Paragrana
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Published By Oldenbourg Wissenschaftsverlag

2196-6885, 0938-0116

Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 163-175
Author(s):  
Antonio Lucci

Abstract Der vorliegende Beitrag analysiert die griechische philosophische Strömung des Kynismus durch die Linse des Asketismus. Nach einer Darstellung des griechischen Konzepts der askesis, verstanden als Übung zur Vervollkommnung (§1), werden die Geschichte und die Hauptmerkmale des Kynismus rekonstruiert (§2) und die Bedeutung der Askese für diese Strömung dargestellt (§3). In §4 wird gezeigt, wie das kynische Konzept der Askese, das auf die Vervollkommnung des Subjekts durch eine Reihe von kontinuierlichen Übungen abzielt, im griechischen Kontext sowohl in Opposition zu den rituellen und magischen Praktiken der Volksreligiosität als auch zu den Fleischopfern mit politischer Bedeutung der Polis zu interpretieren ist.


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 72-102
Author(s):  
Almut-Barbara Renger

Abstract „Erleuchtung“ ist einer der prominentesten Begriffe, mit dem in der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte Ideen der Vervollkommnung des Menschen zum Ausdruck gebracht worden sind. Anhand ausgewählter Beispiele umreißt das vorliegende Papier seine Entwicklung von einer Metapher in der griechischen Philosophie hin zu einem transkonfessionellen Sammelbegriff, der im Zuge der Pluralisierung von Religionen seit den 1960er Jahren eine Konjunktur in neuen, durch Markt und Medien allgemein zugänglichen Sinnstiftungsangeboten der „populären Religion“ (Knoblauch) erfahren hat. In einer Tour d’horizon, die bei Platon einsetzt und über Clemens von Alexandrien und Ps.-Dionysios Areopagita ins 18. Jahrhundert sowie in die Gegenwart führt, wird gezeigt, wie sich Vorstellungen von Licht und Erleuchtung und die Rede hierüber zu einem religiösen Begriff verdichtet haben, der über lange Zeit einen Ort im Christentum hatte, bevor er, begünstigt durch die Aufklärung, zu einer populären Kategorie wurde, die vor allem mit asiatischen, oder zumindest asiatisch inspirierten, Praktiken zur Erlangung von Heil in Verbindung gebracht wird. Der Beitrag rückt bei der Darstellung dieser Entwicklung in der Moderne Auswirkungen der Aufklärung in den Blick sowie asiatisch-euroamerikanische Beziehungsdynamiken der europäischen Kolonialzeit, die zur Entdeckung des Buddhismus als Religion führten. Haben diese doch maßgeblich dazu beigetragen, dass Erleuchtung im gegenwärtigen populären Verständnis, wie es sich beispielhaft in der sog. Satsang-Bewegung und populär-religiöser Erzähl- und Ratgeberliteratur findet, nicht mehr, wie in der neoplatonischchristlichen Prägung des Begriffs, als Zwischenstufe auf einem Weg zur Vervollkommnung gilt, sondern als Ziel und bleibender Besitz, der mit Vollendung assoziiert wird


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 56-71
Author(s):  
Dietrich Benner

Abstract Der Beitrag erkennt dem Religiösen eine bleibende Bedeutung auch in modernen Gesellschaften zu und legt diese auf die Dimensionierung religiöser Bildung und Kompetenz nach religiösen Grundkenntnissen sowie religiös-theologischer Deutungs- und Partizipationskompetenz aus. Untersucht werden Entwicklungsaufgaben und -probleme, vor denen die drei monotheistischen Weltreligionen in ihrer eigenen Konfession, in ihrem Verhältnis zu anderen Religionen und mit Blick auf die Kultivierung öffentlicher Religiosität stehen. Die Ausführungen plädieren dafür, die Möglichkeiten und Erschwernisse einer Perfektionierung der genannten Religionen in intra-, inter- und öffentlichen Religionsdiskursen zu thematisieren und zum Gegenstand des öffentlichen Religionsunterrichts an Schulen zu machen.


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 235-248
Author(s):  
Pradeep Chakkarath

