ZusammenfassungBei der Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) besteht aufgrund einer aktivierenden Mutation im Gen für den Activin A Rezeptor Typ 1 (ACVR1 / ALK2), eine Prädisposition zu heterotoper Knochenbildung in Weichgeweben, insbesondere der Muskulatur. Die Prävalenz der Erkrankung wird in einer Größenordnung von 1 pro 1–2 Mio. angegeben. Klinisch kommt es intrauterin zu Fehlbildungen, z. B. zu einem bds. Hallux valgus, der bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten bereits bei Geburt besteht. Postnatal kommt es meist in den ersten Lebensjahren beginnend im Schulter-/ Nackenbereich episodenartig bereits nach kleineren Verletzungen zu schmerzhaften Weichteilreaktionen, sogenannten flareups die nachfolgend im Sinne einer enchondralen Ossifikation verknöchern. Die Akkumulation dieser irreversiblen Verknöcherungen im Weichgewebe bedingt eine zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit bis hin zur kompletten Einsteifung des Körpers. Letztlich kommt es durch die fortschreitende Rigidität des Thorax zu einer respiratorischen Insuffizienz und kardialer Dekompensation.Therapeutisch steht im Vordergrund die Vermeidung von Traumata als Auslöser für die Entstehung extraossären Knochengewebes, insbesondere auch der Verzicht auf unnötige iatrogene Schädigungen durch Operationen, Biopsien und intramuskuläre Injektionen. Supportiv sind eine adäquate Hilfsmittelversorgung, psychologische Unterstützung und eine analgetische Versorgung erforderlich. Im Falle eines Traumas werden kurzfristig hochdosiert Glucocorticoide empfohlen, um das Risiko und Ausmaß der flare-ups und nachfolgender Verknöcherungen zu reduzieren. Ergänzend können NSAR hilfreich sein. Derzeit werden unterschiedliche neue Therapieansätze entwickelt. Am weitesten fortgeschritten ist dabei der Retinolsäure Rezeptor Gamma (RARg) Agonist Palovarotene, der durch Interferenz mit der ALK2 vermittelten Signalkaskade einen zentralen Punkt im Pathomechanismus der Erkrankung adressiert.