Soziologiemagazin
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Published By Barbara Budrich Publishers

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2021 ◽  
Vol 14 (1-2021) ◽  
pp. 91-105
Author(s):  
Alan Schink
Keyword(s):  

Der Beitrag rekonstruiert anhand der Interaktionstheorie Erving Goffmans, dass Konspirationen geregelte Routinepraktiken im Alltag darstellen. Kollaborationen und Kollusionen vollziehen sich über koordinierte Interaktionen der Fremd- und Selbsttäuschung und haben eine sozialisierende Funktion. Von ihnen zu unterscheiden sind Verschwörungen im machiavellistischen Sinne, die das reflexive Vertrauen, das Alltagskonspirationen begleitet, strukturell untergraben, obgleich sie mit ähnlichen Techniken der Informationskontrolle arbeiten. Es wird gezeigt, inwiefern die pauschale Annahme, Verschwörungsdenken sei irrational, nicht zutreffend ist. Stattdessen müssen Kontexte und Konstellationen berücksichtigt werden, in denen sich paranoide Subjektpositionen interaktiv herausbilden und ihre eigene ‚Rationalität‘ entfalten.


2021 ◽  
Vol 14 (1-2021) ◽  
pp. 27-43
Author(s):  
Charlotte Fehr

Dieser Beitrag untersucht mit Hilfe der Methode der rekonstruktiven Metaphernanalyse die Wirklichkeitskonstruktion von Verschwörungsgläubigen. Die weite Verbreitung von Verschwörungsmythen deutet darauf hin, dass diese umfassende gesellschaftliche Funktionen übernehmen und rein pathologisierende Beschreibungen von Verschwörungsgläubigen nicht ausreichend sind. Folglich scheint eine systematische Untersuchung der subjektiven Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit notwendig unter Berücksichtigung der Frage, welche Funktionen Verschwörungsmythen für Individuen und Kollektive erfüllen. Anhand eines Interviews und ausgewähltem Textmaterial von Verschwörungsgläubigen wird gezeigt, wie verschiedene Elemente eines Verschwörungsmythos sowie die Verhältnisse dieser Elemente zueinander metaphorisch konzeptualisiert werden. Die verwendeten Metaphern werden dazu nach Bildspendebereichen kategorisiert und die daraus resultierenden Konzepte analysiert. Die Konzeptualisierung von Verschwörungen beispielsweise als „Krieg“, „Jagd“ oder „Theaterstück“ thematisieren potenziell lebensbedrohliche Konflikte, Autonomieverlust sowie Machtungleichheiten und offenbaren Gefühle von Ohnmacht und Angst.


2021 ◽  
Vol 14 (1-2021) ◽  
pp. 65-89
Author(s):  
Sebastian Klimasch

In Zeiten der Corona-Pandemie dominieren Krisendiagnosen das Tagesgeschäft. Zu deren zentralen Bezugspunkten zählen neben (den Folgen) der Pandemiebekämpfung im engeren Sinne vor allem sogenannte Verschwörungstheorien und Verschwörungstheoretiker*innen. Zum einen mehren sich angesichts der von den „Querdenker*innen“ initiierten „Hygiene-Demonstrationen“ Krisendiagnosen, die in der gegenwärtigen Protestpraxis den vorläufigen Höhepunkt eines demokratiezersetzenden „postfaktischen Zeitalters“ sehen. Zum anderen werden die Gründe für diesen vermeintlichen Popularitätszuwachs von Verschwörungstheorien ihrerseits in der Krisenhaftigkeit der Pandemie verortet. Das Moment der Krisenhaftigkeit wird also regelmäßig sowohl als Ursache wie auch als Folge von Verschwörungstheorien verhandelt. Der vorliegende Beitrag gewinnt sein Untersuchungsinteresse aus dieser prominenten diskursiven Verknüpfung von subjektiven und gesellschaftlichen Krisen einerseits sowie Verschwörungstheorien andererseits. Aus der Perspektive einer phänomenologisch-fundierten Wissenssoziologie will er auf eine theoretisch-konzeptionelle Alternative zur bislang öffentlich dominierenden Bestimmung dieses nicht nur gegenwärtig kulturbedeutsamen Phänomenbestands verweisen.


