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Published By Adam Mickiewicz University Poznan

0137-2467

2019 ◽  
pp. 63-74
Author(s):  
Günther Stocker

Der Beitrag untersucht Paulus Hochgatterers 2017 erschienene Erzählung Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war als spezifisch literarischen Beitrag zur gegenwärtigen österreichischen Erinnerungskultur bzgl. der nationalsozialistischen Verbrechen. Die besondere Herangehensweise des Textes an das in der österreichischen Literatur spätestens seit den 1980er Jahren notorische Thema wird dabei an der räumlichen Situierung des Geschehens im Hinterland, der zeitlichen Situierung im „Ausnahmezustand“ (G. Agamben) der letzten Kriegswochen, vor allem aber in dem erzählerischen Entwurf von Alternativszenarien festgemacht.


2019 ◽  
pp. 101-114
Author(s):  
Rafał Pokrywka

Aus dem Standpunkt der soziologischen Feldtheorie sind Mehrsprachigkeit, interkultureller Hintergrund und Fremdheit soziale und kulturelle Kapitalsorten, die auch Teil des symbolischenKapitals werden können. Im Beitrag werden vier österreichische Autor_innen besprochen, die im Hinblick auf den attestierten/deklarierten interkulturellen Charakter ihres Schaffens unterschiedliche Positionen im literarischen Feld einnehmen: Anna Kim, Milena Michiko Flašar, Doron Rabinovici und Michael Stavarič. Im Ausblick wird der Frage nachgegangen, ob ihre Stigmatisierung als ‚Fremde’ auch feldinterne Profite bringen kann und ob die erwartete Normalisierung der interkulturellen Literatur in jeder Hinsicht erwünscht ist.


2019 ◽  
pp. 139-148
Author(s):  
Agnieszka Palej

Die Schriftsteller mit dem sog. Migrationshintergrund gehören zu denjenigen Menschen, die als Migranten einen einschneidenden Kultur- und auch Sprachwechsel hinter sich haben und deren Lebenslauf durch diesen Wechsel zwischen Sprachen und Lebensformen geprägt ist. Die neue Sprache ermöglicht den Zugang zu einer neuen, anderen Kultur, somit auch den Zugang zu einer neuen kulturellen Identität sowie – last but not least – zu einem neuen Lesepublikum, was im Falle des literarischen Schaffens doch von entscheidender Bedeutung sein kann, weil die Schriftsteller sich absichtlich für einen neuen Adressatenkreis entscheiden. Obwohl man meist in der Sprache den wichtigsten Identitätsmarker sieht und anerkennt, begründet das Deutsche als literarisches Ausdrucks- und Publikationsmedium im Falle der transkulturellen Schriftsteller keine homogenen nationalen Identitäten, sondern erfüllt die Funktion eines Transitraumes, einer-zone, eines transkulturellen Raumes der gegenseitigen Durchdringung und Verflechtung des Kulturellen sowie der Transformation nationaler Zugehörigkeiten und der kulturellen Identität. In den Texten der Migrantenautoren spiegelt sich die Bedeutung des Umgangs mit zwei Sprachen wider, weil die Zweisprachigkeit von Migranten – oft im Zusammenhang mit dem Thema der kulturellen Identität – in der Migrantenliteratur eine Rolle spielt. Die Schriftsteller versuchen, ihre eigene Zweisprachigkeit in die Texte einzubringen, in denen häufig beide Kulturen und Sprachen koexistieren. Im Referat werden ausgewählte Texte von dem polnisch-österreichischen Schriftsteller Radek Knapp einer Analyse unterzogen. Der Beitrag geht der Frage nach, wo und wie sich die Zweisprachigkeit und Sprachmischungen in den einzelnen Texten Knapps manifestieren.


2019 ◽  
pp. 115-127
Author(s):  
Szilvia Ritz

Im Fokus dieses Beitrags stehen die Funktionen des Mythischen und Märchenhaften sowie in Verbindung damit die Rolle der Zeit im 2011 erschienenen Roman Brenntage des in der ehemaligen Tschechoslowakei geborenen österreichischen Schriftstellers, Michael Stavarič. Der Romantitel verweist über die konkrete Handlung der Sperrmüllverbrennung hinaus auf einen sich wiederholenden symbolischen Akt, der das Verhältnis des Kollektivs zur Vergangenheit bestimmt. In den folgenden Ausführungen wird das Werk im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung der nebeneinander existierenden erzählten Welten untersucht, wodurch die Polyphonie des Textes verdeutlicht werden kann. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Parallelführung von zyklischer und linearer Zeitauffassung, welche in großem Maß zur Mehrschichtigkeit des Textes beiträgt und in Zusammenhang mit dem Prozess des Erwachsenwerdens interpretiert wird. Abschließend wendet sich der Beitrag den Konsequenzen zu, die diese Engführung von Zyklizität und Linearität für die Erzählerposition hat, und bietet verschiedene Deutungsmöglichkeiten für das Ende des Textes.


