Komplexe Halluzinationen im Migräneanfall bei 10-jährigem Patienten - eine Fallbeschreibung und Übersichtsarbeit
Zusammenfassung: Fragestellung: Die Migräne ist bei Kindern mit einer Prävalenz von drei bis zehn Prozent eine häufige Erkrankung. Visuelle Auren sind als Charakteristikum der klassischen Migräne in der Literatur ausgiebig beschrieben. Vornehmlich handelt es sich um primäre Halluzinationen, Beschreibungen komplexer Halluzinationen hingegen sind kaum zu finden. Die vorliegende kasuistische Darstellung beinhaltet nach unserem Wissen das jüngste beschriebene Alter von komplexen Halluzinationen während einer Migräneattacke. Mögliche pathophysiologische Mechanismen und differentialdiagnostische Überlegungen werden auf Grundlage der bestehenden Literatur diskutiert. Methode: Dargelegt wird die Kasuistik eines 10-jährigen Patienten, welcher von einer komplexen visuellen Halluzination bei einer Migräneattacke berichtet. Es werden Symptomatik, Vorgeschichte sowie diagnostische Schritte dargestellt. Differentialdiagnostisch zu einer migränösen Aura werden das «Alice-in-Wonderland-Syndrom», «Liliputanische Halluzinationen», die Basilarmigräne sowie eine epileptische Genese diskutiert. Schlussfolgerung: Für komplexe Halluzinationen bei Migräne ist vermutlich ein analoger Pathomechanismus zu den primären Halluzinationen der migränösen Aura anzunehmen, so dass durch die vorliegende Arbeit die große Variabilität der migränösen Aura erneut unterstrichen wird.