Zusammenfassung
Hintergrund Nach Diagnose eines papillären Schilddrüsenkarzinoms (PTC) mit einer Primärtumorgröße von ≥ 10 mm und < 10 mm wird, vor dem Hintergrund eines möglichen bilateralen Tumorbefalls, das Konzept der weiteren chirurgischen Therapie nach wie vor kontrovers diskutiert. Ziel dieser Studie war es, die Inzidenz sowie prädiktive Faktoren für das Vorhandensein eines bilateralen papillären Schilddrüsenkarzinoms hinsichtlich der Auswahl einer optimalen chirurgischen Therapie zu identifizieren.
Material und Methoden Anhand einer retrospektiven Datenbank wurden bei 123 Patienten mit einem PTC, die entweder primär eine totale Thyreoidektomie oder eine Komplettierungsoperation nach Hemithyreoidektomie erhielten, die Parameter Tumorgröße, histopathologische Charakteristika, Multifokalität sowie Lymphknotenmetastasierung mit dem Vorhandensein eines bilateralen Tumorbefalls für die Primärtumorgrößen ≥ 10 mm und < 10 mm sowie ≥ 7 mm und < 7 mm korreliert.
Ergebnisse Im gesamten Patientenkollektiv zeigte sich in 26 Fällen ein bilaterales PTC. Dieses war signifikant häufiger, wenn die Primärtumorgröße ≥ 10 mm betrug (77 %). Im Vergleich dazu boten Patienten mit einer Primärtumorgröße von < 10 mm nur in 23 % der Fälle ein bilaterales PTC (p = 0,004). Die Multifokalität des Primärtumors erwies sich hierbei als positiver prädiktiver Faktor für ein bilaterales PTC (p = 5,022e-18). Bei bilateralem Nachweis eines PTCs zeigte sich ein Trend für das Auftreten von metachronen Lymphknotenmetastasen (p = 0,0691). Darüber hinaus konnten in den Analysen bezogen auf eine Primärtumorgröße von ≥ 7 mm und < 7 mm die oben genannten Ergebnisse reproduziert werden.
Schlussfolgerung Die vorliegende retrospektive Datenanalyse zeigt, dass eine Primärtumorgröße von ≥ 10 mm mit einem signifikant häufigeren bilateralen Tumorbefall korreliert. Multifokalität erwies sich als positiver prädiktiver Faktor für das Vorhandensein eines bilateralen PTCs. Bei Nachweis eines multifokalen PTCs, auch bei Primärtumorgrößen < 10 mm, sollte demnach eine primäre totale Thyreoidektomie bzw. eine Komplettierungsoperation als chirurgisches Therapieverfahren erwogen werden. Bei Multifokalität und nicht erfolgter Komplettierungsoperation ist eine engmaschige Nachsorge notwendig, um frühzeitig einen bilateralen Tumorbefall oder Lymphknotenmetastasen detektieren zu können.