Eine Kernfrage angesichts des Klimanotstands drängt sich auf: Warum handeln wir seit Jahrzehnten wider besseres Wissen und gefährden so noch die Zukunft der folgenden Generationen? Die Reflexion der daran beteiligten psychodynamischen Motive und Abwehrmechanismen, wie sie Psychologen in diesem Zusammenhang häufig beschreiben, scheinen diesbezüglich nicht hinlänglich. Der Grund unserer zynischen Lebensweise könnte zudem auch in der Verwahrlosung des öffentlichen und politischen Raumes liegen bzw. der damit einhergehenden existenziellen Haltung. Offensichtlich fehlen uns heute kulturell lebendige Werte und gesellschaftliche Utopien, fehlt uns die gemeinschaftliche Liebe zur Natur und das Empfinden für soziale Gerechtigkeit, um dafür auf liebgewonnene Konsum-Gewohnheiten zu verzichten. Wie wir uns auf diese Weise von der Mitwelt und irgendwie auch von uns selbst entfernt haben, darauf verweisen die beiden Schlüsselbegriffe der »Entfremdung« und des »Zynismus«. Zwei Begriffe, die in Zeiten des Klimanotstands eine erschreckende Aktualität entfalten.