Soziale Eingebundenheit von Lehramtsstudierenden: Die Rolle impliziter Theorien bei der Veränderung des Erlebens sozialer Eingebundenheit von Erstsemestern
ZusammenfassungImplizite Theorien, i.e. subjektive Überzeugungen, über die Veränderbarkeit von Eigenschaften spielen im Unterrichtsgeschehen eine entscheidende Rolle, da sie Motivation und Lernerfolg sowie Wohlbefinden von Schüler:innen beeinflussen. Bisherige Forschung hat insbesondere implizite Theorien über die Veränderbarkeit von Intelligenz und Fähigkeiten in den Blick genommen. Wenig Beachtung fanden bislang implizite Theorien über emotionales Erleben wie Gefühle sozialer Eingebundenheit.Die vorliegende Studie untersucht erstmals implizite Theorien über soziale Eingebundenheit bei Lehramtsstudierenden. In zahlreichen Studien konnte bereits die Bedeutung von Gefühlen sozialer Eingebundenheit von Studierenden für deren akademische Leistung, Motivation und Wohlbefinden nachgewiesen werden. Der Untersuchungsbedarf im Lehramtsstudium kann insbesondere vor dem Hintergrund der mit dem Lehramtsstudium verbundenen spezifischen Herausforderungen begründet werden.Ausgehend von bisherigen Befunden wurde angenommen, dass das soziale Eingebundenheitserleben durch die subjektive Überzeugung, dass man selbst beeinflussen kann, wie sehr man akzeptiert und wertgeschätzt wird, gesteigert wird. In einem längsschnittlich angelegten Design wurden N = 68 Lehramtsstudierende während ihres ersten Studienjahrs befragt. Zu vier Messzeitpunkten machten die Proband:innen Angaben zu ihren impliziten Theorien sozialer Eingebundenheit sowie ihrem Eingebundenheitserleben. Entgegen der Annahmen deuten die Befunde manifester autoregressiver Modellanalysen an, dass das Eingebundenheitserleben die impliziten Überzeugungen über soziale Eingebundenheit beeinflussen – wobei die Richtung des Einflusses situationsabhängig ist. Die Befunde werden im Hinblick auf theoretische und praktische Implikationen diskutiert.