2019 ◽  
pp. 149-161
Author(s):  
Sanna Schulte

Die Autorin und Dolmetscherin Julya Rabinowich bezeichnet sich selbst als „Janus in Babylon“ und charakterisiert ihre Mehrsprachigkeit nicht nur als vermittelnde Kompetenz, sondern auch als wechselnde Identität: „Spaltköpfig wird man. Doppelzüngig. Mehrgesichtig.“ (Rabinowich 2009: 58) Das Spiel mit den eigenen Identitäten, mit Lüge und Wahrheit, mit Vergangenheit und Zukunft scheint die beste Voraussetzung zum Schreiben. Welches poetische Potential in der Exophonie liegen kann, untersucht dieser Beitrag anhand von Julya Rabinowichs Roman Spaltkopf, der als Entwurf eines mehrdimensionalen Identitätskonflikts gelesen wird. Im Vergleich mit mehrsprachigen Perspektiven und exophonen Schreibweisen von Yoko Tawada, Herta Müller, Dragica Rajčić, Emine Sevgi Özdamar, Saša Stanišić und Semier Insayif werden besonders die Kippeffekte zwischen metaphorischen und buchstäblichen Lesarten fokussiert.


2019 ◽  
pp. 7-19
Author(s):  
Wolfgang Hackl

Der Hofmannsthalkenner und -verehrer Walter Kappacher hat für seinen Roman Der Fliegenpalast (2009) auf seine fundierten Kenntnisse des Hofmannsthalschen OEuvres zurückgegriffen und umfangreiche Recherchen zum Autor und zu seiner Zeit angestellt. Daraus entstand ein dichtes Geflecht von intertextuellen Bezügen sowohl zu Werken von Hofmannsthal als auch zu dessen Lektüre, in das Kappacher ein breites kultur- und sozialgeschichtliches Panorama der ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts in Österreich verwob. Die Analyse der Konstruktion dieser scheinbar so selbstverständlich österreichischen Referenzen belegt, dass der Roman nur im Kontext der österreichischen Historie, sowie der österreichischen Literatur- und Kulturgeschichte adäquat analysiert und interpretiert werden kann.


2019 ◽  
pp. 129-138
Author(s):  
Peter Clar Peter Clar
Keyword(s):  

Wie Jacques Derrida u. a. in Die Einsprachigkeit des Anderen oder Die ursprüngliche Prothese zeigt, ist jeder Mensch immer schon mehrsprachig. Wenn wir diesen Zustand der Nicht-Einsprachigkeit als ein allgemein-menschliches Phänomen begreifen, und dazu eignet sich die sogenannte exophone Literatur besonders, dann hilft uns das zu verstehen, dass das Fremd-Sein eines/einer Fremden zu befragen immer zugleich bedeutet, auch unser eigenes Fremd-Sein zu befragen, dann wird die Frage nach dem Fremden zur Frage der eigenen Identität. Um dies zu zeigen, lese ich Hamid Sadrs Gesprächszettel an Dora (1994) parallel zu und mit Derridas Konzept von Ein- und Mehrsprachigkeit. In dem ‚Roman‘ erfindet der Erzähler entlang von Egodokumenten seine Wahrheit über Franz Kafkas Sterben und widerspricht damit vielen Wissenschaftler- und Biograph_innen, die den Tod Kafkas als Konsequenz seines Dichterseins, seiner Zerrissenheit etc. interpretiert haben. Was uns die Dichterfigur entfremdet, ist dabei die Sprache selbst und zwar gerade die anscheinend authentischen Berichte, die, in Kombination mit den unzuverlässigen Erzählerstimmen die Konstruktion der Figur Kafka offenlegen. Der Kafka des Textes – der als K., als Kafka, als kavka auftritt, der im Erzählen als Kafka gesetzt, erschrieben wird, und zwar in jenen Worten, die die seinen sind, die ihm also vermeintlich vorangehen und doch, zugleich, folgen, sich (auch) als Nach-Schreiben entpuppen – wird wieder aufgelöst, wird fremd. Die Verwirrung der Grenzen von Ursache und Wirkung, Vorher und Nachher, Realität und Fiktion, das Sein zwischen Leben und Tod lässt die Kafka/K.-Figur zum Wanderer, zur Figur des Sowohl-alsauch werden. Das Fremd-Sein Kafkas, die Exilsituation in der Abgeschiedenheit des Sanatoriums sind dabei nicht allein Parabeln auf die Situation exiliert Lebender, wie Sadrs persönliche Lebenssituation nahelegte, sie sind darüber hinaus eine Metapher für menschliche Identitätsfindung generell.


