Praktiken der Personenreferenz in chinesischen und deutschen Chat-Interaktionen: Die kommunikative Konstruktion von Kulturalität
Zusammenfassung Dieser sprach- und kulturkontrastiv ausgerichtete Beitrag untersucht kommunikative Praktiken der Personenreferenz in chinesischen und deutschen Chat-Dialogen (SMS-, WeChat- und WhatsApp-Nachrichten). Im Gegensatz zur gängigen Präferenz des Gebrauchs minimaler Referenzformen (u. a. mittels deiktischer Pronomen wie „ich“ und „du“ bzw. „wo“ [我] und „ni“ [你] sowie zero pronouns im Chinesischen) verwenden chinesische wie auch deutsche TeilnehmerInnen in diesen translokalen, computer-vermittelten Interaktionen oftmals Verwandtschaftsnamen zur Referenz auf sich selbst sowie auf ihre RezipientInnen. Auf der Basis einer interaktional ausgerichteten Studie sollen am Beispiel von Geschwisterrollennamen (wie „Schwester“ und „Bruder“ bzw. „Jiejie“ [姐姐 ältere Schwester], „Meimei“ [妹妹 jüngere Schwester] und „Gege“ [哥哥 älterer Bruder], „Didi“[弟弟 jüngerer Bruder]) sowohl Parallelen als auch Unterschiede in der Verwendung dieser kinship terms zur Selbst- und Fremdreferenz in den chinesischen und deutschen Daten aufgezeigt werden. Hierbei wird erkenntlich, dass Praktiken der Personenreferenz eng mit sprach- und kulturspezifischen Traditionen sozialer Beziehungsformationen verwoben sind.