Mechanismen neuropathischer Schmerzen am Beispiel der postherpetischen Neuralgie

2004 ◽  
Vol 23 (05) ◽  
pp. 269-273
Author(s):  
J. Schattschneider ◽  
G. Wasner ◽  
A. Binder ◽  
R. Baron

ZusammenfassungDie postherpetische Neuralgie ist eine häufige, mit schweren Schmerzen einhergehende Erkrankung. Anhand von Untersuchungen an Patienten und tierexperimentellen Daten zeigt sich, dass unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen der Entstehung dieser Erkrankung zugrunde liegen. Bei einem Teil der Patienten besteht eine pathologische Spontanaktivität sensibilisierter C-Fasern (irritable nociceptors). Hierdurch entstehen sekundäre Veränderungen im Bereich des zentralen Nervensystems, die dazu führen, dass die Aktivierung mechanosensibler Aβ-Fasern als Schmerz wahrgenommen wird. Dies führt neben Spontanschmerzen und einer Hitzehyperalgesie zu einer ausgeprägten Allodynie. Bei einer anderen Gruppe von Patienten kann die Entzündung zu einer selektiven Degeneration schmerz- und temperaturleitender Nervenfasern führen. Diese ist gefolgt von einer anatomische Reorganisation auf Rückenmarksebene, die wiederum in einer Aktivierung primär schmerzleitender Neurone durch mechanosensible Aβ-Fasern resultiert. Klinisch besteht eine ausgeprägte Allodynie sowie eine durch die Degeneration der C-Fasern hervorgerufene thermische Hypästhesie. Schließlich kann durch die Affektion peripherer Nervenfasern eine Sensibilisierung nozizeptiver Fasern auf noradrenerge Substanzen erfolgen, die ebenfalls zur Unterhaltung der Schmerzen mit beitragen könnte.

2004 ◽  
Vol 23 (05) ◽  
pp. 274-278 ◽  
Author(s):  
R.-T. Kiefer ◽  
K. Wiech

ZusammenfassungDie aktuellen Vorstellungen über pathophysiologische Mechanismen neuropathischer Schmerzen basieren wesentlich auf experimentellen Untersuchungen am Tier. Am Beispiel des Phantomschmerzes wird dargestellt, welche tierexperimentellen Befunde zur Erklärung neuropathischer Schmerzen beim Menschen herangezogen werden können. Neben pathologischen Prozessen im Stumpfbereich (z.B. Neurombildungen) und Fehlregulationen im sympathischen Nervensystem wurden vornehmlich schmerzassoziierte Auffälligkeiten in supraspinalen Strukturen untersucht. Untersuchungen mit Verfahren funktioneller Bildgebung zeigen, dass Phantomschmerzen mit Veränderungen der funktionellen Organisation im primären sensorischen und motorischen Kortex in Zusammenhang stehen, die den tierexperimentellen Befunden entsprechen.


1986 ◽  
Vol 06 (06) ◽  
pp. 225-233
Author(s):  
G. Pawlik ◽  
K. Herholz ◽  
I. Hebold ◽  
K. Wienhard ◽  
W.-D. Heiss

ZusammenfassungQuantitative Untersuchungen der regionalen Durchblutung, des regionalen Sauerstoffverbrauchs, der Sauerstoff extraktionsrate , des regionalen Blutvolumens und des regionalen Glukosestoffwechsels im Gehirn mittels Positronen-Emissions-Tomographie haben in den letzten Jahren die Kenntnisse über pathophysiologische Mechanismen im Verlauf regionaler zerebraler Durchblutungsstörungen erweitert. Besonders wichtig sind hier Entkopplungsvorgänge von Stoffwechsel und Durchblutung, wobei hohe Sauerstoff extraktionsraten auf eine Mangelversorgung noch vitalen Gewebes hinweisen, während regionale Durchblutungssteigerungen über den Stoffwechselbedarf meist irreversible Schäden anzeigen. Eine gesteigerte Glukoseaufnahme kann Ausdruck anaerober Glykolyse sein, die durch vermehrte Laktatproduktion das Gewebe weiter schädigen kann. Als wichtige Kompensationsmechanismen weisen gesteigertes Blutvolumen und mäßig gesteigerte Sauer stoff extraktion auf Verminderung der Sauerstoffreserve des Gewebes hin. Mit den dreidimensionalen quantitativen Methoden zur Messung physiologischer Parameter können auch funktionelle Inaktivierungen in morphologisch intakten Hirnregionen nachgewiesen werden, die für nicht lokalisierbare Ausfälle bei Insultpatienten verantwortlich sind und wahrscheinlich für die Rehabilitationsfähigkeit der Betroffenen Bedeutung haben.