2019 ◽  
pp. 87-100
Author(s):  
Primus-Heinz Kucher

Als Anhang zu ihrer Preisrede im Zuge der ersten Verleihung des österreichischen Literatur( förder)preises Schreiben zwischen den Kulturen (1997) hat die aus Brčko geborene Alma Hadzibeganovic, ein eigenwilliges, ihr Schreibverständnis erläuterndes Alphabet vorgelegt. Unter dem Buchstaben ‚R‘ hat sie den rebellischen Charakter des Beitrages dieser Gruppe (damals) junger Autorinnen und Autoren mit Migrationshintergrund selbstbewusst sichtbar zu machen versucht. Ein Blick auf die literarische Produktion der letzten 20 Jahre wird diese These bzw. diese Selbstpositionierung vielleicht nicht als die zentrale Entwicklungsperspektive in der neueren österreichischen Gegenwartsliteratur ausweisen, aber zugleich doch als eine ernst zu nehmende und in vielfältiger Weise das Erscheinungsbild mitprägende. Der Beitrag geht der Frage nach, wo und wie sich migrationsgestütztes Schreiben positioniert, und in welcher Weise Querverbindungen zu einer spezifischenösterr. Tradition sprachkritisch-experimentellen Schreibens und Denkens anzutreffen sind, das perse national-sprachliche Begrenzungen unterläuft bzw. ironisch kommentiert.


2019 ◽  
pp. 163-176
Author(s):  
Joanna Ławnikowska-Koper
Keyword(s):  

Mit dem Roman Viktor hilft (2018) bestätigt Vladimir Vertlib mehrfach seine literarische Verortung: sein Meta-Narrativ bleibt nach wie vor eine kulturanthropologisch fokussierte Migrations-erfahrung. Diese impliziert eine punktuelle Erfahrung der Zeitgenossenschaft und der Zeugenschaft und in eben diesem Zusammenhang wird untersucht, wie sich die Erzählinstanz im Text selbst- und fremdpositioniert, wozu das sozio-linguistische Konzept der Positionierung von Wendy Hollowey wichtige Impulse liefert (Hollowey 1984). Bei der Annahme des autobiographischen Ansatzes des Romans wird am Beispiel von Viktor Levin als Alter Ego Vertlibs die Positionierung eines hybriden Subjekts in Literatur und Leben eruiert, gemäß der These: Aufgrund der Selbst- und Fremdpositionierung der Erzählinstanz im Roman Viktor hilft ist Vladimir Vertlib als Autor mit einem „hybriden- kulturellen Hintergrund“ (Previsič 2012: 50) und damit als ein exophoner Autor im „Dritten Raum“ (Bhabha 1994/2000) zu verorten.


2019 ◽  
pp. 75-86
Author(s):  
Agnieszka Palej

Österreich blickt auf eine lange Literaturgeschichte mit inter/transkultureller Prägung zurück. Viele der österreichischen Autoren sind Grenzgänger zwischen den Kulturen, ihre interkulturelle Bindung verleiht ihnen eine „brückenschlagende“ Funktion: Die literarischen Texte von Autoren mit Migrationshintergrund bilden heute einen festen Bestandteil der österreichischen Gegenwartsliteratur und sie geben der österreichischen Literatur literarisch und ästhetisch interessante Impulse. Viele von ihnen wollen sich unter neuen kulturellen Bedingungen, in einer anderen Umwelt durchsetzen, sich im Kulturkreis der neuen Heimat positionieren oder vielleicht sogar ihre kulturelle Identität neu entwerfen. In ihren Texten kann man neben Thematisierungen eines Zustands der kultureller Verpflanzung und Neuverortung auch der Auseinandersetzung mit Fragen der nationalen und kulturellen Identität finden. In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, mit welchen Identitätsentwürfen der Leser in den Texten von einem inzwischen im deutschsprachigen Literaturbetrieb etablierten Autor mit Migrationshintergrund konfrontiert wird: Gegenstand der Analyse bilden ausgewählte Texte von Radek Knapp, einem literarischen „Brückenbauer“ des polnisch-österreichischen Kulturraums. Die ausgewählten literarischen Texte Knapps werden daraufhin befragt, wie (und ob) die dargestellten Figuren ihre Identität herstellen oder bewahren sowie wie Radek Knapp auf das „Österreichische“ ein bzw. mit dem „Österreichischen“ umgeht.


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