Zusammenfassung
Einleitung Akute COPD-Exazerbationen (AECOPD) im Rahmen einer pneumologischen Rehabilitation (PR) sind häufige und gefährliche Komplikationen. Neben Einschränkungen der Lebensqualität führen sie zu einem Unterbrechung der PR und gefährden den PR-Erfolg. Eine Abhängigkeit zwischen dem Krankheitsstatus und einem erhöhten Risiko für eine AECOPD ist beschrieben. Dabei stellt sich die Frage, ob der Charlson Comorbidity Index (CCI) oder die Cumulative Illness Rating Scale (CIRS) dafür geeignet sind, besonders exazerbationsgefährdete COPD-Patienten in der PR im Vorfeld zu detektieren.
Patienten und Methoden In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Daten von COPD-Patienten, welche im Jahr 2018 eine PR erhielten, analysiert. Primärer Endpunkt der Untersuchung war die Punktzahl im CCI. Alle Daten wurden dem Klinikinformationssystem Phönix entnommen und COPD-Exazerbationen erfasst. Die laut Fallzahlplanung benötigten 44 Patienten wurden zufällig (mittels Zufallsliste für jede Gruppe) aus diesem Datenpool rekrutiert: 22 Patienten mit und 22 ohne Exazerbation während der PR. CCI und CIRS wurden für die eingeschlossenen Fälle für beide Gruppen bestimmt. Die Auswertung des primären Endpunktes (CCI) erfolgte durch den Gruppenvergleich der arithmetischen Mittel und der Signifikanzprüfung (Welch-Tests). Weitere statistische Lage- und Streuungsmaße wurden ergänzt (Median, Quartile, Standardabweichung).Zusätzlich wurde mittels Receiver Operating Characteristic (ROC)-Analyse sowohl für den CCI als auch für den CIRS ein optimaler Cutpoint zur Diskriminierung in AECOPD- und Nicht-AECOPD-Patienten gesucht.
Ergebnisse 244 COPD-Patienten erhielten eine stationäre PR von durchschnittlich 21 Tagen, wovon 59 (24 %) während der PR eine behandlungspflichtige AECOPD erlitten. Die ausgewählten 22 Patienten mit einer AECOPD hatten einen mittleren CCI von 6,77 (SD: 1,97) und die 22 Patienten ohne AECOPD von 4,32 (SD: 1,17). Die Differenz von –2,45 war zu einem Signifikanzniveau von 5 % statistisch signifikant (p < 0,001; 95 %-KI: [–3,45 ; –1,46]). Die ROC-Analyse zeigte einen optimalen Cutpoint für den CCI bei 6 mit einer Sensitivität zur Feststellung einer AECOPD von 81,8 % und einer Spezifität von 86.,4 % mit einem Wert der AUC (area under the curve) von 0,87. Der optimale Cutpoint für den CIRS war 19 mit einer Sensitivität von 50 %, einer Spezifität von 77,2 % und einer AUC von 0,65.
Schlussfolgerung COPD-Patienten mit einer akuten Exazerbation während der pneumologischen Rehabilitation haben einen höheren CCI. Mithilfe des CCI lässt sich mit einer hohen Sensitivität und Spezifität das Risiko einer AECOPD von COPD-Patienten im Rahmen eines stationären PR-Programms einschätzen.