cultura & psyché
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(FIVE YEARS 25)

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(FIVE YEARS 1)

Published By Springer Science And Business Media LLC

2730-5732

2022 ◽  
Author(s):  
Wilhelm Kempf

ZusammenfassungAufbauend auf dem methodischen Konstruktivismus und gestützt auf die Unterscheidung zwischen (1) einer transsubjektiv begründeten (objektiven) Wirklichkeit, einer bloß intersubjektiv geteilten (sozialen) Wirklichkeit und einer subjektiven Wirklichkeit i.e. S. sowie (2) zwischen (gesicherten) Tatsachen, möglichen Sachverhalten, fingierten Sachverhalten und simulierten Sachverhalten wird die Haltbarkeit der sozial-konstruktivistischen Auffassung untersucht, wonach jede Repräsentation der Wirklichkeit nur ein verzerrtes Abbild der Realität biete, weshalb alle Repräsentation der Wirklichkeit gleichrangig nebeneinanderstehen.Dass die sozial konstruierte Wirklichkeit notgedrungen selektiv und daher eine interpretierte (bedeutungshaltige) Wirklichkeit ist, wird nicht in Frage gestellt, wohl jedoch die Schlussfolgerungen, welche der soziale Konstruktivismus daraus zieht: (1) Die Rede von einer „äußeren Realität“ und deren „Repräsentation“ kann nicht aufrechterhalten werden. (2) Im Unterschied zu Tatsachen, die transsubjektiv nachgeprüft werden können, entbehren Bedeutungen einer transsubjektiven Basis, weshalb Aussagen über die Bedeutung eines Sachverhalts weder wahr noch falsch sind. (3) Trotzdem kann nicht jede bedeutungshaltige Wirklichkeitskonstruktion denselben Geltungsanspruch erheben. (4) Zumindest „alternative Fakten“ sind als solche identifizierbar. (5) Wahrheit vs. Falschheit behaupteter Sachverhalte ist nicht das einzige Kriterium, an dem eine Wirklichkeitskonstruktion gemessen werden kann. (6) Obwohl der Diskurs über Bedeutungen kein Diskurs darüber sein kann, ob sie wahr oder falsch sind, können Wirklichkeitskonstruktionen dennoch auf ihre Angemessenheit hin befragt werden. Und je nachdem, worauf wir unser Handeln orientieren, können sie sich als angemessen oder unangemessen erweisen.


2021 ◽  
Author(s):  
Carlos Kölbl

ZusammenfassungIm Zentrum des vorliegenden Beitrags steht die Frage danach, was die Erlanger Handlungspsychologie war. Der Versuch einer Antwort erfolgt in drei Schritten. Erstens werden Genese, Entwicklung und Etablierung der Erlanger Handlungspsychologie, zweitens ihr Handlungsbegriff sowie Formen der Handlungserklärung und drittens Schwierigkeiten und Alternativen des Empiriebezugs nachgezeichnet. Die skizzenhafte und pointierte Rekonstruktion dieses Ansatzes erfolgt dabei immer auch mit Blick auf andere handlungspsychologische Forschungsprogramme, um seine Spezifika besser herausarbeiten zu können.


2021 ◽  
Author(s):  
Larissa Pfaller ◽  
Michael Schetsche

2021 ◽  
Author(s):  
Tobias Schramm

ZusammenfassungJulia Kristevas Konzept der Abjektion, das sie in ihrer Monografie Powers of Horror. An Essay on Abjection (1982) vorstellt, wird in der Rezeption nicht selten mit Prozessen des Ausschlusses und der Exklusion gleichgesetzt – sei es auf innerpsychischer oder sozialer Ebene. Das ist zunächst nicht verwunderlich, spielt doch die Grenze und Grenzziehung in ihrem Werk eine entscheidende Rolle: Die Abjektion ist die Grundlage der Konstitution des Subjektes und damit auch der kulturellen Ordnung, die Subjekte hervorbringt. Nur durch die Grenzziehung, als Produkt der Abjektion, können Subjekte eine stabile Psyche und eine kulturelle Identität überhaupt erst entwickeln.Diese Lesart verkennt jedoch die grundlegende theoretische Anlage des Konzeptes bzw. wendet den Begriff bereits auf psychische, aber auch soziale Prozesse an, für welche die Abjektion zunächst erst einmal die Grundlage bildet: Bei der Abjektion, so meine Lesart des Begriffs, handelt es sich primär um die Herstellung einer Grenze. Erst die Herstellung einer Grenze bildet schließlich die Grundlage für Prozesse des Ausschlusses, und zwar sowohl in der frühkindlichen Subjektbildung als auch in der Etablierung kultureller Grenzziehungen und damit der Konstitution sozialer Ordnung. Das Erleben des Abjekten ist, so argumentiere ich in diesem Beitrag, im Grunde gleichzusetzen mit einer existenziellen Krise: Durch die Irritation ontologischer Grenzen findet sich das Subjekt in einem Zustand existenzieller Angst wieder.So bieten zahlreiche Ansätze wie etwa Kant, Kierkegaard oder Heidegger in ihren Begriffsinstrumentarien differenzierte Konzepte der ‚existenziellen Angst‘ bzw. einer existenziellen Krise an, die es ermöglichen, den speziellen psychologischen Zustand, den Kristeva mit dem Begriff des Abjekts adressiert, als existenzielle Angst oder Krise (bzw. als existenzielle Ungewissheit) zu verstehen.


