ZusammenfassungZwei prägende Namen und Methoden sind hier in Beziehung gesetzt: Michael
BALINT für die psychoanalytische Methode und Raoul SCHINDLER für
eine psychoanalytisch-rangdynamische Methode, die
„Gruppendynamik“: beide sind besonders geeignet für
Training und (Lehr)Supervision. Nach einer kurzen biographischen Darstellung von
Michael Balint (1896–1970) und Raoul Schindler (1923–2014)
erfolgt ein Vergleich beider Methoden.Bei der dynamischen Gruppe mit bi- und multifokalen Beziehungsstrukturen haben
Gruppen dieser Art sich selbst zum Thema. Interne und externe Beziehungen werden
unter den Aspekten der Rangdynamik und der unterschiedlichen emotionalen
Sensibilität der Gruppenmitglieder untersucht. Externe
„unbeteiligte Beobachter(m/w/i)“
können konstruktive Beiträge für den Reflexionsprozess
leisten. Die Expertentrainer(m/w/i)
übernehmen gemäß den bekannten Diskretions- und
Abstinenzregeln die Funktion von „unbeteiligten
Expertenbegleitern“, die zuvor in einem separaten Prozess zusammen mit
mindestens einem der Trainer(m/w/i) ihre eigenen
Strategien und Interventionen in dem supervisorischen Umfeld reflektieren. Die
Idee, Beziehungen zu spiegeln, realisiert sich durch die Anwendung der Methoden
und Techniken der klassischen Psychoanalyse in einer Gruppe von Spezialisten
– der Balintgruppe. Neu ist die Verwendung einer Gruppe selbst als
„Organ“ zur systematischen Darstellung und Reflexion der
Außenbeziehungen sowie der
Gruppenmitglieder(m/w/i), um dies zu erreichen.
Werden die „Problembereiche“ unserer eigenen Verhaltensmuster
und die eigene Verwundbarkeit aufgrund von oft vor- oder gänzlich
unbewussten Traumata kennengelernt, kann der gesamte Prozess dazu beitragen,
sich von problematischen Beziehungen zu befreien oder sie im besten Fall neu zu
formen. Abseits therapeutischer Überlegungen ist das ein konstruktiver
Weg des Trainings der Selbst- und Beziehungsreflexion sowohl für
angehende als auch im Beruf stehende Experten(m/w/i).
Die Art der Balint-Gruppenarbeit ist daher im Wesen analytisch, doch nicht
primär therapeutisch. Sie folgt dem Prinzip einer analytischen
Reflexionsgruppe mit einer verhaltensmodifizierenden Einstellung. Die
Teilnehmer(m/w/i) können sich der
eigenen, vor- oder unbewussten Beteiligung an einer
„schwierigen“ externen Beziehung innerhalb und mithilfe der
Expertengruppe bewusst werden. Un- oder vorbewusste libidinöse
Bindungen, die Dynamik zwischen einem Experten(m/w/i)
und seinen bzw. ihren Patienten kann in einem „stellvertretenden
Prozess“ innerhalb einer von Experten geleiteten, standardisierten
Gruppe analysiert werden. Die Frage von virtuellen Gruppen (bspw. im Internet)
wird reflektiert.