Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung
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Published By Barbara Budrich Publishers

2195-2671, 2191-3560

2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 56-69
Author(s):  
Jan-Hendrik Hinzke ◽  
Johanna Gesang ◽  
Kris-Stephen Besa
Keyword(s):  

Der Artikel beschäftigt sich mit der Erfassung solcher Ungewissheit, die sich im Sprechen von Lehrpersonen über ihren Unterricht zeigt. Vor dem Hintergrund des Anspruchs professionstheoretischer Zugänge, Ungewissheit konstruktiv für die Entfaltung von Lernprozessen von Schülerinnen und Schülern zu nutzen, wird eine rekonstruktiv angelegte Interviewstudie mit Lehrpersonen vorgestellt. Ziel ist es zu eruieren, welche Ungewissheitserfahrungen Lehrpersonen machen und wie sich diese methodisch geleitet erfassen lassen. Die Datenauswertung mit der Dokumentarischen Methode lässt zwei Muster von Ungewissheitserfahrungen erkennen, die von unterschiedlichen Relationen von Normen, Common Sense-Theorien und Habitus der Lehrpersonen strukturiert werden.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 25-42
Author(s):  
Juliane Engel ◽  
Michael Göhlich ◽  
Elke Möller ◽  
Sophia Stiftinger

Das Konzept der Glokalisierung fasst die Dynamik von lokalen und globalen Entwicklungen als steigende Komplexität von Relationierungsmöglichkeiten. Mit dieser einher geht eine (produktive) Verunsicherung nicht nur von Entscheidungsprozessen, sondern auch der Verbindlichkeit von Wertvorstellungen im Rahmen jugendlicher Identitätskonstruktionen. Anhand von Unterrichtsvideographien aus dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Glokalisierte Lebenswelten“ nimmt der Beitrag die performative Praxis ethischer Aushandlungsprozesse als doing ethics zwischen (Schul-)Alltag und dem sogenannten ‚Welthandelsspiel‘ in den Fokus. Im Anschluss an kulturund bildungstheoretische Ansätze werden Klassenzimmer und Spiel als Ermöglichungsräume und zugleich Rahmung ‚glokalisierter‘ Aushandlungsprozesse konturiert. Dargestellt wird, wie spatiale (An-)Ordnungen und Platzierungen Handlungspotentialität, Subjektivierungspraktiken sowie Identitätsbildung von Schülerinnen und Schülern in (Unterrichts-)Alltag und Spiel bestimmen.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 70-83
Author(s):  
Simone Plöger ◽  
Sara Fürstenau

Neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache erst lernen, bringen zahlreiche Sprachen mit in den Unterricht. Sowohl aus wissenschaftlicher als auch bildungspolitischer Perspektive wird gefordert, ihre Mehrsprachigkeit produktiv für das Lernen aufzugreifen. In der Mehrsprachigkeitsdidaktik wird in der Durchführung von Sprachvergleichen die Möglichkeit gesehen, den Unterricht für Mehrsprachigkeit zu öffnen. Dadurch sind Lehrpersonen herausgefordert, Sprachen in den Unterricht einzubeziehen, die sie selbst nicht verstehen und sprechen. Dies bedeutet für die Lehrpersonen, mit Ungewissheit im Allgemeinen und mit sprachlicher Unsicherheitim Besonderen umgehen zu müssen. Im Beitrag rekonstruieren wir eine ethnografische Sequenz aus dem Unterricht einer Internationalen Vorbereitungsklasse, in der ein Schüler ausgehend von einer Verständnisfrage einen Sprachvergleich initiiert. Wir analysieren, wie die Lehrperson diesen „fruchtbaren Moment“ (Copei 1930/1966) gestaltet und inwieweit sie gemeinsames Nachdenken über Sprachen ermöglicht, letztlich aber auch verschließt. Ausgehend davon zeigen wir auf, wie eine routinierte, mehrsprachigkeitsdidaktische Ausrichtung des Unterrichts die Ungewissheitstoleranz von Lehrpersonen erhöhen kann.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 84-98
Author(s):  
Matthias Schierz
Keyword(s):  

Ausgehend von der ‚black box‘, als die die Praxis der Lehrerbildung trotz eines gesteigerten Forschungsinteresses immer noch bezeichnet werden muss, diskutiert der vorliegende Beitrag den Umgang mit Ungewissheit in Unterrichtsnachbesprechungen aus fachdidaktischer und professionstheoretischer Perspektive. Dabei geht es nicht nur um die Reflexionsformate der Erfahrungen mit unterrichtlicher Kontingenz, sondern v. a. um die Gewissheitskonstruktionen und Ungewissheitsschließungen der begleitenden Mentorinnen und Mentoren in diesen Gesprächen. Im Fokus steht dabei eine zentrale Herausforderung professionellen Handelns, und zwar die der antinomisch strukturierten Sachvermittlung und der hieraus resultierenden Beteiligungsungewissheit. Mit der Frage, wie diese Herausforderungen zwischen Mentorinnen und Mentoren sowie Studierenden im fachspezifischen Kontext des Schulfachs Sport verhandelt werden, wird anhand der Rekonstruktion und Problematisierung eines Fallbeispiels die Bedeutsamkeit des vorreflexiven fachkulturellen Selbstverständnisses als Orientierungsrahmen der Konstruktion von fachdidaktischer Gewissheit aufgezeigt.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 113-126
Author(s):  
Sascha Kabel ◽  
Marion Pollmanns

