Körpererfahrung und Körperinteraktion in der psychotherapeutischen Anamnese- und Befunderhebung

Author(s):  
Constanze Hausteiner-Wiehle ◽  
Peter Henningsen

ZusammenfassungSchwierigkeiten mit Körpererfahrung und Körperinteraktion kennzeichnen viele psychische und psychosomatische Erkrankungen und sind sowohl für das Störungsverständnis als auch für die Therapie eines konkreten Patienten relevant. Für ihre Diagnostik gibt es eine Reihe von körperbezogenen Konstrukten, standardisierten Messinstrumenten und Experimenten, die sich auf Einzelaspekte konzentrieren bzw. einer kategorisierenden Auswertungslogik folgen. In der alltäglichen psychotherapeutischen Diagnostik fehlt es aber an Begriffen und Methoden, um Körpererfahrung und Körperinteraktion individuell und situativ zu verstehen und zu nutzen. Dieses Diskussionspapier beschreibt auf der Grundlage klinischer Erfahrungen und einer breiten, themengeleiteten Literaturrecherche ihre wichtigsten Dimensionen – subjektives Körpererleben, dargebotene Körpersprache, gezeigte und verborgene körperliche Befunde, körperbezogene Narrative und Handlungen, körperliche Resonanz – und wie sie in der klinischen Interaktion durch Beobachtung, Mentalisierung und Bezogenheit erfasst werden können.

2013 ◽  
Vol 61 (1) ◽  
pp. 7-15 ◽  
Author(s):  
Daniel Dittrich ◽  
Gregor Domes ◽  
Susi Loebel ◽  
Christoph Berger ◽  
Carsten Spitzer ◽  
...  

Die vorliegende Studie untersucht die Hypothese eines mit Alexithymie assoziierten Defizits beim Erkennen emotionaler Gesichtsaudrücke an einer klinischen Population. Darüber hinaus werden Hypothesen zur Bedeutung spezifischer Emotionsqualitäten sowie zu Gender-Unterschieden getestet. 68 ambulante und stationäre psychiatrische Patienten (44 Frauen und 24 Männer) wurden mit der Toronto-Alexithymie-Skala (TAS-20), der Montgomery-Åsberg Depression Scale (MADRS), der Symptom-Check-List (SCL-90-R) und der Emotional Expression Multimorph Task (EEMT) untersucht. Als Stimuli des Gesichtererkennungsparadigmas dienten Gesichtsausdrücke von Basisemotionen nach Ekman und Friesen, die zu Sequenzen mit sich graduell steigernder Ausdrucksstärke angeordnet waren. Mittels multipler Regressionsanalyse untersuchten wir die Assoziation von TAS-20 Punktzahl und facial emotion recognition (FER). Während sich für die Gesamtstichprobe und den männlichen Stichprobenteil kein signifikanter Zusammenhang zwischen TAS-20-Punktzahl und FER zeigte, sahen wir im weiblichen Stichprobenteil durch die TAS-20 Punktzahl eine signifikante Prädiktion der Gesamtfehlerzahl (β = .38, t = 2.055, p < 0.05) und den Fehlern im Erkennen der Emotionen Wut und Ekel (Wut: β = .40, t = 2.240, p < 0.05, Ekel: β = .41, t = 2.214, p < 0.05). Für wütende Gesichter betrug die Varianzaufklärung durch die TAS-20-Punktzahl 13.3 %, für angeekelte Gesichter 19.7 %. Kein Zusammenhang bestand zwischen der Zeit, nach der die Probanden die emotionalen Sequenzen stoppten, um ihre Bewertung abzugeben (Antwortlatenz) und Alexithymie. Die Ergebnisse der Arbeit unterstützen das Vorliegen eines mit Alexithymie assoziierten Defizits im Erkennen emotionaler Gesichtsausdrücke bei weiblchen Probanden in einer heterogenen, klinischen Stichprobe. Dieses Defizit könnte die Schwierigkeiten Hochalexithymer im Bereich sozialer Interaktionen zumindest teilweise begründen und so eine Prädisposition für psychische sowie psychosomatische Erkrankungen erklären.


2016 ◽  
Vol 10 (05) ◽  
pp. 2-2
Author(s):  
Andreas von Pein

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