Störung des Belohnungssystems bei schizophrenen Patienten und der Einfluss typischer und atypischer Neuroleptika
ZusammenfassungEine Störung des dopaminergen Belohnungssystems bei schizophrenen Patienten wurde wiederholt postuliert. Ein solcher Zusammenhang liegt aufgrund der bei schizophrenen Störungen bekannten dopaminergen Dysfunktion und der klinischen Phänomenologie vor allem der Negativsymptomatik nahe. Der Artikel berichtet die Ergebnisse zweier Studien mit funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), in denen dieser Zusammenhang untersucht wurde. Es wurden zum einen unmedizierte schizophrene Patienten und zum anderen Patienten unter Behandlung mit typischen und atypischen Neuroleptika sowie gesunde Kontrollen mit einem motivationalen Paradigma (Monetary Incentive Delay Task, MID) untersucht. Im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen zeigten unbehandelte schizophrene Patienten eine signifikant reduzierte Aktivierung des ventralen Striatums inklusive des Nucleus accumbens, einer Kernregion des Belohnungssystems, bei der Antizipation von Gewinn. Je niedriger die individuelle Aktivierung im ventralen Striatum ausfiel, desto höher war die Negativsymptomatik der unbehandelten Patienten. Ähnlich wie bei unbehandelten Patienten zeigten Patienten mit typischer neuroleptischer Medikation keine signifikante Aktivierung des ventralen Striatums und wiederum eine Assoziation mit der Negativsymptomatik, während Patienten mit atypischer neuroleptischer Medikation eine mäßiggradige Aktivierung des ventralen Striatums aufwiesen, die nicht mit der Schwere der Negativsymptomatik korrelierte. Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass sowohl unbehandelte Patienten wie Patienten mit hochgradiger Blockade der Dopaminrezeptoren durch typische Neuroleptika eine Beeinträchtigung des Belohnungssystems aufweisen. Die Erfassung der direkten Interaktion zwischen der Funktion des Belohungssystems und der dopaminergen Neurotransmission ist Gegenstand laufender Studien.