Zusammenfassung. Frühe Literalität stellt einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zur Schriftkultur einer Gesellschaft dar und wird lange vor dem Schulanfang erworben. Anhand einer Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten (nconst= 430) werden Aspekte des multidimensionalen Konstrukts früher Literalität, wie das konzeptuelle Wissen über Schrift, das prozedurale Wissen sowie das erste Lesen und Schreiben vom Beginn des letzten Kindergartenjahres an bis in das erste Schuljahr hinein deskriptiv erfasst. Dabei zeigen sich zu Beginn des letzten Kindergartenjahres ein umfangreiches konzeptuelles Wissen sowie ein beginnendes prozedurales Wissen, das sich bis zum Schulanfang rasch weiterentwickelt. In Messwiederholungsmodellen werden Interaktionen von Wissenszuwachs über die Zeit und Geschlecht untersucht. Der spätere schulische Vorteil der Mädchen im Lesen ( Valtin, Wagner & Schwippert, 2005 ) deutet sich nach dem Schulanfang bereits an, ist aber noch nicht substanziell ausgeprägt. Die Befunde sprechen dafür, gendersensitive Angebote für den Elementar- und Primarbereich zu konzipieren und evaluieren.