Bei einer Patientin ohne Blutungsneigung und ohne anamnestische Thromboembolien wurde auf Grund einer isoliert stark verlängerten aPTT bei normaler Thromboplastinzeit (Quick) und normaler Thrombinzeit ein schwerer Faktor XII (FXII)-Mangel diagnostiziert. Ein Mangel eines der Faktoren des Kontaktaktivierungssystems (FXII, Präkallikrein, hochmolekulares Kininogen) wird meist zufällig, z.B. anläßlich eines präoperativ durchgeführten Gerinnungsstatus, anhand einer isolierten Verlängerung der aPTT entdeckt. Ein partieller oder schwerer Mangel von Faktor XII, Präkallikrein oder hochmolekularem Kininogen ist nicht mit einer verstärkten Blutungstendenz assoziiert. Personen mit einem Faktor XI-Mangel können unter einer meist milden hämorrhagischen Diathese leiden, FVIII-Mangel (Hämophilie A, Autoimmunhämophilie, von Willebrand Krankheit) und FIX-Mangel (Hämophilie B) sind mit einer Blutungsneigung assoziiert, deren Schweregrad vom FVIII- bzw. FIX-Spiegel abhängt. Eine isolierte aPTT-Verlängerung durch ein Lupus Antikoagulans ist demgegenüber oft mit einer Neigung zu arteriellen und/oder venösen Thrombosen assoziiert. Bei einer isolierten Verlängerung der aPTT muß deshalb immer eine weiterführende Abklärung erfolgen.