Zusammenfassung
In dem Grab des Huy (TT 40) befindet sich eine Bildszene, die bislang zwar viel beachtet und kommentiert, jedoch nicht eingehend analysiert wurde. Im Gefolge von Hekanefer, des Fürsten von Miam, befindet sich ein Streitwagen, der von einer Frau gefahren und von Ochsen gezogen wird. Beides widerspricht dem in Ägypten üblichen Gebrauch dieses elitären Fahrzeugs. Es wird der Frage nachgegangen, ob es sich hierbei um die reale Darstellung einer nubischen Streitwagennutzung oder um eine propagandistisch verzerrte Fremdvölkerdarstellung handelt. Diese Szene wird aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht: 1) der Streitwagentechnologie; 2) der Perspektive des ägyptischen Grabherrn Huy; 3) der Perspektive des nubischen Fürsten Hekanefer. Eine detaillierte Analyse der Bildszene zeigt, dass sie höchstwahrscheinlich einen realen Aufzug abbildet; hierbei handelt es sich jedoch eindeutig um eine absichtsvolle Inszenierung von ägyptischer Seite, mit dem Ziel eine verkehrte Welt darzustellen und die ethnische Ordnung, die durch die ägyptisierte Oberschicht der Nubier ins Wanken gerät, aus ägyptischer Sicht wiederherzustellen.