symbolische ordnung
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(FIVE YEARS 1)

2021 ◽  
Author(s):  
Monika Mueller
Keyword(s):  

ZusammenfassungDer Beitrag führt vor, wie puritanische Texte mit Julia Kristevas Theorie der Abjektion, die sie in Powers of Horror (1982) darlegt, analysiert werden können. Grenzüberschreitungen wie religiöser und ziviler Ungehorsam wurden von den Puritanern in Neuengland oft als Hinweis auf sexuelle Transgression und körperliche Abjektion verstanden. Puritanische Autoren, die oftmals auch Geistliche waren, brachten Grenzüberschreitungen gerne mit spiritueller Verderbtheit und Abjektion körperlicher Sekrete, Exkrete und Exkremente in Verbindung.Die puritanischen Texte, die Gegenstand dieses Beitrags sind, befassen sich mit der Abjektion von Sperma und „monströsen“ fehlgebildeten Föten: John Winthrop und Thomas Weld verfassten drastische Schilderungen von Anne Hutchinsons und Mary Dyers „Monstergeburten“, da sie diese als Beweis für die spirituelle Verderbtheit der beiden Antinomierinnen, die es gewagt hatten, puritanische Doktrinen zu kritisieren, verstanden. Der puritanische Pfarrer Michael Wigglesworth hingegen vertraute seine eigenen abjekten, unreinen Gedanken und Handlungen, die sich auf seine männlichen Studierenden bezogen und laut seiner Beschreibung zu starken sexuellen Lustgefühlen und ungewollter Triebabfuhr führten, seinem Tagebuch in verschlüsselter Form an.Als Repräsentant der puritanischen Obrigkeit war Wigglesworth imstande, seine spirituelle und sexuelle Überschreitung religiöser Grenzen unbemerkt auszuleben, da die Abjektion körperlicher Materie in seinen privaten Räumlichkeiten stattfand. Somit konnte er seine Abjektion erfolgreich vor der Öffentlichkeit verbergen. Hutchinson und Dyer hingegen, deren vermeintliche spirituelle Transgressionen durch abjekte „monströse“ Geburten zwangsweise öffentlich gemacht wurden, wurden von den puritanischen Geistlichen, die die symbolische Ordnung Neuenglands verkörperten, für ihre Verstöße gegen die religiös-staatliche Ordnung abgestraft und aus der Gemeinschaft verstoßen.


Author(s):  
Marlon Barbehön
Keyword(s):  

ZusammenfassungDie Frage, wann eine Gesellschaft soziale Differenzen als Ungleichheiten erfährt und zum Gegenstand öffentlicher Kontroversen erhebt, lässt sich nicht anhand eines objektiven Maßstabs beantworten. Ungleichheit verweist auf kontingente Deutungs- und Interpretationsleistungen, in denen beobachtbare Differenzen nicht nur als Unterschiede behandelt, sondern in Ungleichheiten transformiert werden. Dabei kommt dem Modus der Erzählung eine wesentliche Rolle zu, da er es möglich macht, gesellschaftliche Komplexität auf ein erfassbares Maß zu reduzieren und ambivalente Phänomene zumindest temporär auf eine bestimmte Bedeutung festzulegen. Der vorliegende Beitrag erörtert die Logik und Funktionsweise derartiger erzählerischer Transformationsleistungen anhand der Kategorie der Mittelschicht, die aufgrund ihrer symbolischen Logik bei narrativen Verarbeitungen sozialer Verhältnisse eine besondere Performativität entfaltet. Anhand der bundesdeutschen medialen Öffentlichkeit wird rekonstruiert, in welche Erzählungen „die Mittelschicht“ eingebunden ist und wie hierüber eine kollektiv wirksame symbolische Ordnung von Ungleichheit sowie korrespondierende Vorstellungen über „rationales“ wohlfahrtsstaatliches Regieren etabliert werden. Es werden vier Narrative unterschieden – das Metanarrativ der Mittelschichtsgesellschaft sowie die Narrative der verdienstvollen, der bedrohten und der bevorzugten Mittelschicht –, die ein je eigenes Bild von der Gestalt, den Ursachen, den Auswirkungen und der (Il‑)Legitimität von Ungleichheit zeichnen und in ihrer Gesamtheit ein kollektives Wissen über soziale Unterschiede und deren Regierbarkeit etablieren. Der Beitrag entschlüsselt somit die narrative Vermittlung von Ungleichheit in zweierlei Weise: zum einen als Praxis der Übermittlung von gesellschaftlicher Komplexität in die Sphäre kollektiver Wahrnehmbarkeit und zum anderen als Praxis der Bezugnahme auf Vorstellungen von der gesellschaftlichen Mitte, die als beweglicher Referenzpunkt fungiert, um Ungleichheit von „bloßen“ Differenzen zu unterscheiden.


2020 ◽  
Vol 9 (1-2020) ◽  
pp. 95-109
Author(s):  
Hilke Pallesen ◽  
Dominique Matthes
Keyword(s):  

In diesem Beitrag wird die Bedeutung der Institution Schule für die berufliche Sozialisation und die damit einhergehende Entwicklung eines (professionellen) Lehrerhabitus herausgearbeitet. Ausgehend von der These, dass die Genese eines (professionellen) Lehrerhabitus nicht nur auf den herkunfts- und ausbildungsbezogenen Sozialisationserfahrungen beruht, sondern auch maßgeblich von den vorherrschenden Diskursen, Praktiken, Regeln und Ritualen an der jeweiligen Einzelschule abhängig ist, wird in diesem Beitrag eine konsequent relationale Betrachtungsweise zugrunde gelegt, die sowohl die Schulkultur der Einzelschule als symbolische Ordnung als auch den Lehrerhabitus als stabiles System inkorporierter Handlungsregeln in den Blick nimmt. Dabei wird angenommen, dass jede Schule ihren eigenen Professionalisierungsraum ausbildet, zu dem die jeweiligen Lehrerhabitus in einem mehr oder weniger spannungsvollen Verhältnis stehen können. Es werden erste exemplarische Ergebnisse einer Studie zu den Passungsverhältnissen von Lehrerhabitus und Schulkultur in diesem Beitrag vorgestellt.


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