Zusammenfassung. Die Rolle der Persönlichkeit blieb in der bisherigen Menopauseforschung leider weitgehend unberücksichtigt. Im Rahmen einer Studie an 116 klimakterischen Frauen im Alter von 48-56 Jahren sollte daher untersucht werden, welchen Einfluß eine mehr oder weniger ausgeprägte psychische Instabilität im Sinne von dispositionaler Gehemmtheit, Erregbarkeit, Emotionalität, Beanspruchung und niedriger Lebenszufriedenheit im Vergleich zur Einnahme eines Hormonpräparates gegen Wechseljahrsbeschwerden auf die Ausprägung psychischer, vasomotorischer und somatischer Beschwerden im Rahmen des sogenannten klimakterischen Syndroms im medizinischen Sinne hat. Es wurde postuliert, daß die genannten Persönlichkeitsmerkmale, die nachweislich mit anderen östrogenabhängigen Befindlichkeitsstörungen wie dem prämenstruellen Syndrom in der fertilen Lebensphase im Zusammenhang stehen, auch im Klimakterium einen Effekt auf bestimmte Symptomgruppen zeigen. Die Ergebnisse weisen auf einen Zusammenhang der psychischen und somatischen Beschwerden mit der Stärke psychischer Instabilität hin, während die vasomotorischen Beschwerden davon relativ unabhängig waren. Psychische und somatische Beschwerden waren um so ausgeprägter, je intensiver die befragten Frauen vasomotorische Symptome berichteten, was die zentrale Rolle vasomotorischer Beschwerden im Klimakterium widerspiegelt. Obwohl die Ergebnisse der Bestätigung durch kontrollierte Verlaufsstudien bedürfen, weisen sie auf die Vorteile eines interdisziplinären Ansatzes in der Gynäkologie hin, der bei der Erforschung und Behandlung klimakterischer Befindlichkeitsstörungen auch Persönlichkeitsfaktoren berücksichtigt.