Anhand ausgewählter Beiträge zur Ungewissheit des Unterrichts möchten wir problematisierend prüfen, inwiefern diese empirisch in den Blick genommen werden kann. Unsere Vermutung ist, dass „Ungewissheit“ sich nicht als Gegenstand interpretativer Unterrichtsforschung eignet und empirische „Ungewissheitsforschung“ diese daher zu verdinglichen droht. Nachdem wir das von uns zugrunde gelegte Verständnis von Ungewissheit pädagogischen Handelns expliziert haben, zeigen wir exemplarisch auf, worin wir Limitationen interpretativer Unterrichtsforschung sehen, „Ungewissheit“ zu erhellen.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 145-158
Author(s):  
Anja Hackbarth ◽  
Patricia Stošić ◽  
Lea Thönnes

Der Beitrag stellt Auszüge empirischer Erkenntnisse eines Forschungsprojekts vor, das ausgehend von der Bedeutung lokaler Schulangebotsstrukturen im Kontext von Bildungsbeteiligung und ‚Inklusion‘ u. a. akteursspezifische Perspektivierungen bearbeitet. In Rekurs auf eine raumtheoretische Heuristik im Anschluss an Löw (2001) und auf die dokumentarische Methode (Nohl 2017) werden im Text zwei Interpretationen von Interviews mit Elternteilen eines Kindes mit zugeschriebenem sonderpädagogischen Förderbedarf vorgestellt. Diskutiert werden rekonstruktiv zugänglich gemachte elterliche Erfahrungsperspektiven auf Prozesse schulischer Platzierung, die als elterliche Bearbeitungsmodi einer Suche nach dem ‚richtigen Ort‘ im Kontext von Inklusion und lokalem Bildungsraum konzeptualisiert werden.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 99-112
Author(s):  
Emanuel Schmid
Keyword(s):  

Kontingenz gilt aus professionstheoretischer Perspektive als anerkanntes Merkmal lehrberuflichen Handelns. Die Implikationen dieses unterschiedlich hergeleiteten Befunds hinsichtlich des Konstrukts Professionalität wurden in den letzten Jahren ausgiebig und kontrovers diskutiert. Im vorliegenden Beitrag wird ergänzend hierzu der Bedeutung von Ungewissheit für Professionalisierungsprozesse nachgespürt. Zur theoretischen Rahmung wird dabei die Theorie des Erfahrungslernens beigezogen. Anhand dokumentarisch ausgewerteter Interviews mit Berufseinsteigenden wird der Frage nachgegangen, wie sich Kontingenz auf empirischer Ebene konstituiert, welche Umgangsformen mit ihr sich nachzeichnen lassen und inwiefern sich aus Ungewissheitserfahrungen Adaptionsimpulse oder Entwicklungsanreize ergeben. Auf Basis dreier kontrastierender Fallbeispiele werden divergente Orientierungen rekonstruiert und hinsichtlich theoretischer Bezugspunkte verortet. Dabei zeigt sich eine hohe Anschlussfähigkeit der empirischen Daten an die aktuelle Theoriebildung. Zugleich wird deutlich, dass eine (zumindest basale) Anerkennung unterrichtlicher Kontingenz die Überführung krisenhafter Situationen in weiterführende Gestaltungsbemühungen zu begünstigen scheint.


2021 ◽  
Vol 10 (1-2021) ◽  
pp. 127-144
Author(s):  
Hanna Roose

Der Beitrag zeichnet den Weg des religionsdidaktischen Leitbildes zum „biblischen Gespräch“ von der Lehrerfortbildung in den evangelischen Religionsunterricht einer 7. Gesamtschulklasse nach. Ausgehend von der Spannung zwischen Norm und Habitus (Bohnsack 2014b) rekonstruiert der Beitrag, wie Normen aus der Lehrerfortbildung durch Brechung oder Integration Eingang in den Unterricht finden – oder eben auch nicht. Er analysiert dazu Unterrichtssequenzen und rekonstruiert auf der Grundlage der Dokumentarischen Methode Norm-Habitus-Spannungen auf Seiten der Lehrperson. In religionsdidaktischer Hinsicht erweist sich die rekonstruierte habituelle Orientierung an Vereindeutigung und Formalisierung als besondere Herausforderung für die programmatische Forderung nach der Förderung von Ambiguitätstoleranz im konfessionellen Religionsunterricht.


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