Demografischer Wandel und Wirtschaft

2021 ◽  
2020 ◽  
Author(s):  
Fabian Lenz ◽  
Jeannine Schübel ◽  
Antje Bergmann ◽  
Karen Voigt

Zusammenfassung Hintergrund Demografischer Wandel und Urbanisierung schreiten in Deutschland voran. Obwohl der Versorgungsbedarf durch eine wachsende ältere und multimorbide Generation steigt, sind die Hausbesuchszahlen der Hausärzte seit Jahren rückläufig. In vorangegangenen Studien ergaben sich Hinweise, dass gerade im ländlichen Raum die Arbeitsbelastung für Hausärzte zunimmt. Fragestellung Welche strukturellen Praxismerkmale beeinflussen die Häufigkeit hausärztlicher Hausbesuche? Welchen Einfluss hat die regionalen Lage der Hausarztpraxen? Methoden Im Rahmen einer Studie unter Hausarztpraxen in Sachsen wurden von 303 teilnehmenden Praxen in einem Zeitraum von einem Jahr 4286 Hausbesuche mittels Fragebogen dokumentiert. Jede Praxis erhob die Hausbesuche innerhalb einer randomisiert zugewiesenen Woche. Zusätzlich zu den Merkmalen der Hausbesuche wurden auch Informationen über die Praxis, wie regionale Lage, Hausbesuchsorganisation und Patientenzahlen, erfasst. Die Hausbesuchszahlen beruhen auf Angaben der befragten Ärzte. Im Nachgang wurden die Daten anhand der Postleitzahl durch Strukturinformationen des Statistischen Landesamtes sowie Versorgungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ergänzt. Die Daten wurden zunächst bivariat getestet, anschließend ein multivariates Modell erstellt. Ergebnisse Die befragten Hausärzte führten nach eigenen Angaben im Mittel 14,5 (SD 9,5) Hausbesuche pro Woche durch, was die Mitbetreuung von 32,0 (SD 30,0) Pflegeheimpatienten einschloss. Dabei korrelierte die Hausbesuchszahl bivariat signifikant negativ mit der Einwohnerzahl und signifikant positiv mit dem Altersdurchschnitt der Region. In der multivariaten Analyse zeigte sich jedoch das Alter des Arztes als größter Prädiktor für die Hausbesuche je Woche, wobei jüngere Ärzte signifikant weniger Hausbesuche durchführten. Schlussfolgerung Die Hausbesuchszahl je Woche ist im Vergleich zu Vorstudien weiter rückläufig. Im Regressionsmodell fällt der große Einfluss des Arztalters auf die Hausbesuchsanzahl auf. Während regional-strukturelle Merkmale in den Hintergrund rücken, muss von einer veränderten Einstellung gegenüber Hausbesuchen ausgegangen werden, wobei mutmaßlich Telemedizin und Delegation in den Vordergrund treten.


Rechtsmedizin ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
A. Wach ◽  
C. Faßbender ◽  
H. Ackermann ◽  
M. Parzeller

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel der Arbeit In Deutschland vollzieht sich ein stetiger demografischer Wandel, welcher zu einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft führt. Ziel der Arbeit war die Analyse der natürlichen Todesfälle mit einem Sterbealter ≥ 65 Jahre, da die gesundheitliche Vulnerabilität dieser Altersgruppe an Bedeutung gewinnt. Material und Methoden Retrospektiv wurden die Obduktionsgutachten aller natürlichen Todesfälle der ≥ 65-Jährigen im Institut der Rechtsmedizin des Universitätsklinikums der Goethe-Universität Frankfurt am Main in einem Zeitvergleich (Zeitraum I: 2000–2002; Zeitraum II: 2013–2015) ausgewertet. Ergebnisse In den Zeiträumen I und II wurden insgesamt 1206 Obduktionen in dieser Altersgruppe ermittelt. Davon wiesen 404 (33,5 %) eine nichtnatürliche Todesart auf, in 39 Fällen (3,2 %) lag eine Kombination aus natürlichem und nichtnatürlichem Tod vor, und in 94 Fällen (7,8 %) war die Todesart unklar. Die Mehrheit (n = 669; 55,5 %) verstarb an einer natürlichen Todesart. Die größte Gruppe davon (n = 350; 52,3 %) betraf kardiale Todesursachen, gefolgt von 132 (19,7 %) respiratorischen und 47 (7,0 %) abdominellen Todesursachen. Zudem lagen 37 (5,5 %) maligne Neoplasien, 37 (5,5 %) sonstige natürliche Todesursachen, 33 (4,9 %) Rupturen großer Gefäße und 33 (4,9 %) zerebrale Todesursachen vor. Im Vergleich der Zeiträume I und II fiel eine signifikante Abnahme der kardialen Todesursachen auf. Es kam insbesondere zu einer signifikanten Abnahme der hochgradigen bis verschließenden Koronarsklerosen. Zwischen beiden Geschlechtern zeigten sich signifikante Unterschiede. So wiesen Männer signifikant mehr Bypässe, Stents und Herznarben auf und erlitten ca. 10 Jahre vor den Frauen einen Myokardinfarkt. Diskussion/Schlussfolgerung Die Ergebnisse decken sich größtenteils mit der Literatur. Die Abnahme kardialer Todesursachen könnte auf eine zunehmend bessere medizinische Versorgung und eine signifikant zunehmende Implantationsrate von Stents zurückzuführen sein. Die Rolle der forensischen Gerontologie wird –gerade in Pandemiezeiten– zunehmend an Bedeutung gewinnen.


Author(s):  
Oleg Cernavin ◽  
Thomas Thiele ◽  
Markus Kowalski ◽  
Stephanie Winter

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