Diagnostische Arbeit mit dem Befundbogen der Konfliktachse der OPD-KJ: Empirische Ergebnisse an stationären und ambulanten Patient_innen
Zusammenfassung. In der Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie und -psychotherapie findet die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-KJ) in den letzten Jahren zunehmend Anwendung. Dieser Beitrag stellt die Konfliktachse der OPD-KJ vor, die eine Operationalisierung von sieben psychodynamischen Konflikten und den jeweils zugeordneten Verarbeitungsmodi enthält. Er beschreibt empirische Ergebnisse zum Vergleich der Konfliktachsenratings und des Strukturratings in einer ambulanten und einer stationären Gruppe von Kindern und Jugendlichen (gesamt N = 186, 12.7 Jahre, 54 % weiblich). Die Befunde zeigen an der Gesamtgruppe, dass die diagnosespezifischen Geschlechtsunterschiede verschwinden und männliche wie weibliche Patienten weitgehend ähnliche intrapsychische entwicklungsbehindernde Konflikte aufweisen. Patient_innen in stationärer Behandlung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie weisen allerdings häufiger einen Selbstwertkonflikt auf und haben auch erwartungsgemäß ein niedrigeres Strukturniveau als gleichalte Patient_innen in ambulanter Psychotherapie. Die Anzahl hoch belastender Ereignisse vor Beginn der Therapie ist in dieser Gruppe auch deutlich erhöht, was möglicherweise zu den strukturellen Defiziten beigetragen hat. Für ambulante Patient_innen ist ein höheres Niveau im Schuld- und Identitätskonflikt auffallend; in beiden Stichproben ist der Verarbeitungsmodus der Konflikte überwiegend passiv. Ausgehend von diesen Befunden werden mögliche Implikationen für die Therapie diskutiert.