2021 ◽  
Vol 14 (1-2021) ◽  
pp. 7-25
Author(s):  
Annika Becker ◽  
Amina Ljajic ◽  
Simon Schwarz

Basierend auf einer internetethnografischen Untersuchung werden in diesem Beitrag symbolische Grenzziehungen in der Telegramgruppe DEMOKRATENCHAT beziehungsweise FREIHEITS-CHAT dargestellt. Neben unauffälligen Beiträgen ließen sich darin zum Beobachtungszeitpunkt auch extremistische sowie antisemitische Inhalte beobachten und Trollnachrichten ausmachen. Ziel ist es, mithilfe des Konzepts symbolischer Grenzziehungen von Michèle Lamont herauszuarbeiten, wie in der Chatgruppe Grenzziehungen vollzogen werden. Auf dieser Grundlage soll untersucht werden, ob es sich bei derartigen Telegramgruppen um Echokammern handelt: digitale Räume, in denen im Innern vorhandene Meinungen verstärkt werden. Die kommunikativen Praktiken in der Chatgruppe sind chaotisch und jede Nachricht konkurriert mit anderen Beiträgen um Sichtbarkeit. Symbolische Grenzziehungen finden unter anderem als Reaktion auf verschwörungstheoretisch besetzte Buzzwords statt. Der Gründer der Chatgruppe, Attila Hildmann, steht als autoritärer „Agitator“ im Mittelpunkt der kommunikativen Praktiken und ist sowohl Objekt der Ablehnung als auch Identifizierung. Die Studie stellt heraus, dass die Chatgruppe deshalb keine Echokammer ist.


2021 ◽  
Vol 14 (1-2021) ◽  
pp. 45-64
Author(s):  
Robin Forstenhäusler

In der Forschung zu Verschwörungstheorien zeigt sich, dass diese oftmals als ahistorisches Phänomen behandelt werden. Mit Rückgriff auf die Theorie des autoritären Charakters wird dagegen argumentiert, dass Verschwörungsmentalität eine charakterliche Disposition ist, die auf gesellschaftliche Ursachen zurückzuführen ist. Das Individuum muss die Kränkungen und Ohnmachtsgefühle, die es im kapitalistischen Konkurrenzkampf erfährt, durch eine gesteigerte narzisstische Besetzung des eigenen Charakters kompensieren, was vermehrt mithilfe identitätsstiftender Konsumpraktiken und der öffentlichen Performanz von Authentizität geschieht. Aktuell fallen aufgrund der Einschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie die Möglichkeiten dazu weg. Verschwörungstheorien stellen ein Mittel dar, diesen triebökonomischen Mangel auszugleichen.


2020 ◽  
Vol 13 (2-2020) ◽  
pp. 95-113
Author(s):  
Mats Werchohlad

Der Park an der Ilm in Weimar bietet für die hier behandelten Themen im Spannungsfeld von Umwelt und Gesellschaft einen besonderen Raum. Einerseits spiegeln und verdichten sich darin vielfältige gesellschaftliche wie ökologische Entwicklungen und Phänomene, andererseits enthält er das Potential, um darin gemeinschaftlich nach neuen Lösungsansätzen zu suchen. Um dieses Potential zur Entfaltung zu bringen, werden im Rahmen dieser Abhandlung die Eckpunkte und Argumentationslinien einer seit drei Jahren anhaltenden Auseinandersetzung meinerseits mit diesem Ort nachgezeichnet. Aus einer Heterotopologischen Betrachtung sollen dabei neue Aspekte und Deutungsansätze für die Zeit der Weimarer Klassik und des Historischen Staatlichen Bauhaus zu Tage gefördert werden. Die Auseinandersetzung zielt darauf ab, den Park in seinen heterotopischen Eigenschaften wieder stärker hervortreten zu lassen und hierdurch abschließend als Ausgangspunkt für die Suche nach einer neuen Umweltästhetik zu konstituieren.


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