingeführt. Der Artikel differenziert Wohneigentümer/-innen zusätzlich nach dem Wert des Wohneigentums und der Region, in der sich die Immobilie befindet. Mit Daten des ALLBUS 2014 kann gezeigt werden, dass Wohneigentümer/-innen Sozialpolitik grundsätzlich skeptischer gegenüberstehen als Mieter/-innen. Ein höherer Wert des Wohneigentums verringert dabei die Zustimmung zu sozialpolitischen Maßnahmen. Eigentümer/-innen mit Immobilien in peripheren Regionen sind zudem Sozialpolitik gegenüber positiver eingestellt als Personen, deren Eigentum sich in wachsenden Großstädten und deren Umland befindet.


2021 ◽  
Vol 67 (1) ◽  
pp. 29-58
Author(s):  
Kerstin Bruckmeier ◽  
Jannek Mühlhan ◽  
Jürgen Wiemers

Abstract In diesem Papier simulieren wir die Auswirkungen einer deutlichen Ausweitung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Bezieher/-innen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) auf das Arbeitsangebot, die öffentlichen Haushalte und die Zahl der Leistungsbeziehenden. Die Analyse beruht auf einem statischen Mikrosimulationsmodell (IAB-MSM), das ein ökonometrisches Arbeitsangebotsmodell beinhaltet und Daten des Sozioökonomischen Panel (SOEP) verwendet. Bei der Ermittlung der Effekte werden Wechselwirkungen mit den vorgelagerten Leistungen Wohngeld und Kinderzuschlag berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitsangebotseffekte moderat ausfallen, während die Effekte auf die Empfängerzahlen beim SGB II und bei Kinderzuschlag ebenso wie auf die Kosten dieser Leistungen deutlich sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Erwerbstätige aus einkommensschwachen Haushalten, ohne gleichzeitig die Zahl der Grundsicherungsbeziehenden deutlich auszuweiten, nur durch umfassende Reformen gelingen kann, die das gesamte Steuer- und Transfersystem betrachten.


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