Zusammenfassung. Zielsetzung: Die Datenanalyse beschäftigt sich mit der Entwicklung von Suchtnotfällen im Vergleich zu allgemeinpsychiatrischen Notfällen während der COVID-19 Pandemie. Methodik: Es wurden psychiatrische Notfallkontakte in der interdisziplinären Notfallaufnahme der Evang. Kliniken Essen-Mitte für den Zeitraum des Lockdowns vom 15.03.2020 bis zum 04.05.2020 mit den Notfällen im gleichen Zeitraum 2019 verglichen. Suchtassoziierte Notfallkontakte wurden verglichen mit allgemein-psychiatrischen Notfällen unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum 2020 gab es 387 psychiatrische Notfälle im Vergleich zu 374 im Jahr 2019 (+3.3 %). Die Zahl der suchtassoziierten Notfälle lag 2020 um 25 % höher als 2019, während die Zahl der allgemeinpsychiatrischen Notfälle 2020 um 8,3 % niedriger war als 2019. Der Anteil der abhängigkeitsassoziierten Notfälle, die stationär aufgenommen werden mussten, war 2020 mit 69 % ähnlich hoch wie 2019 (71 %, n. s.). Im Vergleich dazu mussten Patienten mit anderen psychiatrischen Diagnosen 2020 signifikant häufiger aufgenommen werden (65,4 % vs. 52,1 % 2019; chi2 = 7,8, p = 0.005). Schlussfolgerungen: Der Anstieg suchtassoziierter Notfälle und eine erhöhte Aufnahmenotwendigkeit der sonstigen psychiatrischen Notfälle unterstreichen die Notwendigkeit, in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie die psychiatrische Notfallversorgung und insbesondere die Versorgung von Suchtnotfällen aufrecht zu erhalten.