Convivium Germanistisches Jahrbuch Polen
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Published By Adam Mickiewicz University Poznan

2196-8403

Author(s):  
Izabela Surynt

Die Problematisierung von Gewalt gegenüber Gruppen und Individuen im Rahmen jeglichen sozialpolitischen Systems gehört zu den wichtigsten literarischen Anliegen im Werk Helga M. Novaks. Über die spezifische Behandlung dieses Themenkreises entscheidet die enge Verschränkung der Gewaltproblematik mit der Darstellung von Prozessen individueller und kollektiver Identitätsbildung. Indem die Autorin ihre literarischen Figuren in Situationen versetzt, in denen sie stets körperlicher und/oder emotionaler Gewalt ausgesetzt werden und diese Erfahrung dann zur wichtigsten Motivation ihrer Protagonisten/innen für die Erarbeitung immer neuer Ich-Entwürfe stilisiert, spricht Novak der erlebten Gewalt nicht nur destruktive Potentiale zu, sondern räumt ihr auch eine (letztlich) positive Kraft ein. Diese besteht in der Stimulierung menschlicher Aktivitäten zur Herausbildung wechselnder Lebensprojekte unter dem Zwang der sich verändernden (Um)Welt. Die Thematisierung von Identität und Gewalt in literarischen Texten Novaks geht oft mit der Auseinandersetzung mit der Diskriminierung der Frauen sowie kulturell/ethnisch/national ‚Anderen‘/‚Fremden‘ einher. Diesen Fragen ist der vorliegende Beitrag gewidmet.


Author(s):  
Tomasz Waszak

Revolutionäre Gewalt lässt sich als eine Form der Aggressivität auffassen; freilich als eine solche, die sich diesen Namen selten selbst zulegt. So ist auch von der politischen Lyrik, die die Revolution gutheißt, zu erwarten, dass sie eine direkte Darstellung aggressiver Verhaltensweisen meiden wird. Dies trifft auch auf die Gedichte Bertolt Brechts zu, auch wenn der Autor im Allgemeinen als ein von der Aggression Faszinierter gilt. Mit welchen Mitteln er die politisch konnotierte Aggressivität temperierte, wird im vorliegenden Aufsatz untersucht. Eines von ihnen ist die Verfremdung, die auf der Dekontextualisierung der Handlungen oder auf einem Wechsel der Gattungskonvention beruht. Ein anderes ist die Verdrängung, die sich der ‚klassischen‘ Mittel der Verdichtung und Verschiebung bedient. Abschließend wird nach dem ästhetischen Konzept gesucht, das von den besprochenen Temperierungstechniken impliziert wird.


Author(s):  
Clemens Gruber

Kriegerdenkmäler spiegeln auf besondere Weise sowohl Brüche als auch Kontinuitäten wider, welche die politischen Umwälzungen des Ersten Weltkrieges, des Dritten Reichs sowie der Nachkriegszeit in der österreichischen Erinnerungskultur hinterlassen haben. Dieser Beitrag widmet sich einer Reihe von Denkmälern einer spezifischen Region in Oberösterreich. Die Analyse der Inschriften führt den ambivalenten und oberflächlich neutralen Charakter von Kriegerdenkmälern vor Augen: Deren sprachliche Botschaften lassen zwischen den Extrempolen ‚Helden‘ und ‚Opfer‘ bis heute kaum Platz für gesellschaftlich schonungslose und gleichzeitig historisch reflektierte Perspektiven auf die Gewaltexzesse des 20. Jahrhunderts.


Author(s):  
Anna-Katharina Gisbertz

NATASCHA WODINS Familiengeschichte beleuchtet das überwältigende Ausmaß der Zwangsarbeit in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Teil der Geschichte wurde im kulturellen Gedächtnis der Deutschen bislang vernachlässigt. Im vorliegenden Interview erörtert die Autorin die Hintergründe über die Recherche und Arbeit an ihren letzten beiden Generationserzählungen Sie kam aus Mariupol (2017) und Irgendwo in diesem Dunkel (2018). WODIN rekapituliert das schwierige Leben mit ihrer Familiengeschichte und gibt Einblick in ihre Schreibstrategien. Eine Einführung in WODINS Werk geht dem Gespräch voran.


