Molekulare Variabilität der monogenen peripheren Neuropathien
ZusammenfassungDie Charcot-Marie-Tooth-(CMT-)Erkrankungen, synonym zu den hereditären motorischen und sensiblen Neuropathien (HMSN), umfassen eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Traditionell wird zwischen demyelinisierender (CMT1, Dejerine-Sottas-Syndrom [DSS] und CMT4) sowie axonaler Form (CMT2) unterschieden. Bei etwa 70% der Patienten mit demyelinisierender Form liegt eine 1,4 Mb große Tandem-Duplikation im Chromosom 17p11.2-12 (CMT Typ 1A) vor. Die reziproke Deletion ist die häufigste Ursache der familiären rekurrierenden Neuropathie (HNPP, auch tomakulöse Neuropathie genannt). Die beiden Erkrankungen werden auf einen jeweils entgegengesetzten Gendosiseffekt des peripheren Myelinprotein-22-Gens (PMP22) zurückgeführt. Die intensive Forschung der vergangenen 11 Jahre hat zur Kenntnis von etwa 10 ursächlichen Genen und über 30 assoziierten Genorten geführt. Die Kenntnisse über die vielfältigen ursächlichen Gene haben auch zu einem differenzierteren Verständnis der häufig gemischt axonaldemyelinisierenden Phänotypen geführt. Die Analyse dieser Gene und Proteine wird zu weiteren Einsichten in die molekulare und zelluläre Basis des neuronalen Metabolismus und damit der peripheren Neuropathien führen.