Fragestellung: Machbarkeit,Effizienz und Akzeptanz eines Pilotprojektes zur automatengestützten Vergabe von sterilen Einmalspritzen an intravenös
drogenkonsumierende Insassen der Anstalt des offenen Vollzuges in Hamburg-Vierlande wurden untersucht. </P><P>Methodik: Insassen- wie Mitarbeiterperspektive wurden mittels quantitativ und qualitativ ausgerichteter sozialwissenschaftlicher und medizinischer Begleitforschung analysiert. </P><P>
Ergebnisse: In einer retrospektiven Analyse vor Projektbeginn fanden sich
im Gesamtkollektiv (nur bei i. v. Konsumenten) 5 (2)
Hep. B- sowie 2 (0) Hep. C-Serokonversionen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in Haft ereignet hatten. Während des Pilotprojektes wurden Neuinfektionen von Teilnehmern nicht beobachtet. In der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung berichteten viele Insassen über anhaltend praktiziertes Needle-Sharing, wenn auch im medizinisch untersuchten Studienkollektiv zumindest die angegebene Frequenz dieses Risikoverhaltens bei vielen Insassen deutlich sank. Hauptgrund waren häufige Automatendefekte. Bei den Vollzugsmitarbeitern stellte sich im Verlauf keine Verbesserung der Projektakzeptanz dar. Ein Sonderproblem war im Anstieg polyvalenten Beikonsums von Methadon-Substituierten zu sehen. </P><P>
Schlussfolgerungen: Bei Ausweitung des Konzeptes auf andere, vergleichbare Anstalten sollte die Option der Handvergabe von Spritzen z. B. durch Drogenberater oder medizinisches Personal auch unter dem Gesichtspunkt der für einen Projekterfolg unabdingbaren Mitarbeiterakzeptanz aufgrund möglicher Vorteile der Selektivität und Kontrollierbarkeit bevorzugt wahrgenommen werden, auch unter Aufgabe des Vorteils der Anonymität eines automatengestützten Tauschprinzips.