Author(s):  
Elke Mehnert
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Als ANNA SEGHERS 1940 mit ihrer Familie versuchte, aus dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Teil Frankreichs zu fliehen, schrieb sie Die drei Bäume, drei kurze Texte, die sich mit Angstgefühlen auseinandersetzen – es sind die Angst vor Verfolgung, vor Führungslosigkeit und vor Entfremdung. In der SEGHERS-Forschung haben diese kurzen Geschichten kaum Beachtung gefunden – sehr zu Unrecht, wie die Verfasserin anhand ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen im Umgang mit den kurzen Geschichten darstellt.


Author(s):  
Sandra Müller

Der Aufsatz beschäftigt sich mit der Darstellung des ,Anschlussesʻ Österreich 1938 am Beispiel von Schulbüchern. Dazu werden aktuell in Österreich für den Schulgebrauch zugelassene Schulbücher aspektorientiert mit Blick auf Kapitelstrukturen, Konzeptorientierung, Deutungsmuster und Textquellen- und Bildverwendung analysiert. Die Analyse hat einen ambivalenten Umgang mit dem Anschluss ergeben.


Author(s):  
Felix Lempp

In NINO HARATISCHWILIS Roman Das achte Leben (Für Brilka) versucht die Erzählerin Niza vergeblich, die sowjetische Geschichte Georgiens und die individuelle Geschichte ihrer Familie zwischen 1900 und 2006 aufeinander bezogen darzustellen. Der Aufsatz argumentiert, dass in den Defiziten des Erzählprogramms Nizas Widersprüche einer für den Generationenroman typischen Erzählpoetik produktiv gemacht werden, der es nicht gelingt, individuelle, familiäre und politische Geschichte zu einem sinnstiftenden Narrativ zu verbinden. Am Ende des Romans steht deshalb ein Medienwechsel von der literarischen Geschichtsdarstellung zu ihrer performativen Verkörperung im Tanz, in dem die theatrale Adaption des Romans, wie sie JETTE STECKEL 2017 am Thalia Theater Hamburg inszenierte, bereits angelegt ist.


Author(s):  
Heike Krösche

Im Mittelpunkt des Beitrags stehen geschichtsdidaktische Überlegungen zum aktuellen Stellenwert von Erinnerungskulturen als Gegenstand historisch-politischer Lernprozesse in der österreichischen Sekundarstufe. Zu diesem Zweck wird eine erste Analyse auf drei Ebenen durchgeführt. Zunächst wird die Relevanz des Themas Erinnerungskulturen im aktuellen Lehrplan für das Unterrichtsfach „Geschichte und Sozialkunde / Politische Bildung“ betrachtet. Ergänzend dazu wird ein exemplarischer Blick auf die Umsetzung dieser Vorgabe in einem aktuellen Schulbuch geworfen. Abschließend werden dazu erste empirische Ergebnisse zu den Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zum Umgang mit Erinnerungskulturen in Beziehung gesetzt.


Author(s):  
Dagmar Heißler

Am 6. April 1945 wurden im Zuchthaus Stein über 220 vorwiegend politische Gefangene sowie drei antifaschistische Justizwachebeamte und der Anstaltsdirektor von nationalsozialistischen Aufsehern und von Volkssturm-, Waffen-SS- und Wehrmachtsangehörigen erschossen, um die von der Anstaltsleitung angeordnete Entlassung aller Inhaftierten zu verhindern. Am selben Tag wurden dutzende weitere Häftlinge in Krems an der Donau und in der Umgebung, auch unter Mithilfe der lokalen Bevölkerung, ermordet (‚Kremser Hasenjagd‘). 2015 erschien mit ROBERT STREIBELs Roman April in Stein die erste literarische Auseinandersetzung mit diesem NS-Endphaseverbrechen. Wie sich der Autor diesem Themenkomplex nähert, soll nach einem Abriss der Geschehnisse in Krems-Stein im April 1945 und ihrer Darstellung in der medialen Berichterstattung über den Volksgerichtsprozess im August 1946 erörtert werden.


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