2021 ◽  
Author(s):  
Jürgen Straub
Keyword(s):  

ZusammenfassungNach einer Empfehlung, Gefühle (Affekte, Emotionen) als eigenständige, welterzeugende und -erschließende Phänomene zu analysieren, wird auf Abjektivierungen und Abjektionen fokussiert. Das von Julia Kristeva eingeführte psychoanalytische Konzept wird als ein für die Kulturpsychologie heuristisch wertvoller Begriff vorgestellt. Damit lassen sich die in verletzten Selbstgefühlen, gefährdeter Selbstachtung und „seelischer Selbstvergiftung“ (Max Scheler) begründeten Abwertungen und radikalen Entwertungen von Anderen, kulturell Fremden zumal, verstehend erklären. Abjektivierungen und Abjektionen dienen der Bewahrung eigener psychischer, sozialer, kultureller und politischer Ordnungen. Sie zeitigen dabei jedoch polemogene, destruktive Effekte, die das einvernehmliche Zusammenleben von Menschen und den für jede differenzsensible, pluralistische und tolerante Gesellschaft notwendigen Zusammenhalt untergraben und massiv gefährden. Der Beitrag endet mit einem Plädoyer für eine psychologische Aufklärung, die Gefühlsarbeit – eine mühsame Verwandlung affektiver Abjektivierungen und Abjektionen – nach sich ziehen muss.


2021 ◽  
Author(s):  
Hanjo Berressem

ZusammenfassungIm Zentrum des Beitrags steht das Motiv des Fressens, anhand dessen die Beziehung von Abjektion, Kultur und Kunst ausgemessen wird. Auf einer abstrakten Ebene behandelt der Beitrag zunächst den Aggregatzustand des Abjekten, danach adressiert er auf der konkreten Ebene von Filmbeispielen aus der Zeit von 1968 bis 1980 die Beziehung eines kulturellen Abjekten zur Ethik, insbesondere in Bezug auf den Faschismus und den Kapitalismus.


2021 ◽  
Author(s):  
Monika Mueller
Keyword(s):  

ZusammenfassungDer Beitrag führt vor, wie puritanische Texte mit Julia Kristevas Theorie der Abjektion, die sie in Powers of Horror (1982) darlegt, analysiert werden können. Grenzüberschreitungen wie religiöser und ziviler Ungehorsam wurden von den Puritanern in Neuengland oft als Hinweis auf sexuelle Transgression und körperliche Abjektion verstanden. Puritanische Autoren, die oftmals auch Geistliche waren, brachten Grenzüberschreitungen gerne mit spiritueller Verderbtheit und Abjektion körperlicher Sekrete, Exkrete und Exkremente in Verbindung.Die puritanischen Texte, die Gegenstand dieses Beitrags sind, befassen sich mit der Abjektion von Sperma und „monströsen“ fehlgebildeten Föten: John Winthrop und Thomas Weld verfassten drastische Schilderungen von Anne Hutchinsons und Mary Dyers „Monstergeburten“, da sie diese als Beweis für die spirituelle Verderbtheit der beiden Antinomierinnen, die es gewagt hatten, puritanische Doktrinen zu kritisieren, verstanden. Der puritanische Pfarrer Michael Wigglesworth hingegen vertraute seine eigenen abjekten, unreinen Gedanken und Handlungen, die sich auf seine männlichen Studierenden bezogen und laut seiner Beschreibung zu starken sexuellen Lustgefühlen und ungewollter Triebabfuhr führten, seinem Tagebuch in verschlüsselter Form an.Als Repräsentant der puritanischen Obrigkeit war Wigglesworth imstande, seine spirituelle und sexuelle Überschreitung religiöser Grenzen unbemerkt auszuleben, da die Abjektion körperlicher Materie in seinen privaten Räumlichkeiten stattfand. Somit konnte er seine Abjektion erfolgreich vor der Öffentlichkeit verbergen. Hutchinson und Dyer hingegen, deren vermeintliche spirituelle Transgressionen durch abjekte „monströse“ Geburten zwangsweise öffentlich gemacht wurden, wurden von den puritanischen Geistlichen, die die symbolische Ordnung Neuenglands verkörperten, für ihre Verstöße gegen die religiös-staatliche Ordnung abgestraft und aus der Gemeinschaft verstoßen.


2021 ◽  
Author(s):  
Annerose Böhrer

ZusammenfassungDie postmortale Transplantation von Organen gilt als integraler Bestandteil von Hochleistungsmedizin. Zugleich wird immer wieder ein Mangel an gespendeten Organen problematisiert und die Autonomie der Patientinnen und Patienten gegen einen gesellschaftlichen Solidaritätsanspruch gestellt. Eine zentrale Praxis in diesem Zusammenhang ist die ‚Aufklärung‘ der Bevölkerung. In den für diesen Zwecken zusammengestellten Informationen und Kampagnen finden Widerspruch und Unbehagen jedoch meistens keinen Raum und auch bestimmte Aspekte der Organspende (wie z. B. der Tod der Spender/-innen) werden tendenziell oft übergangen. Der Beitrag richtet das Augenmerk auf eben jene ambivalenten Bereiche der Organspende und schlägt vor, sich diesen mit Kristevas Konzept des Abjekten zu nähern. Das ‚Abjekte der Organspende‘ ließe sich demnach auf vier Ebenen verorten, die vor allem die Körper der Spender/-innen betreffen: Tod und Sterben, die Zergliederung des Körpers, die Organe und das Körperinnere sowie die in der Praxis der Organspende entstehenden Grenzverschiebungen bzw. -auflösungen. Das Wechselspiel der Annäherung an und Distanzierung von diesen Aspekten der Körperlichkeit und des Sterbens, das in den Kulturtechniken der Organspende sichtbar wird, ist aus dieser Perspektive ein integraler Bestandteil dieser Praxis im Umgang mit Körper, Tod und Sterben.


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