Abstract Eine geradezu mythologische Narration des Okzidents besagt, dass der Mensch mit der europäischen Aufklärung begonnen habe, sein Schicksal nicht mehr übergeordneten Instanzen zu überlassen, sondern es im mutigen Vertrauen auf die eigenen Potenzen in die eigene Hand zu nehmen. Mal abgesehen davon, dass dieser Topos vom selbstbestimmten Menschen die Mythologien und Heldenepen zahlreicher, auch nichteuropäischer Kulturen prägt, scheint an der neuzeitlichen europäischen Narration doch zumindest auffällig, ihr Ideal von Selbstwerdung wie auch gesellschaftlicher und individueller Vervollkommnung an die Vorstellung stetigen Fortschritts zu binden. Am Beispiel einiger zentraler hinduistischer Vorstellungen werde ich aus einer kulturpsychologischen Perspektive zu skizzieren versuchen, dass individuelle Perfektionierung auch in kosmologischen Vorstellungen als möglich gedacht werden kann, in denen stetige Auflösung und Zerstörung als Prinzip alles Seins betont werden. Abschließend werden einige knappe Überlegungen dazu angestellt, wie derartige Vorstellungen dazu beitragen können, bestimmte Aspekte gegenwärtiger Gesellschaft und Politik umfassender zu analysieren. Sri Krishna: Ich bin der Tod, der Zerstörer von Welten. [...] Ich bin die Zeit, die Verschwenderin von Völkern. Ich mache den Augenblick reif für ihren Zerfall. Arjuna: Feuergesichtiger, du hauchst die Welten zu Asche. [...] Die furchtbaren Hauer all deiner Münder knirschen. [...] In deinem grausamen Rachen liegen sie alle, auch die Krieger, ihre Häupter zertrümmert. (Verse aus der Bhagavadgita, Kap. 11)


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 176-189
Author(s):  
Léonard Loew

Abstract Einfühlung wird ideengeschichtlich an das Konzept der Selbstperfektionierung geknüpft und insofern im Modus der Defizienz verhandelt. Dabei fungieren antike und mittelalterliche Diskurse um Gotteserkenntnis als historisch-konzeptionelle Vorläufer neuzeitlichmoderner Erklärungsfolien zwischenmenschlicher Alterität, mithin als semantische Vorform der zeitgenössischen Einfühlungs-Idee. In diesem Kontext ist eine ethisch-epistemologische Asymmetrie zu konstatieren, die Gott einerseits als den All-Empathischen beschreibt und zugleich die Erkenntnisbemühungen des Menschen als unabgeschlossen und prozessual vorstellt. Einfühlung produziert sich als regulative Idee im doppelten Sinne: Während Gott als empathische Transzendenz erscheint, bedarf es unendlicher Annäherungsbewegungen, damit der Mensch sich in einem Akt transzendenter Empathie in Gott einfühlen kann. Durch die Etablierung dieser Vorstellungsverbindung hat das Innenleben des Anderen eine transzendente Aufladung erfahren. Das Fremdpsychische wurde zum modernen Mysterium.


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 13-17
Author(s):  
Lars Allolio-Näcke ◽  
Jürgen van Oorschot ◽  
Christoph Wulf

Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. i-viii

Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 249-263
Author(s):  
Hiromoto Makabe

Abstract Hier wird die bisher wenig erläuterte, aber sehr wichtige Frage thematisiert, wie der Mahayana-Buddhismus, besonders die Wahre Sekte des Reinen Landes, in der Rezeption der deutschen Pädagogik und Philosophie in Japan funktionierte, indem ich die allgemeine Pädagogik von Masao Fukushima (1889-1979) als ein Beispiel aufgreife. Er versuchte, die deutsche Pädagogik aufgrund des eigenen traditionellen Gedankengutes original zu akzeptieren und seine eigene Pädagogik zu etablieren. Paradoxerweise behauptet die Wahre Sekte des Reinen Landes, dass man die Perfektion erst erreichen kann, wenn man auf den „Eigene-Kraft-Glaube“ („Jiriki“) verzichtet, der auf die vernünftige Kontrolle der Natur und des Selbst abzielt. Dieser Glaube steht eigentlich in Konflikt mit der modernen Erziehungsidee, also Autonomie oder Selbstbestimmung. Ich zeige, wie Fukushima versuchte, dieses Dilemma zu überwinden.


Paragrana ◽  
2021 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 19-29
Author(s):  
Christoph Wulf
Keyword(s):  

Abstract Der Beitrag untersucht, welche Rolle Glaubenssysteme im Anthropozän spielen. Behandelt wird einmal das Glaubenssystem, auf dessen Grundlage alle Fakten und Argumente so organisiert und interpretiert werden, dass sie dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des Anthropozäns zurückzuweisen. Der Schwerpunkt des Artikels liegt jedoch auf den Glaubenssystemen, in deren Rahmen umfangreiche Forschungen nachweisen, dass große Teile der Menschheit für die Fehlentwicklungen im Anthropozän verantwortlich sind. Eine „dunkelgrüne Religion“ beeinflusst die Wahrnehmung, Untersuchung und Interpretation der Natur und begründet die Kritik an den negativen Entwicklungen unter Bezug auf religiöse Glaubens- und Referenzsysteme. Sodann werden sakralen Formen der Kritik beschrieben, wie sie z.B. in der Bewegung „Fridays for Future“ sichtbar werden. Deutlich wird dabei, dass grundlegende Veränderungen gesellschaftlichen Verhaltens in Glaubenssystemen verankert sein müssen, um die intendierte Wirksamkeit zu entfalten.


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