Körpererfahrung und Körperinteraktion in der
psychotherapeutischen Anamnese- und Befunderhebung
ZusammenfassungSchwierigkeiten mit Körpererfahrung und Körperinteraktion kennzeichnen viele psychische und psychosomatische Erkrankungen und sind sowohl für das Störungsverständnis als auch für die Therapie eines konkreten Patienten relevant. Für ihre Diagnostik gibt es eine Reihe von körperbezogenen Konstrukten, standardisierten Messinstrumenten und Experimenten, die sich auf Einzelaspekte konzentrieren bzw. einer kategorisierenden Auswertungslogik folgen. In der alltäglichen psychotherapeutischen Diagnostik fehlt es aber an Begriffen und Methoden, um Körpererfahrung und Körperinteraktion individuell und situativ zu verstehen und zu nutzen. Dieses Diskussionspapier beschreibt auf der Grundlage klinischer Erfahrungen und einer breiten, themengeleiteten Literaturrecherche ihre wichtigsten Dimensionen – subjektives Körpererleben, dargebotene Körpersprache, gezeigte und verborgene körperliche Befunde, körperbezogene Narrative und Handlungen, körperliche Resonanz – und wie sie in der klinischen Interaktion durch Beobachtung, Mentalisierung und Bezogenheit erfasst werden können.