‚Geist und Tat‘, ‚Wissen und Verändern!‘ Gesellschaftskritik und Gesellschaftsutopie in der Weimarer Republik Bei Heinrich Mann und Alfred Döblin

2013 ◽  
Keyword(s):  

Wenn man sich die Geschichte des deutschen Buchhandels und Verlagswesens vor Augen führt, so wird man keine Zeit entdecken, in der es in einem Zeitraum von gerade einmal zwölf Jahren zu derartig radikalen Veränderungen gekommen ist wie zwischen 1933 und 1945. Nicht nur wurden unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Schriftsteller wie Thomas und Heinrich Mann, Alfred Döblin, Franz Werfel und viele andere aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Das sog. Gleichschaltungsgesetz vom März 1933 hatte auch einschneidende Folgen für die Verlage und Buchhandlungen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig geriet unter massiven Druck, rund 100 Verlage wurden schon im Jahr 1933 verboten bzw. geschlossen oder arisiert. Die weiterhin in Deutschland publizierenden Verlage standen unter strenger Kontrolle, während die Parteiverlage aufblühten und ihre Publikationen in hohen Auflagen absetzen konnten. Die Beiträge dieses Bandes zeichnen ein Bild der verschiedensten Aspekte des Buchhandels- und Verlagswesens unter dem Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich.


2019 ◽  
Vol 51 (1) ◽  
pp. 183-210
Author(s):  
Von Tomas Sommadossi

Abstract Wenn man sich mit Zeugnissen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Exils beschäftigt, hat die deutsche Literatur nach wie vor Überraschungen parat. Auch nach über siebzig Jahren erweisen sich Exilnachlässe immer wieder als besonders ergiebige Fundgruben. Dies betrifft nicht nur die Hinterlassenschaften kanonischer Autoren, wie etwa der vielen während der Nazizeit in den USA Untergekommenen (Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger usw.), sondern auch – oder sogar insbesondere – jene Schriftsteller, die weniger ,privilegierten‘ Exilrouten folgend nach abgelegenen Orten wie Shanghai die Flucht ergriffen, um dort in besonders mühseligen Verhältnissen ihre dichterische Tätigkeit fortzusetzen oder gar aufzunehmen. Die Schwierigkeiten bei der Erforschung dieser Autoren rühren an erster Stelle von der keineswegs selbstverständlichen Zugänglichkeit der Primärliteratur her. Werke aus dem Shanghaier Exil und Nach-Exil gelangten bestenfalls in kleinsten Auflagen am Exilort in den Druck, weshalb selbst ihre Überlieferung in Bibliotheken äußerst lückenhaft ist; nicht selten zirkulierten die Schriften lediglich als Manuskripte und wurden nicht einmal nachträglich verlegt, so dass sie sich kaum in das kulturelle Gedächtnis einschreiben konnten.1 Alfred W. Kneucker, Kurt Lewin, Hans Schubert, Mark Siegelberg, Susanne Wantoch – selbst dieser kleine alphabetische Namenkatalog bezeugt das ,niedere‘ Profil des Schriftstellertums aus dem Shanghaier Exil – das Profil einer littérature mineure, die seitdem trotz ihrer Einmaligkeit ein bescheidenes Dasein am Rande der Literaturgeschichtsschreibung wie der Forschung fristet.2


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