Benigne und Borderline-Tumoren des Ovars
Veränderungen an den Ovarien führen häufig zu diagnostischer Unsicherheit hinsichtlich der Dignität der Befunde. Treten palpable oder nur sonographisch darstellbare Adnextumoren auf, ist an eine Vielzahl von Differentialdiagnosen zu denken. Die Abklärung von Ovarialtumoren gehört zu den häufigsten gynäkologischen Fragestellungen. Obwohl moderne Bildgebungsverfahren wie CT und MRT zur Verfügung stehen, wird die Diagnostik dieses Problembereiches immer noch durch die klassische gynäkologische bimanuelle Untersuchung und den vaginalen Ultraschall bestimmt. Nach ausführlicher Anamnese auch hinsichtlich familiärer Krebserkrankungen (im Sinne von: BRCA 1 und 2 Mutationen) leitet der Tastbefund und die sonographische Beurteilung die Verdachtsdiagnose hinsichtlich benigner oder malignomverdächtiger Grunderkrankung. Bisher ist es nicht gelungen weitere Parameter im Hinblick auf die Dignität zu etablieren. Die sonographische Beurteilung inklusive Doppleruntersuchung oder eine Tumormarkerbestimmung (CA12.5) im Serum zeigen eine zu geringe Sensitivität und Spezifität auf. Nur in der Hand des sehr erfahrenen Diagnostikers können sie wertvolle Hinweise liefern. Zystische Veränderungen treten gehäuft vor der Menopause auf und können rezidiveren, hierbei kann es sich um einfache Follikelzysten bis hin zum Tumor niedrigen malignen Potentials (LMP) oder gar um ein Ovarialkarzinom handeln. Etwa 20–30% aller Ovarialtumoren sind bösartig und häufig schon bei der Ersterkennung inkurabel: 60–70% sind bereits im Stadium der intraabdominellen Ausbreitung. Maligne wie benigne Ovarialtumoren können in jeder Altersgruppe auftreten, auch im Kindesalter, in dem etwa 15% aller Ovarialtumoren bösartig sind. Das Häufigkeitsmaximum der Karzinome liegt zwischen 50 und 70 Jahren, das der LMP-Tumoren wesentlich früher, bei etwa 40 Jahren. Grundsätzlich repräsentieren die Ovarialmalignome 15–30% der Genitalmalignome. Die langfristige Einnahme der Pille soll – ebenso wie Schwangerschaft und langes Stillen – protektive Wirkung haben. In vielen Fällen führt die Persistenz von Ovarialzysten oder Ovarialtumoren zur operativen Intervention, heutzutage zumeist im Rahmen einer operativen Laparoskopie. Die Diagnose des Tumors mit niedrig malignem Potential (low malignant potential – LMP) ist in diesem Zusammenhang häufig ein Zufallsbefund. Die Folge ist eine Ausweitung der Operation und des Follow Up. Die folgenden Ausführungen stellen die unterschiedlichen Ursprungsgewebe der Tumoren dar und beschränken sich auf die Darstellung der benignen und niedrig malignen (LMP-Tumoren) Veränderungen.