Wie soziale Exklusion zu terroristischer Radikalisierung beitragen kann: Ein Überblick mit Fokus auf experimentellen Forschungsbefunden
Was treibt Menschen dazu, im Namen einer Ideologie auf extreme Mittel wie Gewalt zurückzugreifen? Vielfach legen theoretische Radikalisierungsmodelle wie auch die Lebensläufe Radikalisierter soziale Exklusion als einen Faktor nahe, der Menschen vulnerabel gegenüber radikalen Ideologien und deren Gruppen macht. Obwohl soziale Exklusion immer wieder als möglicher Risikofaktor der Radikalisierung identifiziert (?) wurde, fehlte dieser Annahme lange eine empirisch belastbare Grundlage, insbesondere im Hinblick auf experimentelle Untersuchungen, die einen Ursache-Wirkungs-Schluss ermöglichen. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Rolle sozialer Exklusion im Radikalisierungsprozess und setzt dabei einen besonderen Fokus auf die aktuell bestehenden experimentellen Forschungsbefunde. Es zeigt sich, dass soziale Exklusion über deprivierte individuelle Bedürfnisse und eine höhere Ansprechbarkeit gegenüber Gruppenprozessen zu Radikalisierungstendenzen beitragen kann. Hieraus ergeben sich Implikationen für die Radikalisierungsprävention, die sich nicht nur auf einer politischen und gesamtgesellschaftlichen, sondern auch auf einer individuellen Ebene umsetzen lassen.