Verbessert Vorerfahrung die Leistung im Assessment Center?
Zusammenfassung. Zur Abschätzung der Übungsanfälligkeit von Assessment Center(AC)-Leistungen wurden zwei Studien durchgeführt. In Studie 1 wurden die AC-Leistungen von n = 47 Wiederholern eines internen Auswahl-ACs eines Finanzdienstleistungskonzerns verglichen. Die Retest-Reliabilität des AC-Verfahrens nach durchschnittlich zwei Jahren beträgt r = .41. Für den Übungsgewinn durch wiederholte Teilnahme ergab sich nach Korrektur des Regressionseffekts eine Effektstärke von mindestens d = .40. Sowohl die Retest-Reliabilität der Einzelverfahren als auch die Leistungssteigerungen der Teilnehmer in diesen Einzelverfahren waren stark unterschiedlich, jedoch ist kein Zusammenhang zwischen Retest-Reliabilitäten und Leistungssteigerungen erkennbar. In Studie 2 wurden n = 123 AC-Teilnehmer des internen Potenzialanalyse-ACs eines anderen Finanzdienstleistungskonzerns hinsichtlich verschiedener Einflussfaktoren (u. a. Intelligenz, Leistungsmotivation, Dominanz) untersucht und nach ihrer AC-Vorerfahrung befragt. Bei Kontrolle der erfassten Einflussfaktoren klärt allein die AC-Vorerfahrung mindestens 3% der Varianz des AC-Gesamtwerts auf, für die Dimension Überzeugung beträgt das Inkrement mindestens 6% und für die Gruppendiskussion 8%. Aus beiden Studien wird gefolgert, dass ACs übungsanfällig sind, wobei sich die mangelnde Retest-Reliabilität als Kernproblem der Abschätzung von Leistungssteigerungen und Übungseffekten im AC erweist. Trait-nah konzipierte Dimensionen wie Leistungsmotivation oder analytische Fähigkeiten erscheinen weniger übungsanfällig als verhaltensorientierte Dimensionen.