Phonologisches Arbeitsgedächtnis, Wortschatz und morpho-syntaktische Sprachleistungen im Vorschulalter

2000 ◽  
Vol 19 (1/2) ◽  
pp. 15-21 ◽  
Author(s):  
Britta Götze ◽  
Marcus Hasselhorn ◽  
Christiane Kiese-Himmel

Zusammenfassung: Bei 101 dreieinhalb-, vier- und fünfjährigen Kindern wurden der aktive Objektwortschatz, die morpho-syntaktischen Fähigkeiten sowie die funktionale Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses erfasst. Substantielle korrelative Zusammenhänge zwischen den erhobenen Sprachmaßen und der Arbeitsgedächtniskapazität fanden sich bei den vier- und fünfjährigen Kindern. Die Altersdifferenzen im Wortschatz und in den morpho-syntaktischen Fähigkeiten blieben auch nach Auspartialisierung der Arbeitsgedächtniskapazität bedeutsam, während sich die Altersdifferenz für die funktionale Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses bei Berücksichtigung der morpho-syntaktischen Fähigkeiten eliminieren ließ. Die Befunde werden im Hinblick auf die Bedeutung des phonologischen Arbeitsgedächtnisses für die Entwicklung verschiedener Sprachkomponenten diskutiert.

Author(s):  
Dagmar Duzy ◽  
Jan-Henning Ehm ◽  
Elmar Souvignier ◽  
Wolfgang Schneider ◽  
Andreas Gold

Die vorliegende Längsschnittstudie beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Ergebnisse hinsichtlich vorschulischer Prädiktoren der Lesekompetenz einsprachig deutscher Kinder auf Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) übertragen lassen. Ein Pfadmodell zur Vorhersage der Lesekompetenz zum Ende der ersten bzw. zweiten Klassenstufe wurde dabei sowohl auf einsprachige (n = 111) als auch auf DaZ-Kinder (n = 282) angewendet. Zunächst wurde die Pfadstruktur der am Ende der Kindergartenzeit bzw. zu Beginn der Schulzeit erfassten Vorläuferfertigkeiten nonverbale Intelligenz, phonologisches Arbeitsgedächtnis, sprachliche Kompetenz, Schnelles Benennen, Buchstabenkenntnis und phonologische Bewusstheit untereinander betrachtet. Hier unterschieden sich die Effektmuster bei einsprachigen und DaZ-Kindern nicht signifikant. Ebenso zeigt sich in beiden Sprachgruppen ein vergleichbares Bild hinsichtlich der Einflussfaktoren des Leseverständnisses. Bedeutsame Unterschiede zwischen den Sprachgruppen ergaben sich jedoch bezüglich der Vorhersage der Lesegeschwindigkeit: In der Gruppe der einsprachigen Kinder war die phonologische Bewusstheit der bedeutsamste Prädiktor. Bei den DaZ-Kindern hingegen war der Einfluss der phonologischen Bewusstheit auf die Lesegeschwindigkeit nicht von Bedeutung, dafür erfolgte der größte Teil der Varianzaufklärung durch die nonverbale Intelligenz.


Author(s):  
Marcus Hasselhorn ◽  
Kirsten Schuchardt ◽  
Claudia Mähler

Zusammenfassung. Kinder mit der Diagnose „Lese-Rechtschreibstörung”, die das Diskrepanzkriterium zur Intelligenz über die Leseleistung, die Rechtschreibleistung oder sowohl die Lese- als auch die Rechtschreibleistung erfüllten sowie gleichaltrige unauffällige Kinder des gleichen Intelligenzniveaus bearbeiteten Gedächtnisspannenaufgaben mit einsilbigen und dreisilbigen Wörtern und Kunstwörtern. Neben statistisch bedeutsamen Haupteffekten für die Faktoren Itemlänge (bessere Leistung bei kürzeren Items), Lexikalität (bessere Leistung bei Wörtern im Vergleich zu Kunstwörtern) und Gruppe (schwächere Leistungen bei kombinierter Lese- und Rechtschreibstörung) sowie einem Interaktionseffekt zwischen Itemlänge und Lexikalität (Itemlängeneffekt bei Kunstwörtern stärker ausgeprägt als bei Wörtern) zeigte sich eine bedeutsame Interaktionen zwischen Gruppe und Lexikalität und eine tendenzielle Interaktion zwischen Gruppe und Itemlänge. Der direkte Vergleich zwischen Kindern mit isolierter Lese- vs. isolierter Rechtschreibstörung ergab als Grund für die beiden letztgenannten Interaktionen eine stärkere Ausprägung des Lexikalitätseffektes bei Kindern mit isolierter Lesestörung und einen ausgeprägteren Effekt der Itemlänge bei Kindern mit isolierter Rechtschreibstörung. Die Befunde legen nahe, dass zumindest im deutschen Sprachraum den Lese- vs. den Rechtschreibstörungen von Kindern unterschiedliche phonologische Arbeitsgedächtnisdefizite zugrunde liegen.


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