Suizidalität bei Adoleszenten – Prävention und Behandlung

2015 ◽  
Vol 72 (10) ◽  
pp. 619-632 ◽  
Author(s):  
Gregor E. Berger ◽  
André Della Casa ◽  
Dagmar Pauli

Zusammenfassung. Suizidprävention und Behandlung von Suizidalität bei Adoleszenten ist ein komplexes Unterfangen. Subjektiv erlebte Insuffizienzgefühle, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl der eigenen Nutzlosigkeit, kombiniert mit einem konkreten Suizidwunsch und dem Vermögen, diesen in die Tat umzusetzen, sind wichtige Indikatoren zur Einschätzung des Suizidrisikos. Suizidversuche als stärkster Risikofaktor für einen Suizid sollen immer ernst genommen werden, auch wenn diese im Rahmen von situationsbedingten Problemen auftreten. Persönlichkeitsmerkmale wie erhöhte Impulsivität oder Kränkbarkeit sind zu beachten. Die Früherkennung psychischer Störungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolar-affektiver Störungen oder Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis bietet die Grundlage für eine effektive Behandlung der zugrundeliegenden Probleme und bringt eine grosse Chance zur Reduktion der Suizidhäufigkeit mit sich. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine komorbide Suchterkrankung vorhanden ist. Während einer suizidalen Krise erweist sich die Aufrechterhaltung oder Etablierung tragfähiger Beziehungen mit dem Betroffenen als zentraler Wirkfaktor. Bei Suizidalität und zunehmendem Rückzug aus Beziehungen ist der frühzeitige Einbezug von Experten dringend angezeigt. Bei akuter Suizidalität muss die Einweisung in eine psychiatrische Klinik in Erwägung gezogen werden. Persönlichkeitsbedingte wiederkehrende Suizidalität benötigt spezifische Behandlungsansätze für die zugrundeliegende Problematik unter Berücksichtigung der Vermeidung einer iatrogenen Verstärkung.

2021 ◽  
Author(s):  
Dusan Hirjak ◽  
Andreas Meyer-Lindenberg ◽  
Geva A. Brandt ◽  
Harald Dreßing

ZusammenfassungSubstanzinduzierte psychotische Störungen (SIPS) sind häufig und für ca. 25 % der ersten Einweisungen in eine psychiatrische Klinik verantwortlich. Aus klinischer Sicht ist aufgrund ähnlicher psychopathologischer Phänomene die diagnostische Unterscheidung zwischen SIPS und primären (genuinen oder kryptogenen) psychotischen Störungen oft eine Herausforderung. Dieser Umstand wird dadurch erschwert, dass SIPS im Zusammenhang mit Cannabis, Halluzinogenen und Amphetaminen ein erhebliches Risiko des Übergangs in eine primäre psychotische Störung (z. B. Schizophrenie) haben. Im ersten Abschnitt dieser Arbeit werden zunächst zwei exemplarische Fallvignetten aus der allgemeinpsychiatrischen und forensischen Praxis vorgestellt. Danach wird im Sinne einer selektiven Literaturübersicht die Relevanz der differenzialdiagnostischen Unterscheidung beider Störungsbilder aus der Sicht der allgemeinen und forensischen Psychiatrie in Bezug auf Therapie, Prognose und richterliche Entscheidung bezüglich der Unterbringung im Maßregelvollzug (§ 63 vs. § 64 StGB) beleuchtet. Der letzte Abschnitt hat das Ziel, ein strukturiertes Vorgehen zur differenzialdiagnostischen Unterscheidung zwischen SIPS und primären psychotischen Störungen zu erarbeiten. Die in dieser Arbeit dargestellten und diskutierten Konzepte und Befunde sollen klinisch tätigen Psychiatern und Psychologen die Diagnosestellung im allgemeinen und forensischen Kontext erleichtern.


2021 ◽  
Vol 146 (05) ◽  
pp. 331-334
Author(s):  
B. Haring ◽  
D. Weismann

Zusammenfassung Anamnese Eine 45-jährige Patientin wurde nach suizidaler Taxin-Intoxikation heimatnah stationär aufgenommen. Im Rahmen der Erstversorgung wurde sie intubiert und bei hämodynamisch relevanten bradykarden Rhythmusstörungen mehrfach reanimiert. Vor Verlegung in unser Zentrum erfolgten noch eine Gastroskopie, die Anlage eines passageren Schrittmachers, die Gabe von Natriumbikarbonat sowie die Gabe von Digitalis-Fab. Untersuchungen und Diagnose Bei Übernahme war die Patientin tief sediert, intubiert, kontrolliert beatmet und hoch Katecholamin-pflichtig. Der körperliche Untersuchungsbefund und eine Röntgen-Thorax-Untersuchung waren unauffällig. Im Aufnahme-EKG fanden sich breite Kammerkomplexe. Echokardiografisch hatte die Patientin normal große Herzhöhlen mit global hochgradig reduzierter Funktion ohne Nachweis höhergradiger Klappenvitien. Therapie und Verlauf Bei AV-Block Grad III und hochgradig eingeschränkter kardialer Funktion war die Therapie mit einer passageren Schrittmacheranlage allein nicht ausreichend, und es wurde zusätzlich mit Katecholaminen sowohl der Blutdruck stabilisiert wie auch positiv inotrop behandelt. Nach Verlegung kam es wiederholt zu ventrikulären Tachykardien, welche unter Amiodaron-Gaben sistierten. Nach 48-stündiger supportiver Therapie normalisierte sich die Herzfunktion. Die komplikationslose Extubation der Patientin war im Verlauf möglich und die Patientin konnte in eine psychiatrische Klinik zur weiteren Behandlung verlegt werden. Folgerung Taxin-Intoxikationen sind insbesondere kardiotoxisch. Die passagere Schrittmachertherapie trug zu einer Stabilisierung bei, eine Kreislaufunterstützung mit Katecholaminen war dennoch erforderlich. Wenn die genannten Maßnahmen nicht ausreichen, sollte eine Unterstützung durch eine extrakorporale Membranoxygenierung erwogen werden.


1920 ◽  
pp. 241-261
Author(s):  
A. Westphal ◽  
A. H. Hübner

2001 ◽  
Vol 72 (3) ◽  
pp. 190-195 ◽  
Author(s):  
H. Spießl ◽  
I. Semsch ◽  
C. Cording ◽  
H.E. Klein

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