Vaginales Mikrobiom und Darmmikrobiom – ein Crosstalk

2021 ◽  
Vol 47 (10) ◽  
pp. 451-456
Author(s):  
Werner Mendling
Keyword(s):  

ZusammenfassungIn der Vagina der gesunden prämenopausalen Frau wurden bisher 561 verschiedene Bakterien-Arten identifiziert, darunter > 30 von 261 bekannten Laktobazillus-Arten, von denen Lactobacillus (L.) crispatus, L. gasseri, L. jensenii und L. iners signifikant unterschiedlich je nach Ethnie und Individuum diverse Communitiy State Types (CST) mit unterschiedlichen pH-Werten dominieren. Die häufigsten Bakterien sind von den Stämmen (Phyla) Firmicutes (z. B. Lactobacillus oder Streptococcus), Proteobacteria (z. B. Escherichia oder Pseudomonas), Actinobacteria (z. B. Bifidobacterium) und Bacteroidetes, (z. B. Prevotella oder Bacteroides). Die wichtigsten Gattungen sind neben Laktobazillen Gardnerella (mit 4 Arten und 13 Subspezies), Atopobium, Prevotella, Streptococcus, Corynebacterium, Gemella, Dialister, Snethia, Megasphera, Mobiluncus, Ureaplasma, Mycoplasma u. a. In etwa 70 % werden auch Candida (C.)-Arten, meist C. albicans, gefunden. Tampons beeinflussen die vaginale Mikrobiota nicht wesentlich. Das menstruelle Toxic-Schock-Syndrom kommt mit und ohne Tampons und auch bei Menstruationstassen vor.Im Rektosigmoid sind > 90 % Firmicutes und Bacteroidetes, von denen neben Laktobazillen viele Gattungen und Arten in Vagina und Rektum gemeinsam vorkommen können. Im Darm bilden diese Bakterien je nach (u. a.) „Lifestyle“ kurzkettige Fettsäuren, die elementare Bedeutung für die Eubiose, Hemmung von proinflammatorischen Zytokinen und die Gesundheit haben.Die praktische und empfohlene Diagnostik gynäkologischer Infektionen und der sexuell übertragbaren Dysbiose Bakterielle Vaginose (BV) ist nicht die bakteriologische Kultur, sondern das Nativpräparat aus dem Fluor mit 400-facher Phasenkontrastmikroskopie. Die „klassischen“ sexuell übertragbaren Genitalinfektionen können heute mit Nuklearamplifikations-Techniken nicht-kulturell identifiziert werden. Die BV kann auch mit solchen Techniken anhand typischer Konstellationen von bestimmten Laktobazillen und typischen Anaerobiern zueinander diagnostiziert werden. Der häufige kulturelle Nachweis von z. B. G. vaginalis, Kolibakterien, Ureaplasmen, B-Streptokokken usw. ist klinisch ohne Wert und sollte unterlassen werden.

Author(s):  
Theresa Pech ◽  
Bernd Gerber ◽  
Johannes Stubert

Zusammenfassung Einleitung Internationalen und nationalen Leitlinien fehlt es an detaillierten Empfehlungen zur Infektionsdiagnostik und -therapie bei drohender Frühgeburt. Ziel der Studie war es, Daten zur Versorgungssituation an deutschen Perinatalzentren zu erheben. Methoden Onlineumfrage zum Infektionsmanagement bei drohender Frühgeburt an allen 212 deutschen Perinatalzentren der Versorgungsstufen Level I und II. Ergebnisse Die Rücklaufquote betrug 31,6% (n=67). Bei drohender Frühgeburt unter 34 vollendeten SSW ohne Blasensprung verzichten 78,8% auf eine kalkulierte Antibiotikagabe. Von den verbleibenden vierzehn Zentren (21,2%) würde die Hälfte generell bei klinischen Zeichen einer drohenden Frühgeburt antibiotisch behandeln. Fast alle Zentren (94%) führen eine vaginale Erregerdiagnostik durch. Eine mikroskopische Abstrichbeurteilung mittels Nugent- oder Amsel-Score erfolgt in 37,3%. Abweichungen von der physiologischen vaginalen Mikrobiota werden mehrheitlich antibiotisch behandelt (bakterielle Vaginose 79,1%, n=53, Candida spp. 77,6%, n=52, Ureaplasma spp. 49,3%, n=33). Kontrollabstriche erfolgen in 70,1%. Konsens besteht hinsichtlich einer Antibiotikagabe bei frühem vorzeitigem Blasensprung. 72,6% bevorzugen eine Monotherapie mit einem β-Laktam-Antibiotikum. Uneinheitlich waren hier die Angaben zur Dauer der Therapie, wobei 58% der Zentren länger als sieben Tage behandeln. Schlussfolgerung An deutschen Perinatalzentren besteht eine hohe Bereitschaft zur Infektionsdiagnostik und -therapie bei drohender Frühgeburt. Das Infektionsmanagement ist jedoch uneinheitlich und partiell widersprüchlich zu den vorliegenden Leitlinien. Es besteht ein Bedarf an qualitativ hochwertigen Studien zu diesem Thema.


2010 ◽  
pp. 39-42
Author(s):  
G. Neumann ◽  
H. H. Feucht ◽  
W. Becker ◽  
M. Späth
Keyword(s):  

1985 ◽  
Vol 238 (1-4) ◽  
pp. 822-824 ◽  
Author(s):  
D. A. Eschenbach
Keyword(s):  

2019 ◽  
Vol 223 (01) ◽  
pp. 8-9

Im Vergleich zu Schwangeren mit einer unbeeinträchtigten Scheidenflora erleiden Schwangere mit einer bakteriellen Vaginose deutlich häufiger eine Frühgeburt. Dabei ist das Risiko umso größer, je früher die Dysbiose während der Gravidität diagnostiziert wird. Lassen sich durch eine frühzeitige antibiotische Behandlung Spätaborte und Frühgeburten verhindern? Mit dieser Frage hat sich eine französische Multizenterstudie beschäftigt.


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