ZusammenfassungDie Krebserkrankung, deren Behandlung und mögliche Behandlungsfolgen belasten die davon betroffenen Menschen im psychischen und sozialen Bereich in vielfältiger Weise. Verkürzte stationäre Aufenthaltszeiten in den Akutkliniken, psychoonkologische Erstversorgung in den Zentren und ambulante Therapien sind längst Realität in der Onkologie (13). Dies erzeugt besondere Verantwortlichkeiten für das dortige Fachpersonal. Ziel der Untersuchung war es, den Betreuungsbedarf in Abhängigkeit von verschiedenen soziodemografischen Variablen aufzuzeigen. Darüber hinaus wurde erhoben, inwiefern das onkologische Fachpersonal die Belastungen der Patienten erkennt und entsprechende psychoonkologische Betreuung veranlasst. Methode: An der Studie nahmen insgesamt 19771 Patienten aus 72 Praxen teil, davon 51% Frauen und 48% Männer. Bei der Auswertung wurden Patienten aus ambulanten Praxen vor oder zu Beginn der Chemotherapie berücksichtigt. Folgende Erhebungsdaten gingen in die Auswertung ein: medizinische und soziodemografische Angaben, eine Kurzform des Hornheider Fragebogens(HFK) zur Erhebung der psychosozialen Belastung sowie die Einschätzung des onkologischen Fachpersonals zum Betreuungsbedarf des Patienten. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass mehr als die Hälfte der Patienten (65 %) nach den Werten im HFK als psychosozial belastet einzustufen waren. Nach Einschätzung des onkologischen Fachpersonals wiesen nur 37 % der Patienten Betreuungsbedarf auf. Die Patienten zeigten sich besonders stark im Bereich berufliche und finanzielle Sorgen belastet gefolgt von Sorgen um das körperliche Befinden. Frauen hatten dabei signifikant höhere Belastungswerte in fast allen Bereichen. Ebenso gingen ein geringeres Lebensalter und ein palliativer Behandlungscharakter durchschnittlich mit einer höheren Belastung einher. Schlussfolgerungen: Die Erhebung hat gezeigt, dass Screeninginstrumente zur psycho-onkologischen Berdarfsermittlung grundsätzlich in niedergelassenen Praxen integriert werden sollten, um den Bedarf der Patienten frühzeitig zu erkennen und in Form von spezifischen Betreuungsmöglichkeiten bedarfsgerechter umzusetzen.