Author(s):  
Denise Birk ◽  
Soheyl Noachtar ◽  
Elisabeth Kaufmann

ZusammenfassungEpilepsiepatienten leiden überdurchschnittlich häufig unter Kopfschmerzen. Dies gilt insbesondere für Patienten mit idiopathisch generalisierten und parietookzipitalen Epilepsien. Die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens von Kopfschmerzen und Epilepsie überschreitet dabei die rechnerische Koinzidenz, sodass von einer Komorbidität beider Syndrome auszugehen ist. Bestärkt wird diese Hypothese durch überlappende genetische Veränderungen sowie gemeinsame pathophysiologische Mechanismen. Bis zu 62 % der Patienten mit z. B. Parietal- und Okzipitallappenepilepsie (POLE) geben Kopfschmerzen an. Diese treten v. a. nach dem Anfall (postiktal) auf und manifestieren sich am häufigsten als Migräne-ähnlicher Kopfschmerz oder Spannungskopfschmerz. Seltener kommt es zu Kopfschmerzen vor (periiktal), während (iktal) oder zwischen (interiktal) epileptischen Anfällen. Bei transienten neurologischen Ausfallsymptomen mit begleitenden Kopfschmerzen ist differenzialdiagnostisch neben der Migräne an vaskuläre Ereignisse wie Synkopen oder eine transiente ischämische Attacke zu denken.


2021 ◽  
Vol 89 (04) ◽  
pp. 136

Depressionen können verschiedene pathophysiologische Ursachen haben. Diese sind jedoch noch weitgehend ungeklärt. Folglich gestaltet sich die Suche nach effektiven Therapien zur Behandlung von Depressionen als Herausforderung. Im Rahmen dieser Übersichtsstudie skizzierten die Autoren pathophysiologische Mechanismen der Depression.


Pijn Info ◽  
2004 ◽  
pp. 800-807
Author(s):  
N. T. van Dasselaar ◽  
W.R. Jansen ◽  
L. van der Drift ◽  
J.A. van Gemert ◽  
Th.J. Siemens ◽  
...  

2019 ◽  
Vol 236 (02) ◽  
pp. 145-149
Author(s):  
Angi Eibl ◽  
Hans-Georg Predel ◽  
Tanja Sanders ◽  
Jonas Zacher

ZusammenfassungDie neuronale Kontrolle des Blutdrucks wird über das vegetative Nervensystem vermittelt. In diesem Beitrag werden physiologische und pathophysiologische Mechanismen rekapituliert. Aufgabe der Blutdruckregulation ist die Erhaltung eines adäquaten Herzzeitvolumens und eines ausreichenden Perfusionsdrucks für die Organe. Beim Glaukom ist der okuläre Perfusionsdruck als Differenz zwischen systemischem Blutdruck und intraokulärem Druck entscheidend für die Versorgung des Sehnervs. So sind Patienten mit Normaldruckglaukom und niedrig eingestelltem Blutdruck gefährdet, eine Progression ihres Glaukoms zu erleiden. Auch beim primären Offenwinkelglaukom spielt der systemische Blutdruck eine Rolle. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit besonderem Augenmerk auf das nächtliche Dipping des Blutdrucks ist für alle Glaukompatienten empfehlenswert. Internisten und Ophthalmologen sollten sich der gegenseitigen Beeinflussung beider Krankheitsbilder bewusst sein und diese in die Auswahl der individuellen Therapiestrategien und -ziele einbeziehen.


2004 ◽  
Vol 39 (4) ◽  
pp. 274-280
Author(s):  
M Schmid ◽  
J Wehkamp ◽  
K R Herrlinger ◽  
E F Stange ◽  
K Fellermann

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